- Malmö, Borås, Karlstad, Degerfors und Stockholm (SWE)

 

Südschweden im Sommer oder: Thank you for the music

 

Malmö FF – FK Ventspils

16.07.2014, CL-Qualifikation 2. Runde, Swedbank Stadion, Endstand: 0:0

IF Elfsborg – Inter Baku

17.07.2014, EL-Qualifikation 2. Runde, Borås Arena, Endstand: 0:1

Carlstad United – IFK Åmål

18.07.2014, Schwedischer Pokal 1. Runde, Klasmossen Idrottspark, Endstand: 3:1 n.V.

Degerfors IF – Syrianska FC

19.07.2014, Superettan, Stora Valla, Endstand: 2:0

Hammarby FK – Östers IF

20.07.2014, Superettan, Tele2 Arena, Endstand: 3:0

 

Tag 1: Hejhej Malmö!

Ein traumhaftes Wetter nahm uns in Empfang, als wir nach ca. 7,5 Stunden Zugfahrt vor die Malmöer Centralstation traten. Keine Stunde später hatten wir in unserem Hotel eingecheckt und mit Hilfe des Eiswürfelautomaten auf dem Flur die auf der Fähre erworbenen Bierdosen kaltgestellt – etwas untypisch vielleicht im Badmülleimer, aber Not macht schließlich erfinderisch. Nun konnte das Sightseeing starten, und als durchaus praktisch stellte sich die nördliche Lage des Hotels heraus. Da das Stadion von Malmö FF recht südlich liegt, konnte man entspannt quer durch die Stadt tingeln.

Malmö Alles überragend und dadurch weithin sichtbar ist der Turning Torso, so etwas wie das neue Wahrzeichen der Stadt. Auch durchaus zurecht, denn das Hochhaus ist mit 190 Metern nicht nur das höchste Gebäude Skandinaviens, sondern seine Fassade ist zudem über alle 54 Etagen um 90 Grad(!) gedreht.

Auch sehr beeindruckend ist die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Malmö verbindet.

Das Malmöhus ist eine alte, klassische Burganlage mit Graben drumherum, deren Vorgängergebäude 1434 von Erich von Pommern errichtet wurde. Hierin und im näheren Umkreis sind heute einige Museen angesiedelt. Besonders charmant (und vor allem lecker) ist der kleine Fischmarkt neben dem Kommandantenhaus, wo täglich von 8-13 Uhr Frisch- und Räucherfisch abverkauft wird.

Malmö In der Innenstadt gibt es noch viele Altbauten und sogar Fachwerk, weswegen zum Beispiel der Rathausplatz ganz schön anzusehen ist. Aber auch der Lilla Torg (Kleiner Markt) liegt in schönem Ambiente und ist wohl deswegen rundum gesäumt mit Cafés und Pubs, hier herrscht munteres Treiben. Bedienung ist übrigens nicht immer angesagt, in vielen Lokalen bestellt man an der Theke und kriegt die Order dann entweder über den Tresen geschoben oder an den genannten Tisch gebracht.

Vorbei an nicht wenigen Grün- und Parkanlagen gelangten wir an den Triangeltorget, einen Platz, der eigentlich nicht sonderlich erwähnenswert ist. Aber angesichts des Brunnens dort, bei dessen Figuren das Wasser vor allem aus den Augen läuft, und den noch frischen Eindrücken der WM kann ich nicht umhin zuzugeben, dass dies für uns fortan der “Brasilianische Brunnen” war.

Nun aber zum Fußball

Malmö Nördlich und südlich des nahegelegenen Pildammsparken befinden sich also die drei Objekte unserer Begierde. Zunächst passierten wir den Malmö Idrottspark, wo der amtierende Schwedische Meister des Damenfußballs, der FC Rosengård, seit der Abspaltung von Malmö FF in 2007 beheimatet ist. Zum Glück heißen die nicht mehr “Lait de Beauté FC Malmö”, nach einem Premiumprodukt des ehemaligen Sponsors aus der Kosmetikbranche… In die Schlagzeilen kam der Club jüngst durch die Verpflichtung der Brasilianerin Marta. Der IP ist ein schnuckeliges altes Stadion mit vier Holztribünen, leider blieb uns nur ein oberflächlicher Einblick durch die Umzäunung vergönnt.

Beim Durchqueren des Parks gelangten wir bereits zu ersten Erkenntnissen über die Schwedische Kultur. Zunächst: Gejoggt wird zu 99% in schwarzer Kleidung. Dann: Es gibt öffentliche Fitness”studios”, also eine Ansammlung von Kraftgeräten, die frei nutzbar bereitstehen. Dies ließ uns zu der Theorie gelangen, dass der Schwede an sich scheinbar ein viel gesünderes Verhältnis zum Gemeinwohl habe und wir fragten uns, ob diese Geräte in Deutschland einen Sommer überstehen würden. Im weiteren Verlauf der Reise sollte sich diese Theorie immer mehr bestätigen – allein wie die Städte aussehen, wie wenig Vandalismus, Vermüllung, Hundekacke und dergleichen auftritt. Naja, und vom hervorragenden Sozialsystem in Schweden hat man ja sicher auch schon gehört. Vielleicht bedingt das eine ja das andere und zufriedenere Menschen zeigen weniger abweichendes Verhalten, wer weiß.

Malmö Aber zurück zum Wesentlichen, zum runden Leder. Das ehrwürdige Malmö Stadion lag als nächstes auf unserem Weg. Es wurde zur WM 1958 gebaut und dort fand u.a. das Gruppenspiel Deutschland – Argentinien (3:1) vor fast 31.000 Zuschauern statt, was heute noch Besucherrekord bedeutet. Zum Lokalderby gegen Helsingborgs IF 1967 kamen gut 1.500 weniger. Ein sehr schönes Stadion wegen seiner ansprechenden Architektur, die ein wenig an die gute alte Jaguarbahn auf dem Rummel erinnert. Seit 2009 finden hier jedoch nur noch Leichtathletikevents und größere Konzerte statt, da Malmö FF in dem Jahr in das fertiggestellte Swedbank Stadion umzog, also keine 100 Meter weiter.

Malmö


Ein Spiel zum Vergessen und der Abend danach

Malmö Malmö An den Zugängen hatten sich nun doch lange Schlangen gebildet, so dass wir nun auch unseren Blockeingang aufsuchten. Dummerweise hatte der aber heute gar nicht auf und man wurde auf die Haupteingänge verwiesen. Ein leichter Hauch von Provinz umwehte in dem Moment das CL-Qualifikationsspiel. Zum Glück wurde auf Kontrollen weitestgehend verzichtet, sodass es dann doch schneller ging als befürchtet – dennoch saßen wir aber erst kurz vor Anpfiff auf unseren Plätzen. Was wir da aber nicht wussten war, dass etwas Verspätung die Nerven geschont hätte, denn was die beiden Teams da auf den Rasen brachten, bestätigte nur die Notwendigkeit von Quali-Runden. Unverblümt gesagt: Es war ein unfassbar verkrampftes Gegurke vor 8831 Zuschauern, dass wir so nicht erwartet hatten und was sich folglich mit 0:0 in die Pause stolperte. Doch es kam noch schlimmer. Bereits kurz nach der Pause lag der erste Ventspilser tatsächlich mit Krämpfen danieder, und das obwohl dort die Saison läuft, vielleicht ja auch gerade deswegen. Wenig später folgte der nächste, und so ging es den Rest der Partie mit vielen Unterbrechungen weiter. Vielleicht war das aber auch die Taktik, denn Malmö zeigte sich nicht in der Lage, das Heft in die Hand zu nehmen und Kapital aus diesen Schwächen zu schlagen. Völlig zurecht schrieb eine Zeitung am Morgen danach: “Hatten die Gäste permanent körperliche Krämpfe, so hatten die Gastgeber permanent mentale.”

Malmö Also Schwamm über diese Partie, die natürlich verdientermaßen keinen Sieger fand. Erwähnt sei noch die tapfere Unterstützung des Großteils der fünf Gästefans sowie der konstante und kräftige Support der Malmö Fantribüne, der mangels starker Spielszenen in unserem Video festgehalten wurde. Auf der Facebookseite der Ultras Malmö wurde im März von einer Messerattacke von Neonazis gegen ein engagiertes Mitglied geschrieben, was ein europaweites Echo auslöste. Für Interessierte gibt´s weiter unten einen Link.
Auf dem Rückweg spielte sich über uns ein beeindruckendes Schauspiel ab. Ein Riesenschwarm(!) Vögel bedeckte minutenlang weite Teile des Abendhimmels, ließ sich gelegentlich in Massen auf den umliegenden Dächern nieder und hob kurz darauf wieder ab, usw. Die Bilder können das nur im Ansatz wiedergeben, ein Augenzeuge: “Boah, schlimmer als bei Hitchcock…”. Der Weg führte uns noch einmal auf anderer Route durch die Innenstadt Richtung Hotel, wobei noch ein paar anständige Bilder entstanden. Wichtigste Erkenntnis dabei: das World Trade Center steht noch! Darauf ein eisgekühltes Bier zur Nachtruhe.

Weiterführende Links:

Unser Video (Youtube)
FC Rosengård (Wikipedia)
Malmö FF (Wikipedia)
FK Ventspils (Wikipedia)
Ultras Malmö (Facebook)

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Tag 2: Auf nach Borås

Nach einem sehr empfehlenswerten Frühstück nahmen wir natürlich wieder den Zug, um das knapp 60 km neben Göteborg gelegene Borås zu erreichen. Bereits auf dem Bahnsteig begann erst aber der Schwedischkurs. Für uns heißt es natürlich Göhtebork, aber für den Schweden heißt es Jö-teboy – und natürlich heißt das Dänische Tuborg hier nicht Tuhbork sondern, na? Klar, Tuboy. Spannend, wie die Völker dieselben Buchstaben so unterschiedlich aussprechen. Derart fortgebildet war der Urlaub jetzt natürlich ein Selbstläufer – naja, ehrlich gesagt sprechen die Menschen in Schweden egal welchen Alters zum Glück auch Englisch. Tatsächlich werden sogar die meisten Spielfilme im Fernsehen im englischen Original mit Untertiteln ausgestrahlt. Im Zug versuchten wir uns zwar noch an einem Artikel des Bahnmagazins, der den Leser einlud, doch mal nach Borås zu reisen, aber mehr als ein paar Bröckchen verstanden wir nicht. Immerhin fanden wir später einige Orte von der Fotostrecke wieder, was angesichts der Größe der Stadt (ca. 66.000 Einwohner) auch nicht so schwer war.

Borås Schon auf dem kurzen Weg vom Bahnhof ins Hostel stellten wir fest, dass der Artikel nicht übertrieben hatte. Borås ist eine Stadt der Skulpturen, egal ob zu Wasser oder an Land, es gibt hier überdurchschnittlich viele verschiedenster Machart. Die Fotos zeigen hier nur eine kleine Auswahl. Unser Zimmer zeigte Richtung Grand Hotel, in dem üblicherweise die Gäste des IF Elfsborg untergebracht sind, so auch die Aserbaidschaner aus Baku, wie man anhand der Fahnen unschwer erkennen konnte.

Unser Mittagssnack bestand aus der von besagtem Malmöer Fischmarkt mitgebrachten Räuchermakrele und Brötchen, dazu eine Art Lachs- und Krabbensandwichtorte aus der Box. Dafür wurden zwei entrindete Weißbrotscheiben mit einer Mayonnaisecreme geschichtet, mit Krabben, Algen, Gurke und Zitrone garniert und die Seiten dann mit Lachs umwickelt – ein Gedicht, wirklich, und einfach mit der Gabel zu essen. Kann man nicht ganz so gut auch in vielen größeren Supermärkten kaufen, dort gäbe es auch die riesige Familienportion. Diese Smörgåstårta sind sehr beliebt und variantenreich, einfach mal nach Bildern googlen…

Unerwartete Begegnung

An dieser Stelle muss ich kurz erwähnen, dass ich diesmal wieder mit meiner Belgien-Bekanntschaft Ingo, dem alten HSVer, unterwegs war. Warum? Weil wir, kaum dass wir die Innenstadt betraten, ein ihm gut bekanntes HSV-Pärchen trafen, die auch auf Rundtour waren und eigentlich erstmal in Jö-teboy Urlaub machten, sich aber kurzfristig zu einem Tagesausflug nach Borås entschieden und auch das Spiel heute ansehen wollten. Da Ingo nach Schweden auch noch nach Finnland und Norwegen wollte (vielleicht schreibt er auch einen FuKu-Bericht darüber!), stellte man flugs fest, dass man sich in Helsinki nochmal sehen wird. Irgendwie verrückt, gleichzeitig aber auch “fantastisk”, wie der Schwede sagen würde.
Borås
Nach einem kurzen Stadtrundgang (man erinnere: 66.000 Einwohner) trafen wir uns in einer Bar, wo sich zahlreiche Elfsborg Fans auch auf das Spiel einstimmten, und redeten zur Abwechslung mal über deutschen Fußball: Den HSV, verlorenes Vertrauen, Zweifel am “neuen Weg”, Unzufriedenheit in der Fanszene, Nichtverlängerung von Auswärtsdauerkarten, die erfolgte Gründung eines neuen Vereins nach dem United of Manchester-Vorbild. Den BTSV, den eigentlich mehr verdienten Klassenerhalt, den Sympathiegewinn durch das Erstligajahr, den eingeschlagenen Weg der konsequenten Nichtverschuldung, usw.

Zu Fuß zur Borås Arena ist es doch ein ganzes Stück, und dort angekommen musste ich zwei Mal hinsehen. Ein Parkplatz, ein Einkaufszentrum, ein Fastfoodladen mit Kinderrutsche davor – und daneben ein Aufgang ins Stadion, das sich unauffällig in das Bild einschmiegt. Was es nicht alles gibt… Hier trennten sich unsere Wege schon wieder, da die beiden direkt nach dem Spiel zum Zug mussten und auch auf einer anderen Tribüne saßen – ein Umstand, der ziemlich vernachlässigenswert gewesen wäre, denn der Zuschauerzuspruch war mit 2393 äußerst gering.

Borås

“Hinter die Tribüne, alle Achtung…”

Das Spiel begann ohne großes Abtasten und durchaus rustikal, sodass Spieler beider Teams bereits in den Anfangsminuten aneinandergerieten. Danach legte sich das aber und beide Mannschaften versuchten nun, Fußball zu spielen. Baku stand defensiv gut und lauerte auf Nadelstiche in Form von schnellen Angriffen, Elfsborg tat zunächst etwas mehr, stieß dabei aber schnell an spielerische Grenzen gegen den gut sortierten Gegner. Viele Fehlpässe und träge Laufarbeit ermöglichten den einen oder anderen Ballbesitz oder gar Vorstoß der Gäste. Einen davon konnte Georgievski in der 29. Minute im Nachsetzen ins kurze Eck versenken. Danach hatte man den Eindruck, dass beiden Teams nun bald eine Pause zupass käme.

Borås Dass Inter im zweiten Durchgang das Weiterkommen nicht schon mit 4-5:0 klarmachte, war der völlig fahrlässigen Chancenverwertung geschuldet – und Chancen gab es wirklich genug. Elfsborg mühte sich sichtlich um Ordnung und Präzision, aber es gelang nicht viel, sodass selbst Ingo, der den Gelb-Schwarzen allenfalls positiv gesinnt war, irgendwann die Contenance verlor und seinem Unmut hörbar Raum verschaffte, wie im Video ganz gut rauskommt. Im Gegensatz zu den Malmöern wurde der IFE von seinen Fans noch anständig verabschiedet, während vor dem Gästeblock natürlich beste Stimmung herrschte. Statt Party in Borås stand aber die zeitige Abreise an.

Nachdenklich, ob wir den schwedischen Fußball überschätzten oder einfach einen schlechten Lauf hatten, begaben wir uns auf den Heimweg. Unser Abendessen kauften wir im Supermarkt (Stichwort: Smörgåstårta!), da uns die Restaurantpreise für heute zu teuer waren. Ein Verdauungsspaziergang durch den Stadtpark brachte uns erstmals mit den berüchtigten schwedischen Mücken und Gnitten in Kontakt. Fragte man sich zunächst, warum diverse Kinder wie irre hüpfend und dabei wild klatschend umher marodierten, wurde es wenige Meter später klar, als man selbst in einem dieser stattlichen Schwärme landete und es von allen Seiten auf einen einschwirrte. Eins der mit über 70 Kronen (ca. 7,80 Euro) teuersten Feierabendbiere dieser Tour kühlte uns dann aber noch rechtzeitig zur Nacht innerlich ab.

Weiterführende Links:

Unser Video (Youtube)
IF Elfsborg (Wikipedia)
Inter Baku (Wikipedia)

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Tag 3: Partyschlitten in Karlstad

Karlstad Wunderschöne Ausblicke in die Vielfältigkeit der schwedischen Landschaft verkürzten uns die Fahrt zum nördlichsten Ziel unserer gemeinsamen Reise – Karlstadt am Vänern, dem größten Binnensee des Landes. Kurz vor dem Zielbahnhof hielten wir auch kurz in der Stadt des heutigen Gastes, einigen vielleicht durch den Jugendfilm “Raus aus Åmål” bekannt. Da der Check-in im Hostel erst ab 15 Uhr möglich war, nahmen wir unser Mittagessen beim benachbarten Italiener ein. Eine günstige Möglichkeit für eine warme Mahlzeit ist das sogenannte Lunch Menu. Die meisten Restaurants bieten es in einem bestimmten Zeitraum ähnlich einer Happy Hour für Getränke an, vornehmlich mittags, aber auch mal abends. Dann stehen diverse Gerichte, manchmal mit einfachem Salat und/oder Getränk inklusive, zur Auswahl. Preislich bewegt sich das dann so etwa zwischen 8 und 15 Euro, im Gegensatz zu 20 bis gerne auch über 30 Euro im regulären Betrieb. Natürlich stünde auch einiges an Fastfood bereit, aber dafür muss man ja nicht nach Schweden reisen.

Karlstad Zum Thema Alkohol. In Schweden hält die Regierung strikt den Daumen drauf, in Sachen Verfügbarkeit und Besteuerung. In Supermärkten bekommt man nur Bier mit einem maximalen Alkoholgehalt von 3,5%. Alles darüber, also Starkbier, so heißt das hier, Wein und Spirituosen sind nur im System Bolaget und nur zu dessen nicht gerade üppigen Öffnungszeiten erhältlich. Man achte also auf das grün-gelbe Schild, plane weitsichtig und stecke genug Geld ein. Die Bushaltestelle gegenüber erwies sich auch prompt als Brennpunkt, wenn man das überhaupt sagen kann. Dort sitzen scheinbar regelmäßig 2-4 heimlich trinkende Gestalten und werden ebenso regelmäßig von der Polizei dabei gestört.

Karlstad Der weitere Stadtrundgang fiel heute etwas kürzer aus, da wir uns noch um ein Busticket kümmern mussten – der Klasmossen Idrottspark liegt doch etwas weiter draußen, nahe des Campus, und bei der Busroute über Autobrücken, Schnellstraßen  usw. fragten wir uns, wie der überhaupt fußläufig zu erreichen gewesen wäre. So hatten wir also eine kleine Busrundfahrt durch die Stadt der Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander und des Dichters Gustaf Fröding.

Der Sportplatz liegt am Rande eines Neubaugebiets, aber noch einigermaßen eingebettet in die Natur drumherum. Die zwei “Haupttribünen” sind rustikal aus Holz erbaut, das Spielfeld aus Kunstrasen, was in Schweden nicht unüblich ist. Der andere Verein der Stadt, Karlstad BK, spielt derzeit ebenfalls wie United und Åmål in der 2. Division Norra Götaland (4. Liga).

Karlstad

Karlstad Vor 260 Zahlenden begann die Partie recht munter und ausgeglichen. Doch ab etwa Mitte der Halbzeit wurde Carlstad, derzeit Tabellenführer, offensichtlich stärker und kontrollierte das Spiel. Allerdings ohne zum Torerfolg zu kommen, dafür sorgten auch in den zweiten 45 Minuten der IFK-Keeper und das Aluminium, das mit 3 oder 4 Treffern heute ordentlich materialgeprüft wurde. Der Tormann der Gastgeber, der mit Petr Cech Schutzhelm auflief, musste eher selten eingreifen. So erkämpften sich die Gäste die Verlängerung, in der sie aber bereits in Minute 91 durch Haidar in Rückstand gerieten. Ab da war eigentlich offensichtlich, dass es heute nur einen Sieger geben konnte, Åmål hatte nicht mehr viel zuzusetzen. Folgerichtig erhöhten die Hausherren in der 99. auf 2:0, und als nach dem Seitenwechsel auch noch das 3:0 fiel, verstummten auch die letzten Anfeuerungen für die in Blau spielenden Außenseiter, denen allerdings noch ein schön herausgespielter Ehrentreffer gelang.

Zurück in der Stadt ergab ein abendlicher Rundgang, dass sich einige Lokalitäten im Sommerurlaub befanden, sodass wir nochmal beim Italiener einkehrten, um den Tag ausklingen zu lassen. Hier fiel uns auf, dass alte Ami-Schlitten scheinbar hoch im Kurs stehen – und so ein Grease-artiger Lifestyle dazu. Wer was auf sich hält, lädt so viele Freunde ein wie der Wagen verkraftet und cruist mit lauter Musik, Verdeck offen oder geschlossen, tätowiert und/oder nur gut frisiert durch die Stadt, gerne auch mehrmals um denselben Block. Ein beeindruckendes Spektakel.

Weiterführende Links:

Unser Video (Youtube)
Carlstad United (Wikipedia)
IFK Åmål (Wikipedia, engl.)
Karlstad BK (Wikipedia)

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Tag 4: Karlstad – Degerfors – Karlstad

Degerfors Nicht weit von Karlstad entfernt liegt das beschauliche Degerfors, ein Ort, der eigentlich fast zu klein scheint für die Superettan, die zweite Liga. Zur Begrüßung empfing uns der einzige Regenschauer während des Urlaubs, den wir aber unter dem Wellblechdach des Fahrradständers einer bahnhofsnahen Schule locker abwarteten. Danach spazierten wir durch Kanada, einen Ortsteil, in Richtung von Schwedens einzigem Fußballmuseum, das direkt neben dem Stora Valla Stadion des DIF angesiedelt ist. Bereits am ersten Kreisverkehr wurde klar, dass dieser Ort eine spezielle Verbindung zum Fußball hat, denn in der Mitte thront eine nicht zu klein geratene Fußballskulptur mit Vereinslogo obendrauf und weist quasi den Weg. Am Wegesrand stießen wir mal wieder auf öffentliche Fitnessgeräte, und überall waren Dohlen unterwegs, ein Rabenvogel, der an all unseren Aufenthaltsorten scheinbar einen Status innehat, den bei uns daheim oftmals die Tauben einnehmen.

Degerfors Das Fotbollsmuseet ist durchaus einen Besuch wert. Für knapp 3,30 Euro (30 Kronen) erhält der geneigte Besucher einen Einblick vornehmlich in die Vereinsgeschichte des DIF, aber auch andere Vereine/ andere Stadien werden gestreift. Mit Sven-Göran Eriksson, der hier seine Trainerkarriere startete und Olof Mellberg, dem späteren Nationalspieler, sind auch große Namen mit dem Club verbunden. Es wird manches Sammlerstück präsentiert, vom alten, krude genagelten “Botten” über die blecherne Flüstertüte bis zum aktuellen Trikot. Dazu natürlich Pokale, Wimpel und vieles mehr, was sonst noch mit dem Verein oder dem schwedischen Fußball zu tun hat. Wirklich ein kurzweiliges Vergnügen.

Lunch Menu 2.0

Degerfors Der Reiseführer empfahl zwei Gaststätten im Ort. Eine hatte geschlossen, nur das “Restaurang Bosna” hatte geöffnet. Das Restaurang entpuppte sich als solide Sportsbar, gänzlich in Rot und Weiß gehalten. Vor dem Eingang wehte eine üppige rot-weiße Fahne und einige Degerfors Anhänger stimmten sich bereits auf das heutige Heimspiel ein. Das Lunch Menu bestand heute aus einem Entrecôte mit Sauce Béarnaise, dazu Pommes Frites und Salat. Zur Vorspeise stand ein traumhafter Krautsalat in großen Fußballschüsseln bereit.

Während die Tische immer noch voller wurden, zog es uns allmählich zum Stora Valla, wo wir unter den ersten der heutigen 1905 Zuschauer waren, die das Stadion nach Kassenöffnung 30 Minuten vor Spielbeginn betraten. Hier gab es zum ersten Mal Bierausschank (3,5%), man war aber gehalten, dieses innerhalb einer mit schwarzem Stoff”zaun” kenntlich gemachten Zone zu verzehren. Die Haupttribüne wurde irgendwann mal renoviert bzw. umgebaut, das sah man am Holz und den alten Bohrlöchern, aber man ist beim Naturmaterial geblieben, was dem Charakter des Stadions sehr gut tut. Holz finde ich persönlich immer gemütlich.

Degerfors

Punktejagd gegen den Abstieg

Beide Teams standen in den hinteren Tabellenregionen und benötigten beide die Punkte dringend. Degerfors wollte sicher nicht schon wieder in die Drittklassigkeit, wo sie sich wenige Jahre nach dem Pokalsieg 1993 wiederfanden und fortan zwischen Liga 2 und 3 pendelten. Der Syrianska FC aus Södertälje, wie der Name vermuten lässt von Einwanderern gegründet, hatte sicher das Ziel, in der Tabelle vor dem DIF zu bleiben. Zumindest auf den Rängen taten sie das auch – der Support der heimischen Ultras konnte leider nicht mit den gutgelaunten Auswärtsfahrern mithalten. Auf dem Platz sah die Sache dagegen anders aus.

Degerfors Es war ein munteres Spiel, keine Frage, und eigentlich hätte es auch remis enden können. Nur hatten die Hausherren eben das entscheidende Quäntchen auf ihrer Seite, nenne man es Biss, Willen, Glück, oder wie auch immer, zumindest was das 2:0 durch Hedsén in der Nachspielzeit betrifft. Samuelssons 1:0 kurz vor der Halbzeit hingegen war sehr schön herausgespielt, leider gelang auf beiden Seiten wenig vergleichbares. Vor allem vermisst habe ich das Aufbäumen der Gäste nach dem Seitenwechsel, da passierte auch durch die Einwechslungen viel zu wenig.

Wir forderten unseren spontanen Lieblingsspieler aus dem Spieltagsheft bereits zur Pause und trauten ihm locker einen Hattrick zu, aber Success Nwosu kam leider nicht zum Zuge. Dann kann es mit einem Erfolg natürlich auch nichts werden.

Es wird Abend in Degerfors

Degerfors Bis der Zug zurück nach Karlstad abfuhr, galt es noch ordentlich Zeit zu überbrücken. So schlenderten wir nochmal durch die Stadt, was uns am Rathausplatz noch witzige Szenen bescherte. Ein offensichtlich alkoholisierter junger Mann, der seinen Luxuskörper bis auf den Schlüpper unverhüllt darbot, unterhielt eine Bande Kleinstadtjugendlicher mit akrobatischen Sprüngen in den Brunnen – siehe Video, Endsequenzen. Wenig später verletzte er sich dabei, sodass seine kurze Karriere auf einer Bank nebenan endete, wo er sich ein weißes Handtuch auf die blutenden Kopfwunde presste und wahrscheinlich auf den Krankenwagen wartete.

Die Bosna Sportbar war wieder gut gefüllt, jedoch zog es uns durch den Rest der Ortschaft, vorbei an Park, Friedhof und Stahlwerk zum Bahnhof. Zurück in Karlstad wiederholten wir den gestrigen Abend, quasi 1:1 zum Original. Einschließlich der ballernden Ami-Schlitten.

Weiterführende Links:

Unser Video (Youtube)
Degerfors IF (Wikipedia)
Syrianska FC (Wikipedia)
Fußballmuseum (Facebook)

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Tag 5: Das Highlight zum Schluss – Stockholm

Stockholm Stockholm Stockholm Intensiv nachdenken müsste ich, um zu erinnern, wann ich zuletzt oder überhaupt mal so geflasht von den ersten Metern in einer neuen Stadt war. So viel Wasser, so unfassbar viele und schöne Altbauten – ich musste mich zur Vernunft in Sachen Fotografie zwingen, und selbst aus diesem Fundus haben es längst nicht alle Bilder auf fussballkultour.de geschafft. Ich wusste nicht, dass Stockholm auf so vielen Inseln und Halbinseln gebaut ist, dass sogar kleine Linienfähren dazwischen verkehren und bis spät in die Nacht Passagiere befördern. Ebenso hätte ich gedacht, dass dort mindestens eine Million Menschen leben, es sind aber nur rund 870.000 – zusammen mit einigen vorgelagerten Gemeinden kommt man dann aber auf 1,4 Millionen. Es ist eventuell unnötig zu erwähnen, aber Stockholm ist eine der schönsten Städte in denen ich je war.

Unser Hostelschiff, ein ausgedienter 60er/70er Jahre Dampfer mit sechs Decks, lag direkt neben der Gamla Stan, der Altstadt rund um den Königspalast vor Anker. Das ermöglichte uns einen ordentlichen Rundgang inmitten der natürlich reichlichen Touristenströme. Rund um den Palast und den Reichstag “verschandelten” entsprechend Reisebusse die Fotomotive… Vor dem Palast gibt es übrigens auch so arme Schweine, die das Ding in Uniform “bewachen” und sich dabei unentwegt von Touries anfassen und fotografieren lassen müssen – natürlich möglichst regungs- und emotionslos, nach britischem Vorbild. Durch die vielen kleinen Gassen und die vornehmlich in Erdtönen verputzten Häuser erinnert die hügelige Altstadt auch durchaus an Italien, nicht umsonst versuchen manche Souvenirhändler Stockholm zum “Venedig des Nordens” zu erklären.

Aber auch abseits der Altstadt bietet die Stadt einiges. Auf der Insel Skeppsholmen befindet sich ein Museum für Ostasiatische Antiquitäten, die in illuminierten Höhlen ausgestellt werden. Auf Djurgården kann man im Gröna Lund Freizeitpark ordentlich abkreischen. Und im Süden, im Stadtteil Enskede-Årsta-Vantör befindet sich der Globen, eine fast runde, 85 Meter hohe Veranstaltungskuppel für Konzerte, Eishockey, usw. An der Außenhülle fahren regelmäßig zwei kleine Glaskugeln auf Schienen auf und ab und verweilen ganz oben für den sogenannten Sky View.

Trauerfall Söderstadion

Stockholm Stockholm Das pikante am Globen ist aber, dass er genau in der Mitte zwischen dem im letzten Jahr ausgemusterten Söderstadion und der neuen, bei den Hammarby Fans aber weitgehend unbeliebten Tele2 Arena liegt. Viele von denen gingen auch heute wieder auf dem Weg zum Spiel vorher noch am geliebten Ground vorbei, um sich zu erinnern, mal wieder ein Foto vom alten Block zu schießen oder um fassungslos den Fortgang der Rückbau- oder besser: Abrissarbeiten zu registrieren. Ein junger Mann, mit dem wir ins Gespräch kamen, zeigte uns wehmütig seinen alten Platz, seine entrissene Heimat wie er sagte und fügte trotzig an, dass diese Sch… Arena bei allen seinen Leuten nur “Das neue Söderstadion” heiße. Als ich mir vorstellte, dass es in Braunschweig vielleicht auch bald so kommen könnte, verstand ich ihn total.

Es ist auch wirklich ein krasser Kontrast zwischen dem alten Stadion aus Beton und dieser Arena aus Glas, Stahl und Wasweißich, die bei Dunkelheit tatsächlich auch leuchtet, je nachdem, wie sie gerade genutzt wird. Denn Hammarby IF ist nicht der einzige Club hier, man teilt sich die Schüssel mit Djurgårdens IF, deren rastlose Stadion-wechsel-dich-Odyssee vorerst an diesem Ort endet – dazu kommen dann natürlich noch Konzerte und andere Events.

Stockholm

Erstligareif!?

Zunächst begrüßten die 16.118 Anwesenden den vom FC Aarau zurückgekehrten Linus Hallenius wie einen verlorenen Sohn, dann stimmten sich alle Tribünen sangeskräftig auf den Anpfiff ein. Die zwei Handvoll Östers Fans wären ohne ihre Fahne gar nicht aufgefallen. Dann ging es auch schon schnell mit der Führung für den Aufstiegsaspiranten durch Rennie in der 11. Minute, sehr zum Jubel der bestens aufgelegten Fans – so wurde die Stimmung auf allen(!) Tribünen noch besser. Zwar kamen auch die Gäste zu guten Möglichkeiten, unterm Strich blieben die Weiß-Grünen aber spielbestimmender und dadurch gefährlicher und stellten durch Fuhre die Weichen bereits in der 23. Minute auf Sieg. Ein Anschlusstreffer vor der Pause hätte der Partie sicher nochmal gut getan, allein fiel er nicht. Auch nicht im zweiten Durchgang, dafür war nach einem Traumangriff erneut Fuhre zur Stelle und machte den Deckel drauf. Auch in der Höhe ein absolut verdienter Erfolg, und mit diesen Fans kann der Weg eigentlich nur nach oben gehen.

Unser Weg führte zurück Richtung Innenstadt, in den Stadtteil Södermalm. Hier erwischten wir mit dem Blå Dörren erstmalig ein tolles, typisch schwedisches Restaurant, das zudem ein Evening Menu anbot. Hier konnten wir dem Hausmannskost-Klassiker Pytt i Panna (Winzig in der Pfanne) nicht widerstehen – Bratkartoffeln mit Fleisch und Wurst, alles klein gewürfelt, dazu Spiegelei, Rote Bete und Gewürzgurke. Zum Abschluss musste noch ein Mackmyra Whisky ran, der in Schweden gebrannt wird und wie hier üblich pro Centiliter bezahlt wird. Zur Verdauung saßen wir dann noch bis in die Nacht auf dem Sonnendeck unseres schwimmenden Hostels vor schöner Kulisse.

Stockholm

Weiterführende Links:

Unser Video (Youtube)
Hammarby IF (Wikipedia)
Östers IF (Wikipedia)
Djurgårdens IF (Wikipedia)
Mackmyra Svensk Whisky

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Tag 6: Thank you for the music

Eigentlich sollte es von meiner 14-stündigen Heimreise gar nichts zu berichten geben, Dank einer Signalstörung vor Malmö muss ich hierzu nun aber auch noch was schreiben. Die SJ (die Schwedische Bahn) war sehr bemüht, mich bestmöglich nach Deutschland zu bekommen, so wurde ich kurzerhand in einen Nacht-EC direkt nach Berlin einquartiert, 6er Abteil gemischt, zusammen mit 5 Schweden: einem kräftigen Black-/Deathmetalpärchen und drei streberhaften Langweilern. Ich hätte vielleicht einiges von dem ahnen können was da kommen sollte, als mir Wodka mit Türkisch Pfeffer angeboten wurde. Natürlich nicht von den Vorzeigeschweden. Die Fahrt bis Trelleborg (zum Üben: Trälleboy) war kurz, dann ging es auf die Fähre nach Sassnitz/Rügen.

Ich weiß nicht, was die Metaller vorher schon hatten, aber sie wirkte schon bald sehr angetrunken und summte, sang und tanzte mit verträumtem Blick immer wieder: “So I say thank you for the music, hmm hmm hmm hm hm…”, sodass auch ich bald diesen ABBA-Ohrwurm bekam. Die Fährfahrt dauerte übrigens irgendwas um die vier Stunden. Währenddessen setzte er sich so gekonnt mit einer dreiviertel Flasche Minttu Black, einem finnischen Minz(Odol!)-Lakritz-Likör, außer Gefecht, dass er sich schon zeitig auf einem der belebten Fährenflure langmachen musste und nur noch schwer wachzukriegen war, als man wieder in den Zug sollte. Dort eskalierte die Lage dann, nachdem sie die beiden Betten vorbereitet hatte. Im Delirium beschimpfte und bespuckte er seinen “Älskling” (Liebling) und wollte dass sie mit ihm käme, wohin auch immer, das konnte er mir nicht sagen. Daraufhin kam erst der Schaffner und sorgte für Ruhe, danach versuchte dasselbe die Polizei, die gerufen wurde, weil sich die drei Schwiegersöhne im Abteil nicht mehr sicher fühlten. Etwas peinlich fand ich allerdings, dass keiner der Beamten auch nur ein Bröckchen Englisch sprach, sodass unfreiwillig komische Dialoge die Folge waren. Leider waren alle Abteile voll, sodass keine großartigen Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung standen, vielleicht fiel deshalb der Unruhestifter mitten in den Überlegungen einfach auf dem Gang um.

Scheinbar hatte man mit sowas Erfahrung, denn wo ich befürchtete, der Mann hätte sich verletzt oder bedürfe sonstiger ärztlicher Hilfe entgegneten Polizist und Schaffner unisono “Is doch jut, lassen se den hier doch einfach liegen, dann is Ruhe” und rückten ab. Zum Glück waren sowieso drei Stunden Nachthalt in Sassnitz vorgesehen, sodass nicht schon wieder Verspätung entstand – mein Zug nach Braunschweig sollte nur 8 Minuten nach Ankunft in Berlin gehen. Leider war an Nachtruhe im Waggon trotzdem nicht zu denken, da das Delirium anscheinend so schwer war, dass der Gangschläfer nun in kurzen Abständen langgezogene Stöhn- und Jammerlaute von sich gab. Irgendwann kurz vor Weiterfahrt gegen 3 Uhr erschien die Polizei erneut nach Beschwerden aus mehreren Abteilen und sammelte das Minttu-Opfer ein, die Freundin begleitete ihn. Den ICE habe ich dann nach einem Sprint von Gleis 3 (tief) nach Gleis 14 (eigentliche Abfahrt, ganz oben) und wieder zurück nach “Heute von…” Gleis 1 (tief) bekommen, sodass eine Reisedauer von 24 Stunden knapp nicht überschritten wurde. So I say thank you for the music…

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