WOB – Portsmouth

 

 VfL Wolfsburg – Portsmouth FC  

04.12.2008, UEFA-Cup Zwischenrunde Gruppe E, Volkswagen Arena, Endstand: 3:2

Tore: 1:0 Džeko, 3. ; 1:1 Defoe, 11. ; 1:2 Mvuemba 15. ; 2:2 Gentner, 23. ; 3:2 Misimovic, 74.
Zuschauer: 21.015

Wolfsburg Ein ehemaliger Arbeitskollege, den ich schon länger nicht gesehen hatte und der ebenso wie ich gewisse Sympathien für den Fussball von der britischen Insel hegt, rief mich einen Tag vor dem Spiel an und fragte mich ob ich ihn begleiten würde, er hätte zwei Tickets bei einem Gewinnspiel einer regionalen Zeitung gewonnen. Natürlich konnte ich da nicht Nein sagen, auch wenn ich mir mein erstes Europapokalspiel natürlich mit Braunschweiger Beteiligung gewünscht hätte. Aber zum einen sah es grundsätzlich ziemlich düster diesbezüglich aus und zum anderen war die Verlockung einfach zu groß den ehemaligen Arbeitskollegen endlich einmal wiederzusehen und gemeinsam mit ihm den Portsmouth FC zu unterstützen.

Frühzeitig fuhren wir zur Arena um möglichst viel Stimmung von den mitgereisten Pompey-Anhängern mitzubekommen, wurden allerdings etwas enttäuscht, da sich die meisten Fans wohl noch auf dem Weg nach Wolfsburg befanden. Vor dem Eingang wurden von vielen Helfern fleißig Flyer für das am kommenden Wochenende anstehende “Derby” der Grün-Weißen mit den Roten aus der Landeshauptstadt verteilt und während ich mich schon darauf vorbereitete dem Verteiler ein paar herzliche Worte zum Thema “Derby” mit auf den Weg zu geben, ereignete sich direkt neben mir folgende Situation: Ein kleiner Junge mit VfL-Schal nimmt einen dieser Flyer entgegen und fragt seinen Vater, ebenfallls mit Schal in grün und weiß: “Papa, gehen wir am Sonntag auch zu diesem Derby?” – Vater: “Junge, das ist leider kein richtiges Derby, die Hannoveraner haben doch nur ein Derby mit Braunschweig.” – Junge: “Das ist aber doof. Warum schreiben die das dann auf den Zettel? Mit wem haben wir denn dann ein Derby?” – Vater: “Das kann ich dir leider nicht genau sagen, ich glaube wir haben keins…” In dem Moment war ich leider bereits an der Reihe und musste mein Ticket in die dafür vorgesehene Öffnung am Einlass stecken. Auf dem Display erschien das Wort “Ehrengast” und während ich mich innerlich kaputtlachend zu dem Vater mit seinem Sohn umdrehte, waren diese leider schon mit der Menge Richtung Tribünenaufgang verschwunden. Was für ein Auftakt in diesen Abend.

Auch wir nahmen kurze Zeit darauf unsere Plätze in der Nähe zum Gästeblock ein und mussten feststellen, dass dieser immer noch spärlich gefüllt war. Allerdings galt dies für die gesamte Arena. Erst mit Beginn der Partie ändert sich dies geringfügig und nachdem einige Sekunden gespielt waren, tauchten auch die Gästanhänger in ihrem Block auf – der Großteil trotz der kalten Temperaturen Oberkörper frei und ihr bekanntes “Play up, Pompey!” lautstark singend. Dank des zahlreichen Erscheinens der Engländer fanden sich so schließlich doch noch insgesamt 21.015 Besucher zu diesem Spiel ein, dass für Portsmouth – nach einer Niederlage bei Sporting Braga zum Auftakt und einem Unentschieden daheim gegen den AC Milan – bereits zum Endspiel um einen möglichen Einzug in die K.O.-Runde geworden war.

Nach 3 Spielminuten erhielt diese Hoffnung bereits einen ersten Dämpfer, als Edin Džeko eine Gentner-Flanke völlig freistehend zum 1:0 im Tor versenkte. Englands Nationaltorwart Kevin James im Gästetor sah dabei allerdings genauso unglücklich aus, wie seine namentlich eigentlich klangvolle Hintermannschaft um Sol Campbell, Glen Johnson oder Sylvain Distin. Doch der aktuelle englische FA Cup-Sieger schlug mit der ersten halbwegs vernünftigen Torchance zurück. VfL-Keeper Diego Benaglio lenkte eine eigentlich harmlose Davis-Flanke genau vor die Füße von Jermain Defoe, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und zum Ausgleich einschob (11.). Der Auswärts-Mob tobte nun natürlich gehörig und nachdem vier weitere Minuten gespielt waren, drohte er gar förmlich zu explodieren. Der Franzose Arnold Mvuemba fasste sich aus etwas mehr als 20 Metern ein Herz und traf zum 1:2. Doch die Freude wehrte nur ganze acht Minuten. Dann war nämlich der Vorbereiter des 1:0, Christian Gentner, zur Stelle und besorgte per Rechtsschuss, der an Freund und Feind vorbei ins lange Eck fiel, den 2:2-Ausgleich für die Wölfe. In der Folge ergaben sich noch einige weitere Chancen auf beiden Seiten, doch weder Defoe (31.) noch Džeko (34.) hatten mit ihren Versuchen Erfolg und so ging es mit dem Remis in die Kabinen.

Nach der phasenweise berauschenden ersten Hälfte, entwickelte sich in Halbzeit 2 ein eher taktisch geprägter Kick. Wolfsburg stand tief und ließ die zum Siegen verdammten Engländer kommen. Die beste Chance vergab dann nach 53 Minuten Pompeys kroatischer Spielmacher Niko Kranjčar, der mit einem exzellenten Freistoss an der Latte scheiterte. Viel mehr Torgefahr entwickelte der englische Meister von 1949 und 1950 allerdings nicht und in Minute 74 war es dann Kevin James, der das Spiel zu Ungunsten seiner Mannschaft entschied, als er einen an sich harmlosen Rückpass genau in die Füße von Misimović spielte, der ihn daraufhin umkurvte und den Ball im leeren Tor unterbrachte. In der 80.Minute konnte James dann zwar noch einen Elfmeter von Misimović parieren, dennoch war dieses Spiel verloren und der Portsmouth FC ausgeschieden, während der VfL Wolfsburg das Ticket für die K.O.-Runde sicher hatte. Dort sollten die Retortenstädter dann allerdings in Runde 1 sang- und klanglos an Paris St. Germain scheitern.

Die Spieler aus Portsmouth wurden von ihren Anhängern noch mit aufmunterndem Applaus verabschiedet und auch wir stimmten mit ein, schließlich hatten sie zumindest 60 Minuten alles für ein wirklich ansehnliches Fussballspiel getan – die Anhänger des Werksclubs dagegen schlichen nach Hause als hätten sie gerade einen unbedeutenden Freundschaftskick gewonnen…Ohne Worte. e.b.

Hier noch einmal kurz die Tore des Spiels (allerdings in recht bescheidener Qualität).