Augsburg – BTSV

 

FC Augsburg – Eintracht Braunschweig

14.12.2013, Bundesliga, SGL Arena, Endstand: 4:1

 

Minus mal Minus gleich Plus

Augsburg Diese Weisheit aus der Mathematik sollte an diesem Wochenende einer ausführlichen Evaluierung unterzogen werden. Erste Gelegenheit dazu ergab sich bereits bei der Anreise, die mit 34,50 Euro pro Person inklusive Rückfahrt enorm günstig ausfiel. Es fand sich dazu noch ein freies Abteil im ICE, das als kleinen Haken allerdings den Sitzplatz mit der von vielen Braunschweigern verinnerlichten “bösen Zahl” enthielt. Kurz vor Fulda drohte mal wieder alles zu kippen, Erinnerungen an das Mainz-Debakel (wir berichteten hier davon) kamen hoch, denn unsere beiden folgenden Anschlüsse hatten derbe Verspätung, was den engen Zeitplan zu sprengen drohte. In Fulda erreichten wir problemlos eine Ticketfreigabe im DB-Reisezentrum, sodass wir den ebenfalls verspäteten, direkt nach Augsburg fahrenden IC nehmen konnten und somit 25 Minuten früher am Ziel waren als geplant. Die Gültigkeit der Formel war also schon mal bewiesen.

Da niemand abschätzen konnte, wie weit es zum Hotel war, entschieden wir uns für ein Taxi, was jetzt nicht so eine gute Idee war. Am Abend sollte noch “Wetten, dass…” in der Stadt sein, dazu das Spiel… die Innenstadt war also ziemlich verstopft. Das erkannte auch unser Fahrer schnell und dehnte die eine oder andere Verkehrsregel großzügig zu unseren Gunsten aus. Schneller Check-in im Hotel Jakoberhof, wo ziemlicher Andrang und entsprechender Stress herrschte. Das Zimmer war auf den ersten Blick schlicht, in den Fluren könnte mal was gemacht werden – aber für den Preis vollkommen in Ordnung. Aus dem uns irrtümlich zugedachten Zweierzimmer wurde bis zum Abend tatsächlich ein Dreier, Toiletten und Dusche waren auf dem Flur. Letztendlich haben wir 54,- Euro inklusive Frühstück bezahlt, statt eigentlich 67,- oder so. Auch hier ergab Minus letztendlich Plus. So konnte es weitergehen! Ging es aber nicht.

Augsburg

 

Fußball als Gegenbeweis

Nach Ankunft an der Augsburger Arena, der Taxifahrer erwies sich auch hier als Schlitzohr in Sachen Stau-Taktik, und einer gründlichen Einlasskontrolle begann die Partie sehr ausgeglichen. Doch nachdem Bellarabi angeschlagen raus musste kam es zu einem ordentlichen Bruch im Braunschweiger Spiel, dem die kurz darauf nach einem Blackout im eigenen 16er angesetzte Schwalbe des ansonsten eigentlich von mir geschätzten Werner den frühen Todesstoß versetzte. Denn auf den zur glücklichen Führung verwandelten Strafstoß folgten knapp 10 kohlrabenschwarze Minuten, nach denen es, begünstigt durch einen weiteren Fehler bei der Ballklärung am Fünfer, auf einmal 3:0 für die Gastgeber stand. Womit das Spiel auch gelaufen war, trotz des sehenswerten Anschlusstreffers von Ex- Augsburger Oehrl, der wenig später mit etwas Glück sogar noch das 3:2 hätte erzielen können. Nun verlor er aber bald darauf nach einer guten Phase der Eintracht unnötig den Ball, woraus das 4:1 resultierte, und der Lebkuchen war gegessen.

Augsburg Kurz nach dem Abpfiff skandierte ein Teil der Gästefans “Wir wollen euch kämpfen sehen”, was ich inhaltlich falsch finde, denn am Kampf liegt es gewiss nicht. Hier fehlt mir eine gewisse Feinfühligkeit der Tonangeber im Block. Sicherlich ist es ärgerlich, nach so einer langen Reise dann phasenweise so eine Leistung der Mannschaft zu sehen (auch ich wäre nach 35 Minuten gerne woanders gewesen), aber man sollte sich nochmal klarmachen, dass Eintrachts durchschnittliches Leistungsniveau nicht in Spielen wie gegen Leverkusen oder Wolfsburg gezeigt wird. Das waren überdurchschnittliche Leistungen, die nun mal nicht beliebig zu wiederholen sind. Dennoch steckt niemand solche Klatschen einfach so weg, weder Fans noch Spieler, das war hier klar zu merken. Aber es hat niemand gepfiffen oder gegen das Team gepöbelt, von daher finde ich des Trainers Aussage, dass es ab heute ungemütlich in Braunschweig wird weil die Geduld der Fans aufgebraucht sei auch nicht richtig, wir empfanden es eher als “ernste Ansprache” ohne boshaften Hintergrund. Man ist diesem Tag, den doch hoffentlich niemand erleben will, allerdings ein gutes Stück näher gekommen.

Die Kommunikation zwischen totalem Underdog der Liga und Bundesligareife hat halt so seine Tücken. Man kann sich nicht ständig kleinreden, nachher glaubt man es selber irgendwann und spielt auch so. Wenn man nun aber auf der anderen Seite das Mithaltenkönnen betont, darf man sich eben nicht wundern, wenn viele das glauben und daraus Erwartungen entstehen, die kaum zu erfüllen sind. Ein Dilemma. Von daher wird es entscheidend sein, ob und wie sich die Vereinsführung auf dem Transfermarkt betätigen und wie weiterhin kommuniziert wird – von beiden Seiten, Verein und Fans. Für unser Mathe-Experiment konnte rund um die Augsburger Arena  jedenfalls aus all dem Minus (noch?) kein Plus erkannt werden.

Frustbewältigung

Augsburg Eigentlich wollten wir uns am Abend in einem Brauereigasthaus stärken, doch das hatten wir uns zu einfach vorgestellt. Alles voll, schließlich ist Vorweihnachtszeit. So begannen wir den Abend auf dem Christkindlmarkt. Trotzdem uns auf dem Weg haufenweise offensichtlich alkoholisierte Personen begegneten, war es dort megavoll. Die ehemals große ZDF-Show scheint nicht mehr so zu ziehen… Nächste Station: Der Bierbrunnen, eine Sky-Kneipe die man sich getrost so vorstellen kann wie der Name klingt. Später versuchten wir es dann nochmal im König von Flandern, dem wohl ältesten Brauereigasthof Augsburgs, und bekamen tatsächlich einen Tisch. Leckeres Brot stand zum selbstgebrauten Bier bereit, das rustikale Essen war sehr gut. Für größere Runden empfiehlt sich der 1- oder 3-Liter Syphon, eine Art Pitcher nur mit Verschluss. Zudem wird hier als Spezialität ein selbstgemachter Bierschnaps gereicht. Nachdem zwei Leute per Nachtzug abreisten, endete der Abend für die anderen drei bestens gelaunt in einer Cocktailbar, deren Personal wir erfolgreich am Feierabendmachen hinderten. Ob das erlebte Plus das Minus im Portemonnaie sowie im Spielausgang übersteigt, muss jeder selber sagen, aber ich denke für mich: Passt scho! Und schon auf dem morgendlichen Fußweg zum Bahnhof wurde gezählt, wie viele Spiele in Bayern wir noch haben…

 

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Ingolstadt & Augsburg

 

Alles für den Aufstieg! Zwei Tage in Bayern

 FC Ingolstadt 04 – Eintracht Braunschweig

26.04.2013, 2. Bundesliga, Audi Sportpark, Endstand: 0:1

Wahnsinn. Wo soll man jetzt anfangen zu berichten, nach diesem Erlebnis. Wahnsinn.Um es vorweg zu nehmen: Eintracht Braunschweig ist nach 28 Jahren, vielen tiefen Tälern und wenig sportlichen Höhen endlich wieder erstklassig. Das heißt Bundesliga!!! Wahnsinn. Doch es ist geschafft. Es folgt der Versuch einer chronologischen Beschreibung dieses Tages.

Ingolstadt Abreise um 7:54 in Braunschweig, drei Personen und ein Fahrrad machten sich per Regionalexpress auf den Weg, um zum zweiten Mal in drei Jahren in Bayern aufzusteigen. Doch die Vorzeichen waren schlecht. Schon in Hannover hatte der IC eine Stunde Verspätung, sollte das nun ein gutes oder schlechtes Omen sein? Die Anschlusszüge waren jedenfalls weg. Immerhin durften wir mit unseren Tickets dann unbehelligt irgendwie weiterfahren, sodass wir schließlich in der Weltstadt Treuchtlingen landeten, von wo aus nach weiteren 50 Minuten Wartezeit ein RE nach Ingolstadt fuhr. Nach 7,5 Stunden endlich(!) betraten wir Ingolstädter Boden. Kein Foto-Spaziergang durch die Altstadt, statt dessen eilten wir zu Fuß zu unserer Pension, der Torkel-Stube, wo eigentlich die Zusammenkunft mit den Autofahrern unserer Gruppe stattfinden sollte. Für das direkt am Bahnhof gelegene alte Tuja-Stadion des FC Ingolstadt hatten wir kein Auge, einchecken war jetzt wichtig, gerade angesichts der fortgeschrittenen Zeit.

Ingolstadt Als die Formalitäten erledigt waren, wurde sich für die Anreise zum Stadion entschieden, wo wir uns letztlich zu einer über 15köpfigen blaugelben Schar zusammenfanden. Die Stimmung am Sportpark war volksfestähnlich. Es gab Sonnenschirme, Tische und Bänke sowie eine Getränkebude, Gastgeber und Gäste stimmten sich gemeinsam auf das nahende Spiel ein. Um 18 Uhr war es dann soweit. Über 2.200 Braunschweiger unter den 9471 Anwesenden gaben stimmgewaltig ihrer Hoffnung Raum, hier den ganz großen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Ingolstadt wollte den Klassenerhalt auch rechnerisch festmachen und hielt spielerisch gut mit, jedoch war meist am 16er Endstation. Vieles spielte sich im Mittelfeld ab, Torchancen in Durchgang eins blieben Mangelware, lediglich Bohl deutete einen Torschuss per Direktabnahme an. In der 45. Minute dann Schiri Petersens großer Auftritt durch Arbeitsverweigerung. FCI-Schlussmann Özcan rammt den durch die Abwehr gebrochenen Ademi durch Bodycheck aus dem Strafraum, ohne auch nur ansatzweise zum Ball zu gehen. Ein klarer Elfer, doch es passierte nichts. Nada. Nothing. Rien. Somit stand zur Pause die Null – auf beiden Seiten des Doppelpunkts.

Ingolstadt

Weit vor Wiederanpfiff schickte Lieberknecht seine Elf wieder auf den Rasen, und die legte zunächst eine Schippe drauf und übernahm die Spielkontrolle. Jedoch sprang auch so kein Treffer heraus, und Ingolstadt wurde wieder stärker. Beinahe hätten sie durch einen abgefälschten Schuss die Führung erzielt, doch Petkovic hielt im Fallen in die falsche Ecke noch hervorragend mit dem Fuß. Schwein gehabt! Mit der Zeit wurde die sehr gute Stimmung im Gästebereich etwas weniger, denn je näher der Abpfiff rückte, desto mehr scheinen Gedanken wie “Wieder nur ein Punkt”, “Und dafür fahre ich so weit” oder “Das wird doch nix mehr” durchzukommen. Ich für meinen Teil kann mich noch entsinnen, wie ich, während die Nachspielzeit von 4 Minuten verkündet wurde, vor mich hinsagte: “Das reicht uns”. Da hatte ich aber noch keine Ahnung, wofür. Selbst als der Unparteiische in der 92. Minute Freistoß für ein Foul an Merkel gab und Dogan und Vrancic sich den Ball hinlegten, muss ich gestehen, dass ich dachte: “Lass Dogan schießen, der hatte die gefährlicheren Dinger bislang”. Kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt, und wie. Der vielgescholtene Damir Vrancic, dessen Kritiker trotz seiner zuletzt starken Leistungen nicht verstummen wollten, streichelte die Kugel unhaltbar in die rechte obere Ecke! Freut mich für ihn, nebenbei angemerkt.

Aber was nun passierte, ist nicht annähernd in passende Worte zu fassen. Die Gästekurve explodierte, ohrenbetäubender Jubel, alles schrie, Körper sprangen, taumelten umher, ich wurde gefühlt auf 3×3 Metern herumgeschleudert, Hände berührten sich, versuchten abzuklatschen, hielten jemanden fest; man warf sich jemand Bekanntem in die Arme, überall freudig verzerrte Gesichter, Blicke zwischen unfassbarem Glück und Ungläubigkeit… Vielleicht wiederhole ich mich: Wahnsinn. Einfach Wahnsinn. Und pure Freude. Und dann erste Tränen um mich herum (Dieses gefundene Video passt witzigerweise sehr gut dazu). Das war´s doch, das muss es gewesen sein! Die Fans sangen laut von Liga eins. Warum pfiff der Typ nicht ab? Bengalos wurden gezündet, wie durch ein Wunder überlebten alle (Vorsicht, Ironie!). Immer noch war nicht Schluss, quälende Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Dann ein Pfiff. Nochmal Freistoß. Und immer noch Gesang.
Eine Sekunde.
Zwei Sekunden.

Ingolstadt Dann wieder ein Pfiff, kaum hörbar: Petersen drehte sich zum Anstoßpunkt – und die Kurve bebte erneut. Dieses Video zeigt die letzten Sekunden des Spiels inklusive Schlusspfiff. Eintracht ist wieder da. Erste Liga. Kneift mich. Ist das geil. Jetzt nur noch feiern – ach ja, ging ja nicht so richtig. Sofort nach dem Tor marschierte Polizei vor den Gästeblocks auf, und nach Spielende spulte der Stadionsprecher sein halbstündiges Programm ab, als ob es ein normales Heimspiel war: Gelaber ohne Ende, die ganze Zeit Dudelmusik, usw. Man verstand kaum ein Wort von dem, was Vorsänger, Trainer oder Spieler durch die diversen Megaphone den Fans zuriefen. Dazu rannte so ein einheimischer Spaßbremser im Anzug rum und verbot hier mal dies und dort mal das. Trotz aller Freude war das eine ganz schwache Nummer von den Verantwortlichen in Verband, Verein und Polizei, muss man leider so sagen. Dennoch haben wir sicher das Beste draus gemacht, es werden wohl alle genug Material gesichtet/gehört haben. Die meisten Ingolstädter waren schon gegangen, da ging die Party an der Bierbude weiter. Später am Abend trafen wir uns in Zimmer 5 der Torkel-Stube und sahen uns gemeinsam die Sport1-Berichte an. Erst da bekam ich allmählich eine Ahnung, was dieser Tag bedeutet, bedeuten wird, obwohl man ja schon länger mit dem Aufstieg rechnen durfte. Hatte ich es erwähnt? Wahnsinn. Und der endete, wenn auch nur vorübergehend, für einige erst in den frühen Morgenstunden.

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 FC Augsburg – VfB Stuttgart

27.04.2013, Bundesliga, SGL Arena, Endstand: 3:0

Ingolstadt Der Tag begann mit einem einfachen, aber schmackhaften Frühstück, zu dem tatsächlich fast alle anwesend waren. Nebenbei konnte man noch prima mit dem Pensionsbetreiber plauschen, der zufällig glühender Ingolstadt-Fan ist und auch die Auswärtsfahrten organisiert. Mit scharfem Verstand hatte er uns schon kurz nach unseren Zimmerbuchungen als Eintracht-Fans enttarnt, stellte uns aber trotz der Niederlage nicht die Koffer vor die Tür. Grüße an dieser Stelle! In seinen Ausführungen steckte durchaus Substanz, und so erfuhren wir einige historische Fakten über die Stadt und den Club, unter anderem auch, dass „Schanzer“ tatsächlich von „verschanzen“ stammt, denn Ingolstadt war das Refugium eines bayerischen Herrschers für den Krisenfall.

Ingolstadt Nach umfassender Verabschiedung teilte sich die Gruppe wieder. Unser dritter Mitreisender nahm das Rad nach Augsburg, und wir nahmen mit einem weiteren Zugfahrer, der allerdings nach Berlin musste, den Fußweg zum Bahnhof. Zwischenhalt war dann doch noch das alte Tuja-Stadion des FCI, das inzwischen wieder ESV-Stadion heißt. Ein Tor stand zum Glück offen, so dass wir einige schöne Bilder dieser charmanten Spielstätte mit unüberdachter Stehplatzgegengeraden und Sitzschalen machen konnten. Der optimalen Anbindung ans Bahnhofsgelände trauert die Polizei in Sachen Transport und Geleit von Gästefans bestimmt heute noch hinterher…

Augsburg Knapp eine Stunde später entstiegen wir am Hauptbahnhof in Augsburg dem Regionalexpress und schlossen unser Gepäck ein. Einige Stuttgarter waren bereits vor Ort und wurden schon Richtung City geleitet, sodass wir eines der letzten Fächer ergatterten. Da wir noch keinen Zeitdruck hatten, klemmten wir uns erst mal hinter die Stuttgarter, doch deren Marsch endete bereits am Königsplatz, wo sie in 5minütig fahrende Sonderbahnen verfrachtet wurden. Dadurch ergab sich ein immenser Straßenbahnstau, sodass wir bequem hinterherkamen und so einige Ausschnitte der schönen Seiten der Stadt genießen konnten. Die Augsburger Prachtbrunnen und die Basilika Sankt Ulrich und Afra mit der direkt angrenzenden Ulrichskirche seien da erwähnt. Irgendwann stiegen wir dann in eine der Bahnen ein, da die Zeit knapper wurde – schließlich mussten wir auch noch das Ticket für den Radfahrer hinterlegen, da der es nicht rechtzeitig schaffte.

Doch frisch an der Arena angekommen, galt es zunächst die schnellste Fahrgelegenheit zum Bahnhof zu ermitteln, denn unser Zug (der letzte für den Tag) fuhr bereits um 18:03 Uhr, und das Stadion liegt ja nun doch etwas ab vom Schuss. Nach Gesprächen mit einem Parkplatzeinweiser und einer jungen Dame in ungeklärter Funktion hatten wir ausreichend Information gesammelt, zwischen Tram und Taxi entscheiden konnten wir uns ja später noch. Das Ticket durfte übrigens problemlos an der Sonderkasse hinterlegt werden, ein guter Service. Jetzt also konnten wir Richtung Einlass schlendern, und nach nicht nennenswerter Kontrolle wollten wir ein frisches Bier trinken. Das gestaltete sich leider nicht so einfach, denn in Augsburg setzt man auf eine aufladbare Plastikkarte. So langsam braucht man als Fußballreisender schon ein großes Kartenetui für all´ diese vermaledeiten Karten. Ist es denn nicht möglich, ein universell einsetzbares Modell zu schaffen? Und wo wir grad dabei sind, diese Beutelschneiderei mit Preisen von 3.95 Euro oder so bei Aufladungspflicht von „ausschließlich runden Beträgen“ kann auch gerne aufhören.

Augsburg

Aber gut, falls man kommende Saison hier nochmal zu Gast sein sollte, ist man wenigstens vorgewarnt. Der FC Augsburg konnte an diesem Tag so ziemlich den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herstellen, dazu wurden lediglich 3 Punkte gegen den VfB Stuttgart benötigt. Und die Partie begann äußerst temporeich.

Augsburg Schon in der ersten Minute hatten beide Mannschaften je eine Chance zu verbuchen – so wollten wir das sehen. Kurz tauschten wir Blicke á la „Na das wird ja lustig kommende Saison“, bevor es munter weiter ging. Die ersten 45 Minuten blieb es bei einem tollen, kurzweiligen Schlagabtausch, sehr auffällig auf Seiten der Gäste war Ibrahima Traoré. Schwer im Griff zu behalten, der Mann. Ibisevic tendierte dagegen Richtung Stehgeiger. Auf Augsburger Seite gefielen Ji und Werner. Tragische Figur des Spiels war ganz klar Stuttgarts Niedermeier, der nach einem Hammerschuss aus kurzer Distanz ins Gesicht noch zwei weitere Einschläge in derselben Trefferzone hinnehmen musste. Kurz vor der Pause kam dann endlich der Radler an, es gab wohl leichte Orientierungsprobleme vom Bahnhof zur Arena. Beim Halbzeitstand von 0:0 vermisste ich im Gegensatz zu gestern die Tore nicht, aber das hatte wohl auch mit der sehr unterschiedlichen persönlichen Haltung zum jeweiligen Spiel zu tun.

Augsburg Umso schöner war es, dass im zweiten Durchgang dann noch drei Treffer fielen. Den ersten markierte Mölders nach einer Ecke von Werner per Kopf (61.), den zweiten, einen sehenswerten Heber vom eingewechselten De Jong über Ulreich (83.) sahen wir gerade noch so, denn kurz darauf eilten wir zum Taxistand, um den Massen und der damit einhergehenden Verstopfung der Parkplatzausfahrt durch 30.660 Besucher zu entgehen – schweren Herzens, aber die Dringlichkeit den Zug zu erwischen war irgendwie stärker… Das 3:0 durch Ji (86.) erlebten wir immerhin noch akustisch. Verdienter Sieg.

Die Rückfahrt begann wie geplant, auch der 4-Minuten-Umstieg in Mannheim klappte. Jedoch gönnte uns eine Signalstörung kurz vor Hannover den verdienten Feierabend nicht. Anschlusszug weg, statt dessen 20 Minuten warten am Infopoint und dann mit dem Großraumtaxi nach Braunschweig. Und da am Bahnhof um nach 2 Uhr nachts anzukommen wenn man noch weiter muss ist auch kein Zuckerschlecken… Wie ist denn das nun mit neuen Nachtbussen?

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Gladbach und Bochum

 

 Borussia Mönchengladbach – FC Augsburg

28.04.2012, 1.Bundesliga, Borussia-Park, Endstand: 0:0

 VfL Bochum – Eintracht Braunschweig

29.04.2012, 2.Bundesliga, Rewirpower Stadion, Endstand: 2:0

Anreise Diesmal ging es per Bahn-Wochenendticket auf die Reise, da die Fahrt nur knapp eine Stunde länger dauert als mit dem ICE. Gut gelaunt ging es sogleich an das Herzstück des Proviants, einen von meiner Freundin frisch gebackenen Rotwein-Schokokuchen. Das Fehlen eines Messers konnte das Essvergnügen nicht trüben, denn kurzerhand spendete einer seinen abgelaufenen Jugendherbergsausweis als Schneidewerkzeug. Lecker!

Erster Umstieg in Minden, ausreichend Zeit um noch Versorgungslücken zu schließen. Dann weiter Richtung Duisburg, das sollte aber nicht so reibungslos klappen. Denn durch Fanrandale im eine Stunde früher gestarteten Zug kam es zu einer empfindlichen Verzögerung – zum Glück stand in Duisburg ein Anschlusszug bereit, so dass wir zeitig in Mönchengladbach ankamen. Von dort konnte man einen gut funktionierenden Shuttlebus-Service zum Stadion nutzen.

Mönchengladbach Nun ist ja Mönchengladbach nicht unbedingt eine schöne Stadt, zumindest kamen die Busse an keiner schönen Ecke vorbei. Da stach das neue Stadion des VfL Borussia Mönchengladbach schon ins Auge. Leider hatten wir nur Karten für den Gästeblock bekommen, dort fanden wir aber unter unerwartet vielen Augsburger Fans noch bequem ein Plätzchen. Es versprach ein heißes Spiel vor 53.300 Zuschauern zu werden, denn für beide Teams ging es noch um was. Gladbach ging in ein Fernduell mit Schalke um den 3. Champions League Platz, und der FC Augsburg 07 wollte den Klassenerhalt nun auch rechnerisch festmachen. Dafür durfte Köln nicht gewinnen.

Dementsprechend verlief auch die erste Halbzeit. Beide Mannschaften deuteten ihre Gefährlichkeit öfter an, wobei die Borussen den schöneren Fußball boten. Allerdings nutzt auch der nix, wenn kein Abschluss erfolgt, so ging es torlos in die Kabinen. In den zweiten 45 Minuten verflachte die Partie dann stark. Keine Mannschaft schien ein Risiko gehen zu wollen, sodass sich der Ball weitestgehend im Mittelfeld befand. Dennoch ergaben sich ein paar Chancen, doch weder die Hausherren noch der Gast konnten einen Treffer erzielen. Letztendlich reichte es für Gladbach dann „nur“ zum CL-Qualifikationsplatz, wohingegen die Augsburger nach einem Wechselbad der Gefühle (Freiburg – Köln erst 1:0, dann 1:1, letztlich 2:1) den Verbleib in Liga 1 bejubeln konnten.

Überhaupt muss man sagen, dass im Augsburg-Block eine gute Stimmung herrschte. Einige frische, noch nicht gehörte Gesänge wurden angestimmt, und besonders auffällig war, dass ausschließlich das eigene Team supported wurde. Keine Zeile gegen den Gegner war zu hören.

Bochum Mit Bussen ging es dann wieder zum Bahnhof zurück, und im Regionalexpress nach Dortmund fiel mir dann auf, dass ich das coole Panoramafoto vom Stadioninneren nicht gespeichert hatte. Lehrgeld für die Bedienung des neuen Handtelefons… Nun ja. Jedenfalls sollten wir im Hotel Ashok nächtigen. Dieses liegt nah an den S-Bahn-Haltestellen DO-Germania (ca. 150 m) und DO-Krey (etwa 1 km), womit Dortmund HBF und Bochum HBF super zu erreichen sind. Das sollte man auch nutzen, da ums Hotel herum nichts los ist. Die Zimmereinrichtung ist eher zweckmäßig (mit TV und Duschbad) als gemütlich, aber für eine Nacht kann man nix sagen. Handtücher und Bettzeug sind inklusive, alles für 27,50 p.P. mit Frühstück. Der Ess- und Feiersaal ist dagegen sehr kahl und trist, und wenn dann bei einem ordentlichen Frühstücksbuffet ab 8 Uhr noch eine größere Familie hier fein angezogen Konfirmation feiert, ist das richtig deprimierend.

Nun also nach Bochum. Wir als Masochisten ließen es uns natürlich nicht nehmen, ins Bochumer Bermudadreieck zu gehen, um zu schauen, was wir gestern Abend verpasst hatten. Wir waren nämlich rund um den Dortmunder HBF unterwegs. Ein schönes Eckchen mit vielen unterschiedlichen Cafés, Bars und Kneipen. Das Mandragora, wohl der älteste Laden am Platz, bietet Frühstück bis 17 Uhr (!), das ist doch mal eine Ansage. Allerdings gibt es dort keine Sportübertragungen, was ganz klar eine Absage bedeutet.

Direkt gegenüber ist ein Skateladen, offenbar mit Betätigungsmöglichkeit auf dem Dach. Hätte ich gern mal reingeschaut, war ja aber Sonntag. Als wir das Bermudadreieck wieder verließen, gerieten wir noch in die Aufnahmen eines Kurzclips, der eine Tanzeinlage im Bauarbeiter-Outfit zum Inhalt hatte. Sachen gibt´s…

Bochum

Bald danach brachte uns eine S-Bahn zum Stadion des Vfl Bochum 1848, das ja nun sehr zentral gelegen ist, beinahe britisch in das Stadtbild integriert. Es gibt ja nicht mehr so viele Städte, wo sich die Fans durchmischen, hier scheint das aber ganz gut zu klappen.

Hier ging es ja nur noch für Bochum um was, nämlich wie Augsburg den Klassenerhalt in trockene Tücher zu bringen. Braunschweig hatte dahingehend, trotz ganz dürftiger Rückrunde, nichts mehr zu befürchten. Dementsprechend war auch die Stimmung im Gästeblock.

Das Spiel selber reiht sich leistungsmäßig in die vorherigen 10 ein. Trainer Lieberknecht hatte ja gesagt, dass er nach Klassenerhalt viel ausprobieren will zum Saisonende, aber auf Dauer nerven diese Experimente leicht. Eine Niederlage und sieben(!) Remis zuletzt zeugen davon. Ein in der Entstehung unnötiger Eckball bringt die frühe Führung für Bochum, Eintracht versucht viel, aber wenig gelingt. Und die Chancen die herausspringen werden vertändelt oder nicht genutzt, wobei daran auch ein guter Bochumer Keeper Luthe Anteil hat. Der Spielaufbau ist ungenau, weswegen Bochum immer wieder Bälle im Mittelfeld gewinnt. Da hellen auch die „Wir sind nur zum Feiern hier“-Gesänge die Stimmung nur schwer auf.

Bochum Nach der Halbzeit zeigen die Löwen vor 14.000 Zuschauern wenigstens zeitweise wieder mal die Schokoladenseite und bauen ordentlich Druck auf. Natürlich ohne Torerfolg, der einzige Braunschweiger Jubel wird vom Abseitspfiff erstickt. Und das trotz Überzahl seit der 60. Minute. Das 0:2 in der 90. Minute ist egal, natürlich muss man dann total aufmachen wenn man nix mehr zu verlieren hat. Aber dass es einen Petkovic im Tor braucht, um gegen 10 Mann die Entscheidung nicht schon vorher zu kassieren, ist schon tragisch.Nun könnte man einwenden, warum man sich nach Klassenerhalt wegen ein paar Spielen mit mäßiger Leistung so aufregt – das wird verständlicher, wenn man den letzten Ausflug der Eintracht in die zweithöchste Spielklasse miterlebt hat. Erste Saison hui, zweite Saison mit gefühlten 20 Unentschieden und mit genau solchen Spielen abgestiegen. Das möchte natürlich keiner nochmal erleben. Müssen wir ja auch hoffentlich nicht.

Nach dem Motto „Wenn es kommt, kommt es ganz dicke“ war man in Bochum wohl nur darauf bedacht, die Fans schnell aus der Stadt zu bekommen. Da der Sonderzug schon sehr früh weg war, verfrachtete man den Rest in einen ICE nach Hamm. Von dort sollte es nach etwa 50 Minuten Wartezeit mit einer Regionalbahn weiter nach Bielefeld gehen, ohne dass es dort einen bekannten Anschluss Richtung Braunschweig gab. Da wir keine Lust auf eine Ankunft spät in der Nacht hatten, bissen wir in den sauren Apfel und lösten zusätzlich zum Wochenendticket noch für schlanke 37,- Euro p.P. ein ICE-Ticket nach Hause. Ich empfehle unbedingt das Bordbistro, da kann man was erleben und eine gute Zeit haben. Für nur 3,90 Euro das Weizen…

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Bielefeld und Koblenz

 

Das Wochenende der Verspätungen


Freitag

 DSC Arminia Bielefeld – FC Augsburg 

01.04.2011, 2.Bundesliga, Schüco-Arena, Endstand: 0:2

Bielefeld

 

Bereits zum ersten Spiel kamen wir mit knapp 15 Minuten Verspätung, insofern verpassten wir den ganzen Trubel im Vorfeld. Immerhin bekamen wir von einem netten Herrn eine VIP-Eintrittskarte geschenkt, sodass wir nur noch zwei zu erwerben brauchten und beim Stand von 0:0 unsere Plätze endlich einnehmen konnten. Überrascht waren wir von dem nach wie vor großen Zuschauerinteresse trotz der prekären Tabellensituation von Arminia Bielefeld, und die Stimmung unter den 13.600 Zuschauern passte auch. Augsburg war ambitioniert hier angereist und wartete erstmal ab, und die Hausherren spielten munter nach vorn. Wenn Augsburg aber selbst vor das Tor kam wurde es auch meist brandgefährlich. Kurz vor der Pause sah Callsen-Bracker dann folgerichtig Gelb-Rot – es schien zu Bielefelds Gunsten zu laufen. Allein die Chancenverwertung der Gastgeber war quasi nicht vorhanden, und auch Gästekeeper Jentzsch trug einen nicht unbeträchtlichen Teil zum torlosen Halbzeitremis bei.
Ulkigerweise trafen wir hier den uns aus dem Stadion in Braunschweig bestens bekannten mobilen Bierversorger, der sich bei den Heimspielen beider Clubs etwas dazuverdient, was allerdings häufige Zugfahrerei erfordert.

Bielefeld Durchgang 2 begann, wie der erste endete, man merkte dass Bielefeld wollte, nun spielte Augsburg trotz Unterzahl aber mehr mit – und nutzte in der 59. Minute einen katastrophalen Fehler in der Bielefelder Spieleröffnung zum schmeichelhaften Führungstor. Nun waren die Gäste am Drücker, Bielefeld begann wegzubrechen. Die zahlenmäßige Überlegenheit war nicht zu bemerken, folgerichtig führte ein frustriert wirkender Verteidigungsversuch gegen einen Stürmer des FC Augsburg zum spielentscheidenden Strafstoß. Zwar konnte Platins den bravourös parieren, jedoch konnte der Ball nicht aus der Gefahrenzone bugsiert werden, sodass Sinkiewicz im Nachschuss erfolgreich war (80.). Nun war der Deckel komplett drauf, allein die Fans unterstützten ihre Jungs bis zur letzten Minute. Typisch für einen angehenden Absteiger, dass man selbst solche Spiele nicht gewinnt, obwohl man größtenteils die aktivere und bessere Mannschaft war.
Hier noch ein Link zu einem Videobericht.

Im großen Ganzen erinnerte uns die Situation schmerzlich an den letzten Zweitligaabstieg der Eintracht, was durch Aussagen unseres Sitznachbarn bestätigt wurde. Panische Spielereinkäufe en masse, davon einige hochgelobte Talente deren Namen oft auf -vic oder ähnlich endet, die dann aber irgendwie doch nicht wirklich einschlagen, Trainerwechsel, usw usf. Zurückblickend wäre zu sagen, dass der daraus resultierende notwendige Schnitt gut für Eintracht war, und es wäre zu hoffen dass es in Bielefeld zu einem ähnlich erfolgreichen Neuaufbau kommt.

Im Anschluss gingen wir noch etwas über das Stadiongelände, atmeten schonmal Zweitligaluft und machten uns letztendlich auf den Weg nach Dortmund, denn dort durfte wieder bei besagter Freundin übernachtet werden.

 

Sonnabend

 TuS Koblenz – Eintracht Braunschweig  

02.04.2011, 3.Liga, Stadion Oberwerth, Endstand: 0:2

Koblenz

 

Eigentlich fuhren wir zeitig aus Dortmund ab, dennoch machte uns ein Stau einen Strich durch den Zeitplan. Immerhin konnten so noch wackelfreie Bilder von der BayArena gemacht und das warme Frühlingswetter genossen werden. Endlich in Koblenz eingefahren parkten wir direkt am Rheinufer und eilten die letzten Minuten zu Fuß zum Stadion. Das Spiel lief bereits einige Minuten, aber auch hier stand es noch 0:0. Die Gästekurve war üppig gefüllt, leider durfte die eine überdachte Stahlrohrtribüne nicht genutzt werden, sodass einige Polizeibeamte hier die einzigen waren, die Schatten genießen konnten. Auf dem Rasen ging es trotz der Temperaturen mit Vorteilen für die TuS Koblenz munter hin und her, aber die erste Hälfte brachte auch hier keine Tore – dank Petkovic. Irgendwann tauchte ein Polizeihubschrauber auf und drehte Runde um Runde am Himmel, per Durchsage des Stadionsprechers hatte der aber nix mit dem Spiel zu tun, denn es wurde eine vermisste Person gesucht.

Koblenz Die Stimmung war nicht zuletzt durch Sonne und Tabellenstand prächtig, wurde durch den Doppelschlag des bereits jetzt legendären “K-und-K-Sturms” Kumbela und Kruppke in den Minuten 64 und 65 aber noch besser. Auch wieder eine Parallele zu gestern, auch hier der Spielverlauf durchaus auf den Kopf gestellt. Koblenz gelang der Anschlusstreffer nicht mehr, sodass die Eintracht ihren Punktestand auf 70 Zähler erhöhen konnte – die Zeichen standen damit deutlich auf Zweitklassigkeit ab Sommer.

Am schönen Rheinufer, wo man grillt, Federball spielt, liest, sonnt, usw. genossen wir jeder noch eine mitgebrachte Eintracht-Woltersdose im Zeichen des Sieges und ließen die Seele etwas baumeln. Auch hier war ein Suchboot der Polizei im Einsatz und fuhr den Fluss auf und ab. Irgendwann fuhren wir noch zwecks Nahrungsaufnahme durch Koblenz City und mussten dann auch bald den Heimweg antreten. Das Schlagerspiel der Rheinländischen Bezirksliga Mitte zwischen Germania Metternich und RW Koblenz haben wir schweren Herzens sausen lassen. Bei einem nächsten Besuch wäre nach diesem ersten Eindruck aber sicher ein längerer Aufenthalt angesagt…

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