Heide – Kiel

 

 Heider SV – Holstein Kiel U23  

25.04.2011, Schleswig-Holstein-Liga, Stadion an der Meldorfer Straße, Endstand: 1:1

Heide

 

Wieder im Umland zu Gast, sollte es diesmal endlich ein Spiel in Heide zu sehen geben. Bei herrlichstem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen lud das Stadion zu oben erwähnter Fünftligabegegnung. Diesem Ruf folgten knapp 200 Zuschauer, darunter auffällig viele junge Damen. Nach Bewunderung des neu errichteten Funktionsgebäudes mit Sanitäranlagen, Umkleidekabinen, usw. war der erste Platz auf der Gegengeraden nahe des Bierstands gefunden, und eine kühle Erfrischung war gerne genommen.

Heide Das Spiel ging wider erwarten los wie die Feuerwehr, die Hausherren drückten auf einen frühen Treffer – und wurden durch den Elfmeterpfiff des in der ersten Hälfte guten Schiris belohnt. Torjäger Ladendorf ließ sich diese Möglichkeit in Minute 5 nicht entgehen und netzte zur Führung ein. Leider blieb es nicht dei dieser Tor-Taktung, denn der Heider SV war zwar überlegen, nutzte jedoch mindestens 3 Hunderprozentige nicht: ein Schuss in die Wolken, 6 m vor dem Kasten; ein eigensinniger Abschlussversuch statt zum bestens positionierten Mitspieler abzulegen; frei vor dem Kieler Keeper vergeben. Anders gesagt: Es muss zur Pause locker 3:0 stehen. Tat es aber nicht.

Endlich war also Pause und ein Standortwechsel in schattigere Gefilde war dringend angesagt. Stimmung von den Rängen gab es quasi nicht, lediglich ein Herr im weißen Hemde war sich nicht zu schade, seinen HSV lautstark anzufeuern. Also jetzt nicht pöbelig, sondern wirklich durch Gesänge. Gut, das Repertoire war sehr überschaubar und es klang wenig gewaltig, aber dafür dass der Fanclub “Dithmarscher Jungs” mit dick Banner (siehe Bilder) usw. aufgekreuzt war und durchgehend schwieg war es wenigstens etwas. Stimmlich war der Mann jedenfalls auf dem ganzen Platz zu hören.

Auf der Fotomontage des Stadions erkennt man direkt über den Platz ein kleines Häuschen, ohne Fenster gemauert und geweißt. Ich hätte gedacht das ist ein Stromhäuschen oder sowas, doch denkste – ein Pissoir ist es! Beinahe antik in der Erscheinung (ohne Tür und Licht), ebenso wie die Tribüne, die mich spontan an britische Bauweise erinnerte.

Heide Die zweite Hälfte begann wie die erste. Kurz nach Wiederbeginn konnte Kiel eine verunglückte Rückgabe nur per Foul entschärfen, der anschließende Freistoß wurde aus der Mauer an die Latte abgefälscht. In den 50er Minuten holte sich Kiels U23, die übrigens mit Sembolo antrat, der noch vor einem knappen Jahr mit der Ersten der Eintracht die Suppe versalzte, innerhalb von drei Minuten drei Gelbe Karten ab. Über diesen Kampf fanden sie auch ins Spiel und wurden stärker, was im 1:1 nach der ersten richtigen Chance gipfelte (63.). Quasi im Gegenzug ließen die Gastgeber den nächsten Brummer liegen, der Kopfball aus Nahdistanz traf nur das Außennetz. Alles Ein- und Auswechseln half nix, Kiel schaukelte das schmeichelhafte Ergebnis nach Hause und Heide belohnte sich, wie nach Aussage von Einheimischen fast regelmäßig in dieser Saison, für den hohen läuferischen Aufwand nicht.

Alte Fußballweisheit: Wer zu viele Punkte liegen lässt, muss sich nicht wundern, wenn er sich im Tabellenkeller wiederfindet. Viel Erfolg von hier jedenfalls für den Klassenerhalt, die Konkurrenz hat noch einige Nachholspiele zu bestreiten… Aber Einigkeit unter den Heimfans bestand jedenfalls darin, dass der Heider SV viel mehr Potential hat als er gelegentlich abruft. Das ist doch kein schlechtes Zeichen.

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Kiel, Heide, Hamburg

 

Zwei Tage unterwegs zwischen Nord- und Ostsee

oder: Es ist gar nicht soviel Weg zwischen Schleswig-Holstein Liga und Europa League

 

Tag 1: Mittwoch

 Holstein Kiel – Eintracht Braunschweig  

21.04.2010, 3.Liga, Holstein-Stadion, Endstand: 1:1

Kiel Vor dem Nachholspiel der Eintracht, das zu einem der wichtigsten Spiele im sich anbahnenden Aufstiegsrennen werden sollte, verschlug es uns in die Ferienwohnung Nordseedeich in Ketelsbüttel/Dithmarschen, wo wir unser Basislager aufschlugen. Die 100 km bis nach Kiel legten wir, noch einigermaßen entspannt, bei gutem Wetter zurück. In Kiel fanden wir das Stadion rasch, trotzdem war es schwierig, einen passablen Stehplatz zu ergattern. Nun machte sich allmählich Aufregung bemerkbar. Einige Braunschweiger wollten dabei sein, wenn die Mannschaft sich mit einem Dreier beim Abstiegskandidaten weiter Richtung Tabellenspitze manövriert. Und die erste Hälfte deutete nach kurzer Orientierungsphase beider Teams auch darauf hin. Jedoch erwischte der Torhüter von Holstein Kiel einen sehr guten Tag und entschärfte zunächst alle Einschussmöglichkeiten der Gäste, in Teilen durch Glanztaten. Kurz vor der Pause war es dann jedoch so weit: Bei einem Kopfball von Danneberg aus Nahdistanz war Frech (endlich) machtlos und so gingen seine Jungs mit dem 0:1 in die Halbzeit.

Im zweiten Durchgang wollte Braunschweig tief stehend auf Konter lauern und ließ den Kielern mehr Raum zur Entfaltung. Dummerweise nutzten die das dann irgendwann auch und konnten nun ihrerseits die eine oder andere Großchance verbuchen, die aber entweder an Petkovic oder dem Aluminium verpufften. Möglichkeiten für Eintracht wurden zunehmend seltener, man vergaß irgendwie den Sack zuzumachen, wie man so schön sagt. Und das rächte sich wieder einmal. Gerade als die Gästefans sich dem ersehnten Abpfiff entgegenzitterten belohnte der mit Wiederanpfiff eingewechselte Wulff seine Mannschaft für den doch noch angenommenen Abstiegskampf und netzte zum für beide Seiten unbrauchbaren Ausgleich ein. Schmachvolle “Wir steigen ab und ihr nicht auf”-Rufe der Kieler waren im mit knapp 3.900 Zuschauern gefüllten Stadionrund zu vernehmen, was angesichts dieser gefühlten Niederlage natürlich zusätzlich bitter war. Wäre Jürgen Klopp Trainer in Braunschweig gewesen, hätte er sicher in ein paar Jahren der Presse in den Block diktiert, dass er nie Kiel trainieren würde, weil die damals so böse zu ihm waren. So wie er es erst dieses Jahr wieder in Braunschweig tat, wegen der Nichtaufstiegs-Häme 2003, als Eintracht aus Liga 2 abstieg, seinen Mainzern dabei aber noch mit einem Tor den Aufstieg verdarb. Für dieses dramatische Spiel lohnt sicher eine eigene Internetsuche.

Zurück in Ketelsbüttel reifte dann aus der Unzufriedenheit mit dem vorhin Erlebten ein Plan, der die angedachte Entspannung an der See schnell ersetzen sollte…

 

Tag 2: Donnerstag

Spotlight: Heider SV

22.04.2010, Stadion an der Meldorfer Straße

 Hamburger SV – Fulham FC

22.04.2010, Europa League Halbfinale, HSH Nordbank Arena, Endstand: 0:0

Heide Nach einem üppigen Frühstück machte man sich umgehend an die Abendplanung. Per Telefonhotline wurden also tatsächlich auf den letzten Drücker drei Karten für das EL-Halbfinale geordert, abholbar an der Tageskasse. Danach nutzten wir das wieder gut geratene Wetter zu einer kleinen Spritztour durch das Umland. Der Meldorfer Hafen war die erste Station, und natürlich durfte auch ein Spaziergang am Deich nicht fehlen, auch wenn der jetzt nicht so üppig ausfiel. Im Anschluss stand Heide (Holst.) auf dem Plan, wo wir die Gelegenheit nutzten und dem ortsansässigen Heider SV unsere Aufwartung machten. Zurück in Ketelsbüttel gab es noch Mittag, es wurde abgerechnet und bald darauf brachen wir in Richtung Süden auf.

Hamburg Mit reichlich Zeit im Gepäck parkten wir am Stadion, entschieden uns aber wegen grober Ortsunkenntnis dagegen, noch mal eben schnell mit der S-Bahn in die City zu fahren. Also betrachteten wir kurz Uwe Seelers Fuß und hingen den Rest der Zeit vor der Arena herum. Doch schließlich war es soweit und wir gingen hinein, um für stolze 53,- Euro europäischen Spitzenfußball zu erleben. Was wir allerdings mal eben gepflegt vergessen konnten, denn das Spiel war zusammengefasst grausig. Der Fulham FC riegelte alles weiträumig ab, und der ideen- und mittellose Hamburger SV versuchte 90 Minuten vergebens, dagegen anzurennen. Immerhin boten die Fans beider Lager eine annehmbare Atmosphäre, was auf Seiten des HSV nach der damals gefühlt nicht enden wollenden Aufregung um Guerreros Flaschenwurf und dem Wackeln des Trainerstuhls von Labbadia keine Selbstverständlichkeit war.

Auf der Rückfahrt war man sich dann auch weitgehend einig: Gut und interessant mal dabeigewesen zu sein, baldige Wiederholung unter Aufwendung eigenen Geldes eher unwahrscheinlich. Wie sich dann aber das Fussbalkultour-Kombinat beim Finale an gleicher Stelle einfinden konnte, ist eine andere Geschichte – die hier nämlich.

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