Fürth und Mainz

 

1070 km in 36 Stunden


http://l.yimg.com/os/mit/media/m/sports/images/team-logos/fbde/50x50/spvgg-greuther-fuerth-1093478.png SpVgg Greuther Fürth – FC Ingolstadt 04

25.10.2013, 2. Bundesliga, Trolli Arena, Endstand: 0:1

1. FSV Mainz 05 – Eintracht Braunschweig

26.10.2013, Bundesliga, Coface Arena, Endstand: 2:0

 

Tag 1

Franken statt Pott

Fürth Die Entscheidung für das Freitagabendspiel fiel zwischen Wattenscheid und Fürth, und bekanntermaßen zugunsten der Franken. Gründe hierfür waren… tja… ähh… klar: Die fränkische Küche, in Form der Empfehlungen zweier netter User des Clubfans-United-Blogs auf Grund unseres Interviews dort. Aber was fällt einem denn speziell zu Fürth ein? Gut, die Derby-Nähe zu Nürnberg, niedliche Arenanamen, Mike Büskens und kürzlich eine Saison Bundesliga für die ehemals Unaufsteigbaren, deren Name sich aus der Fusion der SpVgg Fürth und des TSV Vestenbergsgreuth ergab. Nicht bekannt war uns zu dem Zeitpunkt, dass dort ca. 120.000 Menschen leben, das Kleeblatt tatsächlich das Stadtwappen ist und die Stadtfarben Grün und Weiß sind. Zwischen Nürnberg und Fürth fuhr 1835 mit der Adler-Lok die erste Dampfeisenbahn in Deutschland. Bekannte Söhne der Stadt sind Altkanzler Ludwig Erhard und der spätere US-Außenminister Henry Kissinger.

Was Dunfermline für Wilhelmshaven ist Paisley für Fürth – nämlich schottische Partnerstadt. Zur Erinnerung: St. Mirren FC kommt aus Paisley, ebenso wie William Wallace, den Mel Gibson in Braveheart verkörperte. Nebenbei bemerkt könnte man den Stadtvätern und -müttern eine gewisse Schlüpfrigkeit bei der Benennung der Stadtteile unterstellen: Atzenhof, Poppenreuth, Ritzmannshof, Sack… um nur einige zu nennen.

Fürth Auf dem Weg vom Bahnhof zur Pension Central in der Katharinenstraße passierten wir gleich am Centaurenbrunnen einen netten kleinen Markt, die üppige Fußgängerzone, das von der Bauweise her recht interessante Rathaus und die Tanzschule Streng, vor deren Pforten bereits eine stattliche Horde Teenager wartete. Als wir nach unkompliziertem Bezug des gemütlichen Zimmers (Zweibett, 49,- inkl. Frühstück)  Richtung Stadion gingen und erneut dort vorbeikamen, schunkelten Mädchen und Jungen sich zu grausiger Musik mal mehr, mal weniger angestrengt übers Parkett – dank der riesigen und wegen des warmen Wetters teils geöffneten Fensterfront gut zu beobachten. In der Königstraße erwischten wir noch einen Shuttlebus, der uns allerdings schon nach wenigen Minuten am Friedhof rausließ. Der grün-weißen Menge folgend wurde schnell klar, dass der Getränkemarkt in unmittelbarer Nähe noch ein gutes Geschäft machte, frei nach dem Motto: Last drink before kick-off. In Braunschweig hat man da ja auch so seine Anlaufstellen, eigentlich eine schöne Routine.

Stimmungsschwankungen

Fürth In der Arena zeigte sich die Nordtribüne mit dem Stimmungsblock gut gefüllt, in den anderen Bereichen, auch  bei den Gästefans, zeigten sich dann doch Lücken, was bei einem Spiel des Tabellendritten gegen das Schlusslicht vielleicht nicht untypisch ist. Dennoch hatte ich mir für ein fränkisch-bayrisches Duell doch etwas mehr als 10.025 Besucher versprochen. Nach der Pleite gegen St. Pauli wollten die Gastgeber nun wieder Punkte sammeln, erlitten aber bereits in der 9. Minute einen weiteren Tiefschlag in Form des einzigen Treffers dieser Partie. Der auffällige Da Costa passte zu Groß, der per direktem Hackentrick Moritz Hartmann bediente – der kam aus eigentlich zu weit abgedrängter Position trotz Gegenspieler einfach zum Abschluss, und das Leder rutschte unter Keeper Hesl hindurch ins Netz. Anscheinend ein zu großer Schock für das Kleeblatt, denn bis zur Pause waren wenn überhaupt die Schanzer gefährlich. Trotzdem feuerte die Nordkurve ihr Team weiter an, während die Stimmung auf den Sitzplätzen teils fatalistische Ausmaße annahm – gut zu hören in unserem Video. Mit Pfiffen wurden die Fürther in die Pause verabschiedet.

Fürth Im zweiten Durchgang verstärkten die Grün-Weißen ihre Offensivbemühungen und kamen auch zu Chancen, die aber kläglich vergeben wurden: Einmal aus 3 Metern übers Tor (Füllkrug), einmal aus 5 Metern Torwart Özcan aufs Knie geköpft (Mudrinski). Auf der anderen Seite verpasste Eigler die Entscheidung, als er sich frei vor Hesl den Ball durch einen mitgelaufenen Fürther vom Fuß spitzeln ließ. Für den unrühmlichen Abschluss sorgte Almog Cohen, als er kurz vor Schluss Gießelmann unnötig außen an der Mittellinie abräumte und dafür Rot sah. Kurz darauf war der gebrauchte Tag für die Hausherren gegessen, nicht jedoch ohne neben anerkennendem Applaus auch Pfiffe der eigenen “Fans” zu kassieren. Die 300-400 mitgereisten Ingolstädter durften hingegen mit ihrem Team am 12. Spieltag den dritten Dreier der Saison feiern, verbleiben aber, wie auch die SpVgg (3.), auf dem vorher innegehabten Platz (18.) . Das als Info für die Leserschaft, die die Zweitligatabelle nicht mehr so intensiv verfolgt…

Epilog I

Fürth Der Fanabmarsch gestaltete sich doch dichter als gedacht, sodass wir erstmal im Windschatten eines Polizeifahrzeugs stehenblieben. Und wie wir so da rumlungern, fragte doch der erste Fürth-Fan: “Na, alles im Blick?” Noch während wir uns fragend ansahen kam prompt die Lösung in Form eines weiteren Kommentars: “Schau an hier, Zivibullen…” Und so ging es weiter. Nach dem fünften Statement brach sich meine Empörung Bahn, und prompt sollte alles nur ein Scherz gewesen sein. Wer´s glaubt. Tss…! Dann war es aber endlich an der Zeit, sich dem Kulinarischen zu widmen. Hierzu fanden wir nach erträglichem Fußmarsch die Gustavstraße, ihres Zeichens Zentrum der hiesigen Restaurant-, Café- und Kneipenmeile, wo wir in das historische Gasthaus “Grüner Baum” einkehrten. Hier beschloss eine kleine Portion Fränkisches Krustenschäufele mit Kloß und Sauerkraut den Tag, begleitet von einem Krug Tucher hell und abgerundet durch einen Obstbrand. Gigantisch.

 

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Tag 2

Komplikationen – mal wieder

Mainz Bis 10:30 Uhr war die Welt in Ordnung. Frühstück lecker, schöner Weg zum Bahnhof – doch dann ließ die Anzeigetafel auf dem Gleis wissen: Zug hat heute 15 Minuten Verspätung. Bei 6 Minuten Umstieg in Nürnberg sah das schonmal ganz schlecht aus. Also gleich nach Würzburg? Die Bahnangestellte auf dem Gleis gefragt – der erste Fehler. Die machte uns wenig Hoffnung, ohne Neuzahlung davonzukommen, und brabbelte was von Eigenschuld – wie bitte? Besagter Zug war randvoll, trotzdem rein – und wieder raus, weil das irgendwie doch unsicher schien. Fehler Nummer zwei. Also doch nach Nürnberg, um von dort nach einer Stunde Wartezeit über Würzburg nach Frankfurt zu fahren. Immerhin kamen wir so, gemäß der oben erwähnten Spezialitätenaufzählungen in den Genuss einer Kolb-Breze mit Butter, sehr zu empfehlen. Aber die Erkundung von Mainz und vor allem die erste Halbzeit des heutigen Spiels konnte auch die nicht ersetzen, denn quasi zum Pausenpfiff erreichten wir nach sehr gründlicher Einlasskontrolle erst den Gästeblock. Natürlich wussten wir vom frühen Gegentor durch Okasaki, ahnten aber angesichts der ersatzgeschwächten o5er und der für gewöhnlich stärkeren 2. Hälfte der Eintracht noch nichts Böses.

Mainz? Mainz?

Doch wollen wir unseren Blick erstmal auf Mainz richten. Während für Fürth ja maßgeblich der Fußball präsent ist, fallen einem zur lediglich durch den Rhein von der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden getrennten rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz ja schon noch andere Dinge ein. Karneval natürlich, ZDF (Fernsehgarten), Wein, Handkäs mit Musik… Das Stadtwappen mit dem Mainzer Rad ist in Rot und Weiß gehalten, die Einwohnerzahl liegt bei 201.000 und von hier stammen u.a. Buchdrucker Johannes Gutenberg, Moderator Heinz Schenk und: Franco Foda, dessen Name tatsächlich auf Portugiesisch laut Internet-Übersetzer “französisch fi**en” bedeutet. Manchmal stimmen Gerüchte eben doch.

Man kann sich wohl vorstellen, dass die Zeit nicht mal für ein Foto des Bahnhofs gereicht hat. Dort trafen wir noch zwei verspätete BTSV-Fans, deren Fanbus unterwegs liegenblieb, und nahmen gemeinsam ein Taxi zur hiesigen Arena, die wie so viele ihrer Leidensgenossinnen mitten in trostlose Einöde gezimmert wurde. Einträchtigen Dank nochmal für die Einladung!

To make a long story short

Mainz Die restlichen 45 Minuten sind dann auch schnell erzählt. Viel Ballbesitz für Braunschweig (hat man ja nicht so oft), aber nichts Zwingendes. Mainz stand tief, lauerte auf Konter, und die bekamen sie auch. Die recht muntere Fankurve und auch die Klatschpappenzuschauer (sic!) auf den Tribünen konnten dann in der Konsequenz das entscheidende 2:0 feiern, wieder durch den gefälligen Okasaki. Nachdem die Gästefans sich die letzten 10 Minuten des Spiels schon gedanklich und gesanglich Richtung Derby am 08.11.13 orientierten, wurde nach Abpfiff doch nochmal die Mannschaft gewürdigt, die sich dann prompt samt Trainer zur Gästekurve begab. Ja, und das war es irgendwie auch schon…

Epiloge II + III

Der Epilog II lautet für diese Partie: Mit den eigenen Waffen geschlagen. Wieder keine Punkte gegen einen Gegner, der wie Schalke zuletzt nicht besser war. Frühes Zeitspiel und unnötige Provokation zeigten, wie sehr den 05ern nach einem Punkt aus den letzten sieben Spielen der Stift gegangen sein dürfte. Glücklicherweise ist der Relegationsplatz weiterhin nur 3 Punkte entfernt.

Epilog III: Auf Grund der eng getakteten Heimreise per ICE, die im Bistrowagen stattfand (unsere Vorliebe dafür dürfte mittlerweile bekannt sein), wird sich ein erneuter Besuch in Mainz nicht vermeiden lassen. Vielleicht ja auch nochmal mit der Eintracht – und zeitlich deutlich großzügiger, schließlich müssen doch irgendwo auch schönere Seiten als die erlebten zu entdecken sein…

 

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Ingolstadt & Augsburg

 

Alles für den Aufstieg! Zwei Tage in Bayern

 FC Ingolstadt 04 – Eintracht Braunschweig

26.04.2013, 2. Bundesliga, Audi Sportpark, Endstand: 0:1

Wahnsinn. Wo soll man jetzt anfangen zu berichten, nach diesem Erlebnis. Wahnsinn.Um es vorweg zu nehmen: Eintracht Braunschweig ist nach 28 Jahren, vielen tiefen Tälern und wenig sportlichen Höhen endlich wieder erstklassig. Das heißt Bundesliga!!! Wahnsinn. Doch es ist geschafft. Es folgt der Versuch einer chronologischen Beschreibung dieses Tages.

Ingolstadt Abreise um 7:54 in Braunschweig, drei Personen und ein Fahrrad machten sich per Regionalexpress auf den Weg, um zum zweiten Mal in drei Jahren in Bayern aufzusteigen. Doch die Vorzeichen waren schlecht. Schon in Hannover hatte der IC eine Stunde Verspätung, sollte das nun ein gutes oder schlechtes Omen sein? Die Anschlusszüge waren jedenfalls weg. Immerhin durften wir mit unseren Tickets dann unbehelligt irgendwie weiterfahren, sodass wir schließlich in der Weltstadt Treuchtlingen landeten, von wo aus nach weiteren 50 Minuten Wartezeit ein RE nach Ingolstadt fuhr. Nach 7,5 Stunden endlich(!) betraten wir Ingolstädter Boden. Kein Foto-Spaziergang durch die Altstadt, statt dessen eilten wir zu Fuß zu unserer Pension, der Torkel-Stube, wo eigentlich die Zusammenkunft mit den Autofahrern unserer Gruppe stattfinden sollte. Für das direkt am Bahnhof gelegene alte Tuja-Stadion des FC Ingolstadt hatten wir kein Auge, einchecken war jetzt wichtig, gerade angesichts der fortgeschrittenen Zeit.

Ingolstadt Als die Formalitäten erledigt waren, wurde sich für die Anreise zum Stadion entschieden, wo wir uns letztlich zu einer über 15köpfigen blaugelben Schar zusammenfanden. Die Stimmung am Sportpark war volksfestähnlich. Es gab Sonnenschirme, Tische und Bänke sowie eine Getränkebude, Gastgeber und Gäste stimmten sich gemeinsam auf das nahende Spiel ein. Um 18 Uhr war es dann soweit. Über 2.200 Braunschweiger unter den 9471 Anwesenden gaben stimmgewaltig ihrer Hoffnung Raum, hier den ganz großen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Ingolstadt wollte den Klassenerhalt auch rechnerisch festmachen und hielt spielerisch gut mit, jedoch war meist am 16er Endstation. Vieles spielte sich im Mittelfeld ab, Torchancen in Durchgang eins blieben Mangelware, lediglich Bohl deutete einen Torschuss per Direktabnahme an. In der 45. Minute dann Schiri Petersens großer Auftritt durch Arbeitsverweigerung. FCI-Schlussmann Özcan rammt den durch die Abwehr gebrochenen Ademi durch Bodycheck aus dem Strafraum, ohne auch nur ansatzweise zum Ball zu gehen. Ein klarer Elfer, doch es passierte nichts. Nada. Nothing. Rien. Somit stand zur Pause die Null – auf beiden Seiten des Doppelpunkts.

Ingolstadt

Weit vor Wiederanpfiff schickte Lieberknecht seine Elf wieder auf den Rasen, und die legte zunächst eine Schippe drauf und übernahm die Spielkontrolle. Jedoch sprang auch so kein Treffer heraus, und Ingolstadt wurde wieder stärker. Beinahe hätten sie durch einen abgefälschten Schuss die Führung erzielt, doch Petkovic hielt im Fallen in die falsche Ecke noch hervorragend mit dem Fuß. Schwein gehabt! Mit der Zeit wurde die sehr gute Stimmung im Gästebereich etwas weniger, denn je näher der Abpfiff rückte, desto mehr scheinen Gedanken wie “Wieder nur ein Punkt”, “Und dafür fahre ich so weit” oder “Das wird doch nix mehr” durchzukommen. Ich für meinen Teil kann mich noch entsinnen, wie ich, während die Nachspielzeit von 4 Minuten verkündet wurde, vor mich hinsagte: “Das reicht uns”. Da hatte ich aber noch keine Ahnung, wofür. Selbst als der Unparteiische in der 92. Minute Freistoß für ein Foul an Merkel gab und Dogan und Vrancic sich den Ball hinlegten, muss ich gestehen, dass ich dachte: “Lass Dogan schießen, der hatte die gefährlicheren Dinger bislang”. Kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt, und wie. Der vielgescholtene Damir Vrancic, dessen Kritiker trotz seiner zuletzt starken Leistungen nicht verstummen wollten, streichelte die Kugel unhaltbar in die rechte obere Ecke! Freut mich für ihn, nebenbei angemerkt.

Aber was nun passierte, ist nicht annähernd in passende Worte zu fassen. Die Gästekurve explodierte, ohrenbetäubender Jubel, alles schrie, Körper sprangen, taumelten umher, ich wurde gefühlt auf 3×3 Metern herumgeschleudert, Hände berührten sich, versuchten abzuklatschen, hielten jemanden fest; man warf sich jemand Bekanntem in die Arme, überall freudig verzerrte Gesichter, Blicke zwischen unfassbarem Glück und Ungläubigkeit… Vielleicht wiederhole ich mich: Wahnsinn. Einfach Wahnsinn. Und pure Freude. Und dann erste Tränen um mich herum (Dieses gefundene Video passt witzigerweise sehr gut dazu). Das war´s doch, das muss es gewesen sein! Die Fans sangen laut von Liga eins. Warum pfiff der Typ nicht ab? Bengalos wurden gezündet, wie durch ein Wunder überlebten alle (Vorsicht, Ironie!). Immer noch war nicht Schluss, quälende Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Dann ein Pfiff. Nochmal Freistoß. Und immer noch Gesang.
Eine Sekunde.
Zwei Sekunden.

Ingolstadt Dann wieder ein Pfiff, kaum hörbar: Petersen drehte sich zum Anstoßpunkt – und die Kurve bebte erneut. Dieses Video zeigt die letzten Sekunden des Spiels inklusive Schlusspfiff. Eintracht ist wieder da. Erste Liga. Kneift mich. Ist das geil. Jetzt nur noch feiern – ach ja, ging ja nicht so richtig. Sofort nach dem Tor marschierte Polizei vor den Gästeblocks auf, und nach Spielende spulte der Stadionsprecher sein halbstündiges Programm ab, als ob es ein normales Heimspiel war: Gelaber ohne Ende, die ganze Zeit Dudelmusik, usw. Man verstand kaum ein Wort von dem, was Vorsänger, Trainer oder Spieler durch die diversen Megaphone den Fans zuriefen. Dazu rannte so ein einheimischer Spaßbremser im Anzug rum und verbot hier mal dies und dort mal das. Trotz aller Freude war das eine ganz schwache Nummer von den Verantwortlichen in Verband, Verein und Polizei, muss man leider so sagen. Dennoch haben wir sicher das Beste draus gemacht, es werden wohl alle genug Material gesichtet/gehört haben. Die meisten Ingolstädter waren schon gegangen, da ging die Party an der Bierbude weiter. Später am Abend trafen wir uns in Zimmer 5 der Torkel-Stube und sahen uns gemeinsam die Sport1-Berichte an. Erst da bekam ich allmählich eine Ahnung, was dieser Tag bedeutet, bedeuten wird, obwohl man ja schon länger mit dem Aufstieg rechnen durfte. Hatte ich es erwähnt? Wahnsinn. Und der endete, wenn auch nur vorübergehend, für einige erst in den frühen Morgenstunden.

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 FC Augsburg – VfB Stuttgart

27.04.2013, Bundesliga, SGL Arena, Endstand: 3:0

Ingolstadt Der Tag begann mit einem einfachen, aber schmackhaften Frühstück, zu dem tatsächlich fast alle anwesend waren. Nebenbei konnte man noch prima mit dem Pensionsbetreiber plauschen, der zufällig glühender Ingolstadt-Fan ist und auch die Auswärtsfahrten organisiert. Mit scharfem Verstand hatte er uns schon kurz nach unseren Zimmerbuchungen als Eintracht-Fans enttarnt, stellte uns aber trotz der Niederlage nicht die Koffer vor die Tür. Grüße an dieser Stelle! In seinen Ausführungen steckte durchaus Substanz, und so erfuhren wir einige historische Fakten über die Stadt und den Club, unter anderem auch, dass „Schanzer“ tatsächlich von „verschanzen“ stammt, denn Ingolstadt war das Refugium eines bayerischen Herrschers für den Krisenfall.

Ingolstadt Nach umfassender Verabschiedung teilte sich die Gruppe wieder. Unser dritter Mitreisender nahm das Rad nach Augsburg, und wir nahmen mit einem weiteren Zugfahrer, der allerdings nach Berlin musste, den Fußweg zum Bahnhof. Zwischenhalt war dann doch noch das alte Tuja-Stadion des FCI, das inzwischen wieder ESV-Stadion heißt. Ein Tor stand zum Glück offen, so dass wir einige schöne Bilder dieser charmanten Spielstätte mit unüberdachter Stehplatzgegengeraden und Sitzschalen machen konnten. Der optimalen Anbindung ans Bahnhofsgelände trauert die Polizei in Sachen Transport und Geleit von Gästefans bestimmt heute noch hinterher…

Augsburg Knapp eine Stunde später entstiegen wir am Hauptbahnhof in Augsburg dem Regionalexpress und schlossen unser Gepäck ein. Einige Stuttgarter waren bereits vor Ort und wurden schon Richtung City geleitet, sodass wir eines der letzten Fächer ergatterten. Da wir noch keinen Zeitdruck hatten, klemmten wir uns erst mal hinter die Stuttgarter, doch deren Marsch endete bereits am Königsplatz, wo sie in 5minütig fahrende Sonderbahnen verfrachtet wurden. Dadurch ergab sich ein immenser Straßenbahnstau, sodass wir bequem hinterherkamen und so einige Ausschnitte der schönen Seiten der Stadt genießen konnten. Die Augsburger Prachtbrunnen und die Basilika Sankt Ulrich und Afra mit der direkt angrenzenden Ulrichskirche seien da erwähnt. Irgendwann stiegen wir dann in eine der Bahnen ein, da die Zeit knapper wurde – schließlich mussten wir auch noch das Ticket für den Radfahrer hinterlegen, da der es nicht rechtzeitig schaffte.

Doch frisch an der Arena angekommen, galt es zunächst die schnellste Fahrgelegenheit zum Bahnhof zu ermitteln, denn unser Zug (der letzte für den Tag) fuhr bereits um 18:03 Uhr, und das Stadion liegt ja nun doch etwas ab vom Schuss. Nach Gesprächen mit einem Parkplatzeinweiser und einer jungen Dame in ungeklärter Funktion hatten wir ausreichend Information gesammelt, zwischen Tram und Taxi entscheiden konnten wir uns ja später noch. Das Ticket durfte übrigens problemlos an der Sonderkasse hinterlegt werden, ein guter Service. Jetzt also konnten wir Richtung Einlass schlendern, und nach nicht nennenswerter Kontrolle wollten wir ein frisches Bier trinken. Das gestaltete sich leider nicht so einfach, denn in Augsburg setzt man auf eine aufladbare Plastikkarte. So langsam braucht man als Fußballreisender schon ein großes Kartenetui für all´ diese vermaledeiten Karten. Ist es denn nicht möglich, ein universell einsetzbares Modell zu schaffen? Und wo wir grad dabei sind, diese Beutelschneiderei mit Preisen von 3.95 Euro oder so bei Aufladungspflicht von „ausschließlich runden Beträgen“ kann auch gerne aufhören.

Augsburg

Aber gut, falls man kommende Saison hier nochmal zu Gast sein sollte, ist man wenigstens vorgewarnt. Der FC Augsburg konnte an diesem Tag so ziemlich den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herstellen, dazu wurden lediglich 3 Punkte gegen den VfB Stuttgart benötigt. Und die Partie begann äußerst temporeich.

Augsburg Schon in der ersten Minute hatten beide Mannschaften je eine Chance zu verbuchen – so wollten wir das sehen. Kurz tauschten wir Blicke á la „Na das wird ja lustig kommende Saison“, bevor es munter weiter ging. Die ersten 45 Minuten blieb es bei einem tollen, kurzweiligen Schlagabtausch, sehr auffällig auf Seiten der Gäste war Ibrahima Traoré. Schwer im Griff zu behalten, der Mann. Ibisevic tendierte dagegen Richtung Stehgeiger. Auf Augsburger Seite gefielen Ji und Werner. Tragische Figur des Spiels war ganz klar Stuttgarts Niedermeier, der nach einem Hammerschuss aus kurzer Distanz ins Gesicht noch zwei weitere Einschläge in derselben Trefferzone hinnehmen musste. Kurz vor der Pause kam dann endlich der Radler an, es gab wohl leichte Orientierungsprobleme vom Bahnhof zur Arena. Beim Halbzeitstand von 0:0 vermisste ich im Gegensatz zu gestern die Tore nicht, aber das hatte wohl auch mit der sehr unterschiedlichen persönlichen Haltung zum jeweiligen Spiel zu tun.

Augsburg Umso schöner war es, dass im zweiten Durchgang dann noch drei Treffer fielen. Den ersten markierte Mölders nach einer Ecke von Werner per Kopf (61.), den zweiten, einen sehenswerten Heber vom eingewechselten De Jong über Ulreich (83.) sahen wir gerade noch so, denn kurz darauf eilten wir zum Taxistand, um den Massen und der damit einhergehenden Verstopfung der Parkplatzausfahrt durch 30.660 Besucher zu entgehen – schweren Herzens, aber die Dringlichkeit den Zug zu erwischen war irgendwie stärker… Das 3:0 durch Ji (86.) erlebten wir immerhin noch akustisch. Verdienter Sieg.

Die Rückfahrt begann wie geplant, auch der 4-Minuten-Umstieg in Mannheim klappte. Jedoch gönnte uns eine Signalstörung kurz vor Hannover den verdienten Feierabend nicht. Anschlusszug weg, statt dessen 20 Minuten warten am Infopoint und dann mit dem Großraumtaxi nach Braunschweig. Und da am Bahnhof um nach 2 Uhr nachts anzukommen wenn man noch weiter muss ist auch kein Zuckerschlecken… Wie ist denn das nun mit neuen Nachtbussen?

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