Darmstadt 98 – BTSV

 

svdarmstadt98 SV Darmstadt 98 - Eintracht Braunschweig 

27.02.2015, 2. Bundesliga, Stadion am Böllenfalltor, Endstand: 1:0

Ein Kreis schließt sich

Als ganz kleiner Junge stand ich bereits einmal vor dem Stadion am Böllenfalltor. Irgendwann Anfang der 1980er Jahre. Wir hatten ganz in der Nähe die Familie mütterlicherseits besucht. Schon damals hegte ich den Wunsch, irgendwann einmal ein Fußballspiel dort zu besuchen.

Nun, gut 30 Jahre später, sollte es endlich soweit sein. Allein aus diesem Grund hatte ich mich gefreut, als der SV Darmstadt 98 sich in dem unglaublichen Relegationsdrama Ende der vergangenen Saison gegen Arminia Bielefeld durchgesetzt hatte. Obwohl meine Mutter nur einen Steinwurf vom Böllenfalltor entfernt geboren wurde, verbindet mich mit der Stadt und dem Verein nichts. Im Gegenteil: Da die andere Hälfte meines Fußballherzens dem SV Waldhof Mannheim gehört, kann ich dessen Konkurrenten sogar eher wenig leiden – um es einmal gemäßigt auszudrücken. Aber dieses Stadion…

Es ist eine von diesen Spielstätten, die noch ihren ganz eigenen Charme haben. Du gehst mit deinen Wegbegleitern vorbei am Hochschulstadion durch einen kleinen Parkabschnitt, es regnet, die Schuhe wühlen sich durch den Matsch, nicht überall ist fester Halt. Dann erblickst du die Flutlichtmasten. Der Eingang des Gästebereichs ist keine Festung. Es wird natürlich kontrolliert, aber in gemäßigtem Rahmen. Gleich links gibt es Bier und Bratwurst. Ebenfalls unter freiem Himmel und nicht einbetoniert in eine Tribünenkonstruktion. Zahlen kannst du noch in bar und nicht mit Plastikkarte. Die Freunde aus Mannheim sind auch schon da. Jetzt noch ein paar Meter den Aufgang hinauf, vorbei an den Dixie-Toiletten, stufenlos und dann bist du mittendrin im Gästeblock und schaust in das geöffnete Rund. Nur die Haupttribüne gegenüber ist überdacht. Die Stufen der Stehtribüne, Anfang der 1950er Jahre aus Kriegsschutt errichtet, haben in den vergangenen 60 Jahren sichtlich gelitten und erinnern mit ihrer Ungleichmäßigkeit an die alte Süd- und Nordkurve des Eintracht-Stadions. Rechter Hand sind noch einige Pappeln zu erkennen, die im Volksmund Böllen genannt werden und neben einem ehemaligen Stadtor für die Namensgebung des Stadions verantwortlich sind. Viele Pappeln mussten dort in den vergangenen Jahrhunderten weichen, diese Bäume sind zum Glück geschützt und dürfen nicht gefällt werden. Das einzige was im und um das Stadion nicht an die 1980er erinnert, ist die erst vor zwei Wochen vom Stadionsponsor für 100.000 Euro angeschaffte LED-Anzeigetafel.

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Das Spiel bewegt sich dann auf eher mäßigem Niveau. Obwohl hier der Tabellendritte den Fünften empfängt. Stören tut mich das allerdings weniger. Ich genieße die Atmosphäre. Auch der Support ist heute ein etwas anderer. Durch die nicht vorhandene Überdachung klingt er einfach ehrlicher, irgendwie – deckt dadurch aber auch schonungslos auf, dass wir Fans an diesem Freitagabend bei Regen auch nicht wirklich erstklassig daherkommen. Es mag aber auch dem mauen Spiel geschuldet sein. In Halbzeit zwei blitzt er dann aber doch noch ein-, zweimal auf, der leidenschaftliche Roar, dank dem ich mich damals so sehr in diesen Verein verliebte.

Dass mit dem eingewechselten Jan Rosenthal dann ausgerechnet ein ehemaliger Roter mit Abpfiff noch für eine Niederlage unserer Blau-Gelben sorgt, ist tatsächlich unnötig wie ein Kropf. Doch noch viel gravierender ist für mich die Tatsache, dass dieses altehrwürdige Stadion bis zum Start der Spielzeit 2017/18 für etwa 30 Millionen Euro umgebaut werden soll. Eine moderne Arena für 18.000 Zuschauer soll entstehen. Voraussichtlich wird diese dann in etwa so aussehen wie die in Duisburg. Oder schlimmer noch: So wie die in Paderborn. Schlicht, fad, seelenlos. Und das einzige was dann noch an das Stadion am Böllenfalltor erinnern wird, ist die erst vor zwei Wochen vom Stadionsponsor für 100.000 Euro angeschaffte LED-Anzeigetafel. Die soll nämlich übernommen werden. eb

P.S.: Bitte entschuldigt die schlechte Bildqualität, aber nach diesem einen “Schuss” streikte der Akku des Handys dann komplett und so ist dieses Bild das einzige Zeugnis dieses Abends.