Fortuna Köln – SC Wiedenbrück 2000
03.03.2012, Regionalliga West, Südstadion, Endstand: 3:1
Es ist ja schon beeindruckend anzusehen, wenn man den Kölner Hauptbahnhof in Richtung Stadt verlässt und quasi direkt vor diesem gewaltigen Bauwerk steht. Die Tatsache, dass der Kölner Dom auch noch auf einer höheren Ebene steht und man erst noch einige Stufen überwinden muss, lässt ihn gleich noch riesiger erscheinen. Ich musste jedenfalls ganz ordentlich vom Dom und den Stufen weg, damit ich ihn komplett auf das Foto bekam…
Auf dem Weg zur citynahen Unterkunft stießen wir dann zunächst auf erste Spuren des zu besuchenden Vereins in Form eines Aufklebers, danach auf einen vertrauten Straßennamen. Das Einchecken in die Kölner Pension verlief reibungslos, leider gibt es W-Lan nur in bestimmten Bereichen der Pension – und natürlich lag unser Zimmer in der „toten“ Zone. Über die Einrichtung lässt sich geschmacklich (wie so oft) streiten, aber es war sauber, mit TV, und das großzügige Bad lag halbe Treppe. So hat jedes Zimmer Zugriff auf 2 Bäder, Treppe rauf oder runter – äußerst praktisch.
Am Abend stand dann ein Stadtrundgang an. Zunächst am Rhein entlang, dann durch die Innenstadt. Hier wollten wir irgendwo gemütlich die Freitagabendspiele der 2. Liga schauen, doch das erwies sich als schwieriger als gedacht. Entweder waren die Kneipen voll oder es gab keine Übertragung, oder beides. Letztendlich endete unsere Suche im Gildenhaus, einer rustikal eingerichteten Kneipe mit Brauereiausschank (natürlich Gilden Kölsch), warmer Küche und Schlagermusik. Und zwei großen Bildschirmen an den Wänden.
Neben der Übertragung her und auch danach wurde noch nett mit der Belegschaft geplauscht (ja, es war so wenig los!), und als wir gingen, fühlte es sich nach einem richtig netten Abend an. Doch der war für 50% des Fussballkultour-Reiseteams noch nicht vorbei, denn sein in Köln lebender Bekannter schlug noch per SMS ein spätes Treffen bei einem Livekonzert vor. Das war aber nix mehr für Vaters Sohn und so blieb ich in der Pension.
Dementsprechend war ich natürlich auch zuerst wach und widmete mich, nachdem ich uns ein französisches Frühstück besorgt hatte (süße Brötchen und Kaffee), ausführlich dem Wintersport im Fernsehen. Noch am Vormittag checkten wir dann aus, denn wir wollten pünktlich zur Öffnungszeit an der 30 works Galerie sein, um dort noch vor dem Spiel die Dirty Works Vol. III StreetArt Ausstellung anzusehen. Zeitlich klappte das hervorragend, so dass noch genügend Zeit blieb, um in einer Pizzeria auf dem Weg zum Spiel noch etwas zu essen.
Hier trafen wir wohl auf einen Stammgast mit Originalcharakter, den „Professor“. Sehr philosophisch unterwegs, auch vom Aussehen, und sich scheinbar mit kleinen Anstellungen beim Fernsehen über Wasser haltend. Zuletzt hätte er sich für 1-2-oder-3 mit Eiern bewerfen lassen, das sei keine so gute Idee für das Gehalt gewesen… Darauf beklagte der Pizzabäcker, dass der Professor einen Manager brauche und ihn aber trotz mehrerer Angebote nicht wolle – dabei könne er ihm doch schnell zu Wohlstand verhelfen. Woraufhin der Philosoph konterte, dass Geld nicht das liebende Leben das er führe bereichern könnte. Ein Hammer-Erlebnis, nur ob Wahrheit oder Fiktion kann ich bis heute nicht sagen.
Erheitert aber auch leicht verstört setzten wir den Weg bis zum Südstadion in Köln-Zollstock fort. Hier erwartete uns nun das Duell Fortuna Köln gegen den SC Wiedenbrück 2000.
Der Kader der Gastgeber zeigte sich gespickt mit drittligaerfahrenen Spielern, davon viele aus Koblenz gekommen, da die TuS wegen finanzieller Probleme auseinanderbrechen musste und nun ebenfalls in der Regionalliga West antritt. Keeper Paucken, Lejan, Pospischil, Nottbeck, Laux – Namen, die man kennt, wenn man sich bis vor Kurzem noch mit Liga 3 auseinandersetzen musste. Beim Gast hingegen trafen wir mit Dominik Jansen auf einen ehemaligen Braunschweiger, und auch Halstenberg hat Vergangenheit in unserer Region, spielte nämlich in Goslar, beim SC 08.
Der Präsident höchstselbst ließ es sich nicht nehmen, vor Beginn der Partie mit einer als Fußball getarnten Kasse freiwillige Spenden zu generieren, indem er genau jede Sitzreihe abschritt und den Leuten die Kasse vor die Nase hielt – sieht man auch nicht alle Tage.
Die erste Hälfte begann auf Augenhöhe und sehr munter, so hatten wir uns das erhofft und stellten uns schon mal auf Tore ein. Dennoch dauerte es bis zur 33. Minute, ehe das erste Tor fiel, und zwar für die Fortuna. Pagano, der insgesamt sehr auffällig agierte, war der Torschütze. Bis zur Pause passierte leider nichts mehr, zumindest nix zählbares. Das Spiel blieb interessant und bot einige Möglichkeiten.
Kurz nach Wiederanpfiff besorgte Laux das 2:0 per Kopf nach einer Standardsituation, allerdings konnte Wiedenbrück durch Mainka nur vier Minuten später auf 2:1 verkürzen. Die Gäste schwächten sich zum Ende hin selbst, als der neun Minuten zuvor eingewechselte und offensichtlich übermotivierte Höveler nach grobem Foul glatt Rot sah. Somit rundete das 3:1 der mittlerweile sichtbar überlegenen Kölner die Angelegenheit vor 610 Zuschauenden ab.
Noch ein paar Worte zur Stimmung. Die war jetzt nicht übermäßig erwähnenswert, brachte aber zwischendurch ans Tageslicht, dass das Verhältnis zwischen Fans und den Ultras der Red Eagles scheinbar nicht zum Besten bestellt ist. Denn als am Zaun über der Kurve eine Gruppe mit Red Eagles Fahne auftauchte, schallte denen von der Tribüne ein „Stadionverbot, Stadionverbot, ihr habt alle Stadionverbot“ entgegen…
Also machten wir uns auf die Rückreise, sehr zufrieden mit den gewonnenen Eindrücken. Da hatten wir tags darauf unseren Eintracht-Buddies vor dem Heimspiel gegen Rostock einiges zu erzählen.
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