Husum – Flensburg

 

 Husumer SV – VfB Nordmark Flensburg 

01.12.2012, Verbandsliga Schleswig-Holstein Nord-West,  Friesenstadion, Endstand: 4:1

Husum Nachdem sich der Morgennebel verzogen und der Asphalt sich des nächtens gefallenen ersten Schnees entledigt hatte, starteten von unserem Stützpunkt in Ketelsbüttel aus zwei Männer nach Norden, der eine U40, der andere U70, es waren Vater und Sohn. Nach ein paar Kilometern bei +2°C mussten sie jedoch feststellen, dass das Reiseziel Husum von der Schneekönigin in einen knapp 35 km dicken Nebelmantel gehüllt worden war.

So oder ähnlich könnte das Märchen hinter dem ersten Türchen eines Fußball-Adventskalenders beginnen. Da wir den aber leider nicht bieten können, eröffnen wir den Dezember berichttechnisch wie immer. Zwei Stunden vor Anpfiff hatten wir einen Parkplatz am Binnenhafen gefunden, sodass noch ein Rundgang durch die Stadt möglich war.

Husum Über das Schloss und die Innenstadt mit dem Weihnachtsmarkt ging es weiter zum Schiffahrtsmuseum und dem Hafen. Zwischendrin tranken wir einen heißen Kaffee und trafen dabei auf ein betagtes, etwas wackeliges Paar, die ebenfalls etwas zu sich nehmen wollten. Er: Was willste denn haben? Sie: Ooch, nicht viel. Trockenes Brötchen, das macht schön. Sie: Das braucht sie aber nicht extra einpacken. Er: Nee, nee, das brauch sie nich. Er bringt zwei Teller mit je einem trockenen Brötchen drauf. Sie: Ach, jetzt hat se extra ´n Teller genommen. Er: Ja… und holt noch die beiden Tassen Kaffee. Irgendwie goldig.

Sehr präsent in Husum ist der Schriftsteller Theodor Storm, der lange hier lebte. Wir passierten sein Wohnhaus, sein “Museum”, das nach ihm benannte Hotel usw. Störend war nur der Nebel, der Husum zusätzlich zum grauen Wetter mit 98% Luftfeuchtigkeit noch trister aussehen ließ.

Danach war es auch schon Zeit, das Friesenstadion anzusteuern. Eine charmante, in einer Senke gelegene Sportanlage erwartete uns nach Entrichtung von 5,- Euro Eintritt für Erwachsene, keine Ermäßigung möglich. Der Hauptplatz ist naturbelassen, mit dem typischen Geländer drumrum, während komischerweise der Nebenplatz, auf dem sich die Spieler warmmachten, eine kleine Stehtribüne aufwies.

Husum

An einer kleinen Hütte gab es Essen und Getränke für die 150 Zahlenden, die gekommen waren, um den unglücklichen Absteiger aus der Schleswig-Holsteinliga einen weiteren Schritt zurück eben dorthin machen zu sehen. In der Vereinsgaststätte lief parallel 2. Liga, für uns natürlich nicht uninteressant. Und die Spieler liefen in dicken Jacken zwischen allen herum.

Husum Um 14 Uhr sah ich dann zum ersten Mal ein überwiegend weibliches Schiedsrichtergespann die Mannschaften aufs Feld führen. Um 14:05 Uhr pfiff Catharina Sonne-Ude das Spiel an. Um 14:07 führten die Hausherren bereits mit 1:0, die Ballbehauptung nach einem Eckball führte dank guter Kombination zum frühen Torerfolg. Und der 1994 aus zwei Vereinen fusionierte Husumer SV blieb am Drücker und erspielte sich neben eindeutigem optischen Übergewicht auch einige Chancen, was letztlich bis zur Pause zwei weitere Treffer (21./22.) ergab.

Die Gäste des VfB Nordmark Flensburg, einem von vier Flensburger Vereinen in der Liga, fanden lange nicht statt, kamen später aber doch zu zwei vielversprechenden Kontern, die aber schwach vergeben wurden. Der Pausenpfiff kam dann genau richtig, um die Zehen 15 Minuten lang an der Heizung der Gaststube wiederzubeleben. Kann doch keiner ahnen, dass es hier so viel kälter ist als in Braunschweig…

Die 0:1 Niederlage des 1. FCK auf St.Pauli wurde freudig registriert, dann kamen die Akteure vor Ort auch schon wieder auf den Platz. Die Gastgeber agierten nun gemächlicher, wurden auch umgehend bestraft. Ein weiterer Konter der Gäste wurde diesmal im 1 gegen 1 gegen den Keeper zum 1:3 abgeschlossen (47.). Da erwachte der Tabellenführer wieder und ging konzentrierter zu Werke, eroberte sich darüber wieder die Spielhoheit.

Husum Doch die Chancenverwertung, heute sicher der große Kritikpunkt, blieb mangelhaft. Als dann auch noch ein Foulelfmeter vergeben wurde, schien Flensburg dem 3:2 näher zu sein als Husum dem 4:1, dementsprechend stieg auch die Stimmung auf dem Platz, die die souveräne Frau in Schwarz aber durch ein paar Gelbe wieder besänftigen konnte.

Dann Irritationen im Spielertrakt. Mehrere ausgewechselte Spieler erschienen nur mit Handtuch bekleidet in der Tür und riefen nach einem Betreuer. Wie sich herausstellte, hatte man wohl die Kabinen abgeschlossen und nun kamen die Frischgeduschten nicht ins Trockene. Nach einigen Minuten hatte jemand erbarmen und brachte einen Schlüssel…

Irgendwann war der Nebel endlich verschwunden, dafür wurde es nun dunkel und begann zu regnen. Kurz vor Schluss dann noch diese Möglichkeiten als Video, und direkt in der 90. gab es diesmal Handelfmeter für Husum, nach einem unglücklichen Klärungsversuch eines Flensburgers, der auch insgesamt einen schlechten Tag erwischte. Diesmal war er drin, 4:1 und Ende. Doppeltorschütze Halawani gehörte für mich auch wegen seiner Schnelligkeit und Übersicht zu den besten drei Akteuren heute, auf diesem schwer zu bespielenden Platz.

Auf einen weiteren Weihnachtsmarktbesuch verzichteten wir auch wegen des Regens und steuerten den Wagen zurück über die Eider, die vorhin im Nebel und nun im Dunkel lag, zum Ausgangspunkt. Und wenn sie nicht gestorben sind, verreisen sie noch heute.

 

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