Swinemünde (POL)

 

Von Zigaretten und Motorsägen – Ein halber Tag in Swinemünde

Spotlight: Swinemünde

12.07.2011, Stadion Miejski

Swinoujscie Gerade an nicht so sonnigen Tagen ist die Usedomer Bäderbahn eine gute Alternative, um einigermaßen geschwind über die Insel zu kommen. Während auf den Straßen immer wieder kleine Staus zu beobachten waren, saßen wir also am frühen Vormittag in einem Triebwagen der UBB in Richtung Polen. Das erste unserer Ziele sollte der Grenzmarkt sein, von dem ja immer mal wieder jemand im Bekannten-/Verwandtenkreis berichtet. Nun sollte eine eigene Erfahrung her. Zu Fuß über die Grenze hat schon Stil, obwohl ich auch gerne mit einem der zahlreichen Pferdefuhrwerke gefahren wäre. Auf dem Weg zum Markt beschlich mich schon so ein Gefühl, ob das jetzt eine gute Entscheidung war. Am Wegesrand saßen diverse polnische Rentner und boten, teils mit alkoholgelockerter Stimme, erste Waren an. Das Frischobst und -gemüse ging ja, aber die Einmachgläser sahen aus als ob sie schon das ein- oder andere Jährchen in Opas Kabuff standen. Alle paar Meter dazwischen standen junge Männer mit je einer(!) sehr großen Kettensäge und wollten die nun unbedingt loswerden. Leider mussten wir auch hier passen.

Swinoujscie So richtig ging der Trubel dann los, als wir die Marktbuden erreichten. Diese befanden sich auf einer großen Fläche, und alles war mit Wellblech überdacht und separiert, was dem Ganzen einen recht elendigen Ausdruck verlieh. Zwar war nicht viel los, so dass man gut durchkam, aber genau der Umstand schien die Verkäuferschaft sich besonders um die Kunden streiten zu lassen. Von überall wurden wir angesprochen, teils höflich, teils weniger höflich, teils auch volltrunken. Jedes zweite Wort war dabei “Zigaretten”, gefolgt von “kaufen” und “billig”. Um es kurz zu machen: Es war entsetzlich. Klar sind die Betreiber sicher auf jeden Euro angewiesen und machen das nicht aus Jux und Dollerei, aber dieses ganze Szenario war doch sehr bedrückend. Die Angebotspalette reichte von “Marken”klamotten über CDs/DVDs, Taschen, Körben und Schuhen zu Zigaretten. Das Essen zwischendrin war allerdings sehr lecker, da gab es Käse-, Fleisch- und Imbissstände. Original Schaschlik ist das Stichwort.

Swinoujscie Ins Zentrum von Swinemünde gingen wir dann fernab der Buden, weil es nicht mehr auszuhalten war. Doch bevor die Innenstadt Thema wurde, bogen wir links ab zum Stadion des mittlerweile wieder Zweitligisten Flota Swinemünde. Nach wenigen 100 Metern standen wir dann vor dem Miejski Stadion. Leider war das Tor verschlossen, sodass nur Zaunkönig-Bilder machbar waren. Trotz fehlender Überdachung machte das Rund einen gemütlichen weil ursprünglich-ländlichen Eindruck, wobei es in Deutschland sicher nicht mal für Liga 2 zugelassen würde…

Anschließend führte unser Weg dann also in den Ortskern. Insgesamt hat Swinemünde im letzten Krieg einiges an Bomben einstecken müssen, weswegen schöne Altbauten nur noch ganz sporadisch vorkommen. Auch Prestigebauten wie das alte Rathaus, in dem heute ein Museum untergebracht ist, existieren nur noch wenige. Dafür ist die Präsenz der Marine unübersehbar. Einen sehr guten Kaffee gibt es übrigens in dem Eckcafé direkt am Plac Rybaka nahe des Wassers. Nicht von den Preisen in der Karte abschrecken lassen, die sind nämlich meist noch nicht in Euro angegeben…

Nach einem kurzen Check, was es denn hier so bei Rossmann(!) gibt, schlugen wir den Weg Richtung Bahnsteig ein, um wieder ganz relaxt mit der UBB nach Zempin zu fahren. Wie die Fußballkultour von dort weiterging findet sich hier.

 

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