TeBe II – Minsk

 

Auftaktspiel der Partizan Minsk Tour

 Tennis Borussia Berlin II – FK Partizan Minsk 

17.03.2013, Freundschaftsspiel, Wally Wittmann Sportanlage, Endstand 1:2

Fünf Gastspiele in sechs Tagen, so stand es auf dem Plakat. Was sich zunächst wie die Tour-Ankündigung einer Band las, entpuppte sich als Fahrplan für die Freundschaftsspiel-Tour des weißrussischen Drittligisten FK Partizan Minsk. Als Gegner waren Tennis Borussia, Victoria Hamburg, FC St. Pauli, Roter Stern Leipzig sowie der SV Babelsberg 03 gelistet.

Allein die Zusammenstellung der gastgebenden Clubs, lässt erahnen, dass es bei diesem Vorhaben keineswegs nur um eine Saisonvorbereitung geht. Also kurz nachgeschlagen.

Der heutige Drittligist Partizan hat seine Wurzeln im lange Zeit erstklassigen Club MTZ-RIPO, der nach dem Absprung eines Mäzens im Jahre 2012 vor dem Zerfall stand. Aufgefangen wurde der Club von seinen Fans, die diesem mit bescheidenen Mitteln und unter Selbstverwaltung zumindest einen Startplatz in der dritten Liga sichern konnten. Ihre Anteile an der Rettung des Vereins hatten derzeit eine Reihe von Solidaritäts- und Spendenaktionen durch Fußballfans verschiedener Länder. Neben anderen taten sich dabei auch die Anhänger, eben jener nun als Gastgeber auftretender Clubs hervor.

Berlin Der Grund warum gerade Partizan Minsk und nicht etwa der VfB Lübeck sich so weitreichender Unterstützung  erfreut, liegt wohl in Partizans politisch-gesellschaftlicher Ausrichtung vor dem lokalen Kontext. In den rund um diese Tour entstandenen Veröffentlichungen ist die Minsker Geschichte des gallischen Dorfes hinlänglich erzählt worden. In der Tat tut sich der Club durch eine offen antifaschistische Fankultur hervor, die in den Breiten seiner Heimat nicht häufig zu finden ist. Dass er damit aber nicht alleine steht, soll auch diese Tour zeigen.

Den Auftakt stellt heute das Spiel bei der zweiten Mannschaft von TeBe dar. Es ist eine Ausnahme im sich fest im Griff des Winters befindlichen Berlin. Während anderenorts der Ball ruht, kann auf dem Kunstrasenplatz gegenüber vom Mommsenstadion angepfiffen werden.

Etwa 400 Besucher haben sich in dem mehrstufigen Bereich neben der Seitenlinie eingefunden. Neben Anhängern von TeBe, Nulldrei und St. Pauli sind auch gut 20 Gästefans mitgereist. Sie repräsentieren Ihren Club sicherlich entscheidender als die sehr junge Minsker Mannschaft, die sich dort auf dem Spielfeld zu einem Kreis formiert. Erster Eindruck: Die TeBe-Elf wirkt entschieden besser genährt.

Auch auf dem Rang, wo man nahe beieinander steht, hat TeBe zunächst Übergewicht und bietet sein recht unterhaltsames Liedgut dar – selbstironisch, wie man in Liga 6 eben sein muss. Bald setzen auch die Minsker ein und beweisen auf lange Sicht die größere Ausdauer.

Interessant ist auch das reichlich mitgebrachte Merchandising der Minsker Fans, ebenfalls erinnernd an die Tour einer Band. Die meisten Sachen sind üppig martialisch illustriert. Muss man eben mögen.

Berlin Als der Halbzeitpfiff ertönt, sorgen die Minsker Fans noch einmal für Unterhaltung. Schneebälle hageln über dem lilaweißen Teil der Tribüne nieder. War on the terraces! Das Scharmützel schwappt über auf das Spielfeld. Auch hier geht die größere Entschlossenheit von den Gästen aus, die schließlich zum Sturm ansetzen und die Gastgeber schnell versprengen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gibt es ein gemeinsames Mannschaftsfoto vor den Fans und als nächster Programmpunkt sind Flares und Rauch dran. Aber auch das ist heute mehr Spaß als Statement.

Das Spiel selbst ist völlig hintergründig. Die hohe Schneedecke über dem Kunstrasen sorgt für ein ganz eigenartiges Ballett und lässt kaum geplante Spielzüge zu. Ist aber auch egal. TeBe macht ein Tor, Partizan macht zwei. Eiertanz hin, Eiertanz her, die Jungs sind weit gereist und haben sich viel vorgenommen. Es ist schön zu sehen, wie sie sich über ihren Sieg freuen.

Gerade weil Spiel und Resultat heute so unbedeutend sind, zeigt sich sehr deutlich, welch verbindende Kraft vom Fußball ausgehen kann und welche Brücken er zu schlagen vermag, wenn gute Gäste auf gute Gastgeber treffen. fg

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