St. Pauli – BTSV

 

FC St. Pauli – Eintracht Braunschweig

23.09.2014, 2. Bundesliga, Millerntor-Stadion, Endstand: 1:0

Anreisetag

St. Pauli Irgendwas stimmt mit den Eintracht-Auswärtsfahrten in letzter Zeit nicht. Entweder das Drumrum ist blöd und das Ergebnis mindestens in Ordnung oder es ist genau anders herum. Zum Glück führte mich nicht nur das Spiel nach Hamburg, denn auch diesmal sollten die Unkenrufer Recht behalten mit „Wieder mal den Aufbaugegner geben“ – also klarer Fall von anders herum.

Bereits Montagabend holte mich ein alter Schulfreund vom Zug ab. Nach kurzem Aufenthalt in der Bierbar im Hamburger Hauptbahnhof steuerten wir direkt auf St. Pauli zu. Nach einem Rundgang um das Millerntorstadion und dem Versuch, ein paar stimmungsvolle Nachtaufnahmen zu machen, wurde ich in die Heiligen Hallen der Paulianer eingeschleust: ins Jolly Roger. Es war nicht viel los, aber vielleicht war es gerade deswegen eine nette Runde bei brauchbarer Musik. Ich glaube, ich habe noch nirgendwo so eine durchgehende Aufklebertapete gesehen wie in diesem Laden. Hat aber was, zumal viele internationale Vereins- und Fangruppensticker darunter sind.

Spieltag

St. Pauli Spaziergang am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, erstmal zumindest. Bei Tageslicht wurden die Bilder vom Heimbereich des Stadions gleich besser, im Anschluss wurde dem kleinen Weinanbaugebiet an den Landungsbrücken ein Besuch abgestattet. Am Hang hinauf zur Jugendherberge gelegen reifen die Trauben dort in der Sonne und werden tatsächlich zu Wein verarbeitet, den wohl hohe Gäste der Stadt kosten dürfen. Die Nummer bekommt ein gewisses Geschmäckle, wenn man weiß, dass direkt oberhalb des Hangs ein beliebt-belebter Treffpunkt ist, an dem vorwiegend alkoholhaltige Flüssigkeit in menschliche Körper aufgenommen und später gut gefiltert wieder abgegeben wird – an die Reben versteht sich. Yummy. St. Pauli

Zu empfehlen ist auch ein Gang durch den alten Elbtunnel, Höhenängstliche sollten statt der Treppe den Lift nehmen. Da unten ist tatsächlich noch Betrieb, auch für Räder und Autos. Am anderen Ende hat man nochmal einen anderen Blick auf St. Pauli und nicht mehr den Dieseldampf der vielen Rundfahrtschiffe in der Nase. Außerdem kann man schon die Ausläufer der Hafenstraße sehen, die als nächstes begangen wurde. Vorbei am legendären Golden Pudel Club musste dann auch noch die Reeperbahn herhalten. Die Koberer arbeiten ja wirklich unermüdlich auch schon am späten Vormittag daran, unschuldige Touristen in die einschlägigen Clubs zu kriegen. Am besten gefiel mir die Ansage einer weiblichen Vertreterin der Zunft: “Männer mit Brille haben heute freien Eintritt”. Kann man das ablehnen? Absolut.

St. Pauli

Nach der Rückkehr ins Basislager wurde es dann auch schon wieder Zeit auf Wiedersehen zu sagen und auszuchecken, denn da die Gästetribüne immer noch provisorisch ist, wollte ich diesmal früh da sein um nicht wieder so einen miesen Platz wie letztes Mal zu erwischen. Das hat zumindest funktioniert, aber mit der Einschätzung, dass es diesmal so möglich wäre wie selten zuvor hier zu punkten, lag ich nun vollkommen daneben. Insgesamt war der BTSV sicher das spielbestimmende Team, aber nicht abgezockt genug um die Null zu halten bzw. meist zu weit von so etwas wie Torgefahr entfernt. Dem FC St. Pauli reichte es, kompromisslos zu verteidigen und den Spielfluss der Gäste zu stören um diesen dreckigen Sieg einzufahren. Manchmal kann Fußball so einfach sein…

Hamburg St. Pauli (Wikipedia)
FC St. Pauli Homepage
Die FC St. Pauli Kolumne auf Zeit Online zum Spiel

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St. Pauli – BTSV

 

 FC Sankt Pauli – Eintracht Braunschweig

12.05.2013, 2. Bundesliga, Stadion am Millerntor, Endstand: 5:1

Nach langer Zeit wollten wir mal wieder Fanzug fahren, und dann nach Sankt Pauli zu einem Feierspiel – die Phantasie suggerierte bei diversen Reisenden so einige wilde Szenarien. Angefangen bei überheblichem “Heute gehen die Braun-Weißen den ersten Schritt in Liga 3″ über “Wir fahren nur zum Feiern hin” bis zu pessimistischem “Das wird doch heute mal wieder nix, wie immer” konnte man das ganze Spektrum vernehmen. Tatsächlich ging es für die abstiegsbedrohten Hamburger noch um alles, während die Eintracht “nur noch” die Saison anständig beenden wollte. Vom Hauptbahnhof aus ging es per U-Bahn bis zum Heiligengeistfeld weiter. Leider war die Bewegungsfreiheit wie so oft durch enorme und übertrieben halsstarrige Polizeipräsenz komplett beschnitten, sodass es nicht möglich war, noch ein paar Eindrücke aus dem Stadtteil zu sammeln, geschweige denn auf die Toilette der direkt angrenzenden Tankstelle zu gelangen.

Hamburg, Sankt Pauli

Kurz nach Betreten des Gästebereichs, einer Stahlrohrtribüne wegen der Baumaßnahmen am Millerntor-Stadion, begann dann auch schon der Countdown zum Spiel. Zum Anpfiff war die Stimmung im Gästebereich super, aber was dann folgte hatte so sicher niemand erwartet, und eines Bundesligaaufsteigers würdig war es auch nicht. Um mich nicht unnötig in Rage zu schreiben möchte ich es so sagen: Der Klassenerhalt wurde dem FC St. Pauli auf dem Silbertablett serviert und 75 Minuten lang förmlich aufgedrängt. Mit dem 2:0 zur Pause konnte man noch leben, schließlich hatte Eintracht schon öfter erst nach Wiederbeginn ein paar Gänge höhergeschaltet – doch auch das letzte bisschen Hoffnung zerschlug sich alsbald, und der zweite Durchgang war nahe einer erneuten Demütigung durch die hoch motivierten Kiezkicker (ich erinnere hier an das 1:7 aus 2002 und das 1:2 gegen die halbe A-Jugend aus dem Aufstiegsjahr 2005), wenn der Aufstieg nicht zum Glück schon festgestanden hätte. Trotzdem konnte man mit der Teamleistung natürlich nicht ansatzweise zufrieden sein, denn es fehlte an fast allem – die ironischen “Auswärtssieg”-Rufe nach dem Braunschweiger Ehrentreffer fehlten dagegen nicht.

Hamburg, Sankt Pauli Sehr schade für die vielen mitgereisten Fans, die sich den Allerwertesten aufgerissen haben um hier dabei sein zu können, deren Ärger konnte ich gut verstehen. Kurz zur Vorgeschichte: Nachdem der Kartenverkauf für diese Begegnung in der letzten Saison so katastrophal lief, gingen von den 1800 verfügbaren Gästetickets diesmal 500 an die Fanclubs, 800 in den Sondervorverkauf für die 13.000 Dauerkarteninhaber und die letzten 500 in den freien Vorverkauf. Ausschließlich online oder per Telefon (von 9:57 bis 13:10 mit Festnetz und Handy im Wechsel!) konnte nur je eine Karte bestellt werden, diese musste dann innerhalb einer gewissen Frist persönlich am Stadion abgeholt werden.

Hamburg, Sankt Pauli Jedenfalls wurden nach Abpfiff noch Ebbers und Bruns, die beide noch ein letztes Tor für ihren langjährigen Club erzielen konnten, von den Pauli-Fans wie gewünscht mit reichlich Kuscheltieren, die von den Rängen geworfen wurden, verabschiedet, und nebenbei freute man sich sicher auch über ein weiteres Jahr Zweite Liga, während man sich in Braunschweig sicher keine Freunde in Aue und Dresden gemacht hat. Egal, an einer stimmungsvollen Rückreise hat das alles nichts geändert, der Frust wurde einfach weggesungen und -erzählt. Und trotz eines langen Tages gilt die alte Partyregel immer noch: Schau, wo du einschläfst. Denn wer einnickt darf sich über gewisse Verschönerungen nicht beschweren – tat er auch nicht. Alle Nicht-Einträchtler möchte ich um Nachsicht bitten, aber ich muss einfach noch dezent darauf hinweisen, dass der nächste Auswärtsbericht mit Beteiligung des Braunschweiger TSV Eintracht von 1895 aus der verdammten Bundesliga(!) erfolgen wird.

 

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St. Pauli – BTSV

 

 FC St. Pauli – Eintracht Braunschweig

13.05.2005, Regionalliga Nord, Stadion am Millerntor, Endstand: 2:1

Hamburg Diese Niederlage war bitter. Nicht nur, weil St. Pauli stark ersatzgeschwächt auf mehrere A-Jugendspieler zurückgreifen musste und man daher schon fast den Dreier eingeplant hatte… sondern auch, weil eigentlich niemand mehr so recht daran glaubte, dass die Mannschaft jetzt noch aufsteigen könnte. Schließlich würde man in Paderborn höchstens remis spielen, usw.

In diesem Stimmungstief wurden optimistische Stimmen nicht gehört (also meine!), die einen Sieg in Paderborn beschworen, jaja. Statt dessen sahen wir an der stadionnahen Tankstelle zu, wie Udo Lindenberg eine Flasche Eierlikör kaufte und wieder (Richtung Hotel?) entschwand.