Freiburg

 

150px-Logo-SC_Freiburg.svg SC Freiburg II – FC Astoria Walldorf walldorf_astoria

31.10.2015, Regionalliga Südwest, Möslestadion, Endstand: 4:1

150px-Logo-SC_Freiburg.svg SC Freiburg – Eintracht Braunschweig Eintracht Braunschweig

01.11.2015, 2. Bundesliga, Schwarzwald-Stadion, Endstand: 2:2

img_1980 Bereits um 4:20 Uhr in der Früh startete vom Hauptbahnhof in der Löwenstadt das Unterfangen, nach ziemlich exakt 20 Jahren einmal wieder das schöne Freiburg im Breisgau zu besuchen. Eine Abschlussklassenfahrt dorthin im Sommer 1995 hatte so bleibenden Eindruck beim Verfasser hinterlassen, das ein Besuch dort unbedingt noch einmal realisiert werden wollte. Die frühe Abfahrtszeit wurde aus zweierlei Gründen gewählt: Zum einen sollte die dadurch bedingte frühe Ankunftszeit im Zielort für eine ausgiebige Neuerkundung eben dieses dienen, zum anderen konnte genau diese Verbindung noch für schlanke 29,- Euro bei der Bahn gebucht werden.  Ein weiterer Vorteil: Auch der schon lange anvisierte Besuch der Freiburger Fußballschule, wie das altehrwürdige Möslestadion mittlerweile offiziell nur noch genannt wird, sollte so problemlos realisiert werden. Denn bereits um 14 Uhr erfolgte dort der Anpfiff für das Regionalliga-Spiel des sportclub’schen Nachwuchses gegen den FC Astoria Walldorf.

Um kurz nach 10 Uhr am Samstagmorgen war Freiburg ohne Komplikationen erreicht. Von dem angekündigten Kaiserwetter war allerdings zu so früher Stunde leider noch nicht viel zu sehen, geschweige denn zu fühlen und da auch die geplante Übernachtungsgelegenheit kurzfristig platzte, war die Stimmung – sagen wir mal – nicht gerade überschwänglich. Doch entmutigen lassen ist auch nicht gerade meine Stärke und so wurde kurzerhand der Reiserucksack im Schließfach verstaut und zur ersten kleinen Erkundungstour angesetzt. Diese endete nach etwas mehr als einer Stunde erst einmal auf dem wunderschönen Münsterplatz, auf dem aufgrund des dortigen Marktes rege Betriebsamkeit herrschte. Neben den leckeren Düften, die, ob der diversen regionalen Köstlichkeiten die dort pfeilgeboten wurden, in der Luft lagen, lud zudem der Brauereiausschank des Freiburger Brauhauses Ganter zu einem ersten Stopp ein. Zwar schlug der Preis für ein kleines Gezapftes mit 3,50 Euro schon recht heftig ins Kontor, doch entschädigten sowohl Geschmack des Gebräus als auch das stimmige Ambiente für diese Investition. Die Sonne hatte sich mittlerweile gegen jeglichen Frühnebel durchgesetzt und tauchte nicht nur das Münster und den Markt sondern auch das hügelige Umland in ein malerisches Licht.

Zur weiteren Stimmungsaufhellung diente zudem noch ein Telefonat mit dem Onkel einer Freundin, der seit 30 Jahren in Freiburg lebt, von dieser Freundin über meine missliche Lage bzgl. der Übernachtungsgelegenheit unterrichtet wurde und spontan tatsächlich einen Schlafplatz für die Nacht in Aussicht stellte. Allerdings war diese Gelegenheit noch mit einem kleinen Fragezeichen versehen und so hieß es, sich bis zur endgültigen Entscheidung noch etwas zu gedulden. Kein Problem, denn in der Zwischenzeit stand für mich ja eh noch ein etwa dreieinhalb Kilometer langer Fußmarsch in den Osten Freiburgs an, um das Möslestadion aufzusuchen.

Panorama Möslestadion

Trotzdem ich keinesfalls zügig unterwegs gewesen war, erreichte ich den Ort des Geschehens bereits eine Stunde vor Beginn der Partie. Das Zuschaueraufkommen hielt sich erwartungsgemäß stark in Grenzen und da der Akku meines Telefons langsam schlapp machte und sich meine Kehle bei immer weiter steigenden Temperaturen nach Flüssigkeit sehnte, kehrte ich erst einmal in der Gaststätte des Stadions ein, die in der denkmalgeschützten Haupttribüne untergebracht ist. Dank einer breit angelegten Fensterfront hat man von dort einen wunderbaren Blick in des Innere des Runds und dank freundlicher Bewirtung sollten auch Telefon und Kehle bald befriedigt sein. Letztere diesmal sogar zu sehr humanem Preis von 2 Euro für das Pils. Die freundliche Bewirtung überraschte mich im Übrigen nicht mehr wirklich. Seit meiner Ankunft waren ausnahmslos alle Personen hilfsbereit, offen und freundlich gewesen. Und das änderte sich auch im Verlaufe des gesamten Wochenendes nicht mehr. Auch so etwas muss an dieser Stelle einmal erwähnt werden!

Zu Beginn des Spiels nahm ich dann auf der sonnigen Seite gegenüber der Haupttribüne Platz. Mittlerweile war es so warm, dass jegliche langärmlige Oberbekleidung überflüssig war und so kam ich in den Genuss, am 31. Oktober ein Fußballspiel im T-Shirt zu verfolgen. Die Anfangsphase dieser Partie, die insgesamt 200 Zuschauer verfolgten, gehörte nicht wenig überraschend den Gästen aus Walldorf, die in der Tabelle den 8. Platz belegten und somit acht Positionen vor den Gastgebern platziert waren. Die Mannschaft von Coach Matthias Born, die von fachkundigen Besuchern etwas missmutig als “Farmteam der TSG Hoffenheim” bezeichnet wurde, trat auch tatsächlich in fast identischen Trikots wie der “große Bruder” aus der Bundesliga auf. Klar: Hauptsponsor ist ebenfalls das hopp’sche Milliardenunternehmen SAP. Dessen Hauptsitz sich übrigens in – richtig – Walldorf befindet. Kein Wunder also, dass dem Verein, der 2014 erstmals in die Viertklassigkeit aufstieg, hier keine große Sympathie entgegengebracht wird.

img_2002 Umso größer dann die Freude der heimischen Anhänger, als nach 37 Minuten Marco Hingerl für die Führung des Sportclubs sorgte. Das Team von Martin Schweizer hatte das Zepter in der Zwischenzeit an sich gerissen und war bereits in den Minuten vor dem Treffer deutlich besser ins Spiel gekommen. Hingerl setzte nun einer traumhaften Kombination über drei, vier Stationen die Krone auf und sorgte für den nicht unverdienten Pausenstand.

Und direkt nach Wiederanpfiff sorgte der Freiburger Nachwuchs dann in Person von Pius Dorn und Vincent-Louis Stenzel mit einem Doppelpack innerhalb von vier Minuten für die Vorentscheidung. Dabei spielten die Badener einen Treffer schöner heraus als den anderen. Der Fachmann staunte und der Laie wunderte sich, wie diese Jungs es bislang geschafft hatten, tatsächlich nur zwei Saisonsiege einzufahren. Auch der zwischenzeitliche Ehrentreffer der Walldorfer, per Foulelfmeter nach 65 Minuten, vermochte keine Spannung mehr zu erzeugen und auf der anderen Seite durfte Fabian Schleusener zwei Minuten vor Ende des Spiels noch auf 4:1 erhöhen. Ein Sieg der auch in dieser Höhe vollkommen in Ordnung ging.

Für mich galt es recht zügig Abschied von dieser wunderbaren Spielstätte und dem angenehmen Gesprächspartner der 2. Halbzeit zu nehmen, um die dreieinhalb Kilometer zurück in Freiburgs Innenstadt in Angriff zu nehmen. Bereits auf dem Weg dorthin wurde mir dann per Telefon mitgeteilt, dass die Schlafgelegenheit bei Onkel Michael gebongt sei. Menschen gibt es – großartig! Der vereinbarte Treffpunkt mit der Familie lag zwar noch knapp fünf Stunden entfernt, doch konnte diese Zeit locker im Cafe Atlantik am Schwabentorring überbrückt werden, welches mir vorher schon von einem Freiburger wärmstens empfohlen wurde. Bei Bundesliga via Bezahlfernsehen und hervorragenden Gesprächen an der Theke verging die Zeit wie im Flug, bevor ich den Rucksack aus dem Schließfach befreite, mich auf den Weg zum Treffpunkt mit der Familie meiner Freundin machte und mit dieser den Abend noch bei einem Scheidebecher ausklingen ließ.

Interessante links:

Die Freiburger Fußballschule

Cafe Atlantik

Tag 2

Der Sonntag begann dann bereits um 6:45 Uhr mit dem Klingeln des Weckers , da für meine Gastgeber bereits frühzeitig ein auswärtiges Familienfrühstück auf dem Programm stehen sollte. Auch mir passte der erneut frühe Tagesbeginn gut, da auch heute noch etwas von der Stadt erkundet werden wollte. Allerdings gestaltete sich der Morgen wieder sehr nebelig und trüb, sodass ich mich erst einmal für ein kleines Frühstück im Warmen entschied. Da auch der Rucksack wieder eingeschlossen werden musste, bot sich für diese erste Mahlzeit des Tages der Freiburger Hauptbahnhof an. Nach der Stärkung machte ich mich direkt auf den Weg, musste aber feststellen, dass immer noch eine empfindliche Kühle in der Luft lag. Und da Freiburg derzeit – ähnlich wie Braunschweig – mit Baustellen nicht gerade geizt und auch viele sehenswerte Bauwerke von Gerüsten eingeschlossen sind, brach ich den Rundgang ab und suchte mir ein Plätzchen, welches mir, bis zur Ankunft der noch erwarteten Autobesatzung, Wärme und weitere Nahrungsaufnahme ermöglichte.

img_2005 Um kurz nach 11 Uhr kam dann auch schon die Meldung des Fahrers, dass man gleich da sei und als Treffpunkt wurde der Biergarten des PTSV Jahn Freiburg ausgemacht. Nach rund 20-minütiger Fahrt mit der S-Bahn und einem kurzen Fußmarsch hatte ich den Treffpunkt erreicht. Das Gelände des PTSV Jahn liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schwarzwald-Stadion und diente sowohl den Anhängern des Sportclubs als auch einem ordentlichen Teil der angereisten Blau-Gelben als Anlaufpunkt. Freiburger, Braunschweiger und auch einige Freunde aus Mannheim stimmten sich hier völlig entspannt und stressfrei auf das anstehende Zweitliga-Spitzenspiel ein. Pünktlich mit meiner Ankunft hatte auch die Sonne wieder die Hoheit übernommen und so schmeckte die ein oder andere Kaltschale schon wieder ganz hervorragend.

Aufgrund der geselligen Atmosphäre wurde es dann verhältnismäßig spät bis wir uns auf den Weg Richtung Gästeblock machten, erreichten diesen dann aber doch noch etwa 10 Minuten vor Beginn der Partie. Knapp 1.000 Leute waren vor Ort um unsere Eintracht zu unterstützen und diese übernahmen, nach den entsprechenden Ritualen vor und zum Einlaufen der Mannschaften, auch von Beginn an die Regie auf den Rängen. Ein sehr guter Support des Blocks, den unsere Jungs auf dem Rasen von Beginn an mit vollem Einsatz zurückzahlten.

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Dennoch waren es die Gastgeber, die das erste mal jubeln durften: Nach etwa 15 Minuten gab es einen Freistoß für den Sportclub in halbrechter Position, den Vincenzo Grifo aus deutlich über 20 Metern in Richtung Tor brachte. Orhan Ademi fälschte den Ball in der Mauer schließlich so ungünstig ab, dass Rafal Gikiewicz – der zuvor bereits auf dem Weg in die andere Ecke des Tores war – diesen trotz voller Körperstreckung nicht mehr erreichen konnte. Das 1:0. Dennoch gaben sowohl Spieler als auch Fans weiterhin alles und die Mannen von Torsten Lieberknecht erspielten sich in der Folge gute Gelegenheiten. Doch weder Adam Matuschyk, der frei vor SC-Keeper Schwolow auftauchte, noch Orhan Ademi oder Nik Omladic, der einen Freistoß an den Querbalken setzte, vermochten das Spielgerät im Kasten unterzubringen.

Und so kam es, wie es wieder einmal kommen musste: Die Gastgeber setzten mitten in die Drangphase der Blau-Gelben hinein einen Nadelstich der es in sich hatte. In der 38. Minute durfte Mensur Mujdza auf der rechten Außenbahn scharf nach innen flanken, dort löste sich die Freiburger Torgarantie Nils Petersen von seinen Gegenspielern und nickte den Ball unhaltbar zum 2:0 in die Maschen. Rumms, das saß. So sehr sogar, das selbst im dauerhaft anfeuernden Gästeblock für einige wenige Augenblicke das Fallen einer Stecknadel zu hören gewesen wäre. Wenig später war Halbzeit.

img_2008 Während des obligatorischen Pausenfazits herrschte Einigkeit in folgendem Punkt: Die Mannschaft hatte nicht schlecht gespielt und die Führung der Freiburger fiel mit 2:0 eindeutig glücklich und zu hoch aus. Zum weiteren Verlauf des Spiel gingen die Vermutungen da schon etwas weiter auseinander. Während der eine befürchtete, die Eintracht würde jetzt stürmen und die Gastgeber so zu Kontern einladen, die ziemlich sicher im dritten und vierten Treffer enden würden, so behauptete der andere steif und fest: “Einen Punkt nehmen wir hier heute noch mit!” Na denn.

In den ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff entwickelte die Mannschaft von Coach Christian Streich einen Druck, der befürchten lassen musste, dass der Zweckoptimist in unserer Runde heute leider völlig daneben liegen würde. Doch in der 52. Minute wendete sich das Blatt: Die erste richtige Entlastung unserer Blau-Gelben in Halbzeit zwei landete irgendwie im Freiburger Strafraum. Und dort schnappte sich Mujdza – ohne große Gegenwehr der Offensivabteilung der Löwen – den Ball und drosch diesen plötzlich und völlig freistehend in die eigenen Maschen. Die Folge: Lähmendes Entsetzen auf der einen, pure Freude und anschließender Zillertaler Hochzeitsmarsch auf der anderen Seite. Und unsere Mannen spielten sich zurück in diese Begegnung. Bereits wenige Minuten nach dem Anschlusstreffer war es Salim Khelifi, der nach einem wunderbaren Pass völlig allein auf Schwolow zulief. Jedoch scheiterte der Schweizer Juniorennationalspieler in dieser Szene noch am Keeper der Hausherren. In der 62. Minute machte es der 1,72m große Flügelflitzer dann besser: Nach einem – vom gerade erst eingewechselten Holtmann – provozierten Ballverlust der Rot-Schwarzen, kam Khelifi an den Ball, drehte sich kurz um seine eigene Achse und schlenzte die Kugel gefühlvoll an Schwolow vorbei ins lange Eck des Tores. 2:2 – Ausnahmezustand im Block!

In der Folge entwickelte sich dann ein Spiel von einer Intensität, die ich persönlich schon länger nicht mehr gesehen habe. Jeder Zentimeter des Rasens wurde umgepflügt, jeder Zweikampf auf beiden Seiten mit voller Leidenschaft geführt. Und das alles, ohne dass es zu irgendeiner Zeit unfair wurde. Beinahe englische Verhältnisse, möchte man meinen. Am Ende stand dann ein 2:2-Unentschieden, dass sowohl von der heimischen als auch der Gästeelf durchaus noch anders hätte gestaltet werden können. Dennoch durfte man nach dem Abpfiff in durchweg zufriedene, wenn auch erschöpfte, Gesichter blicken. Nach 0:2-Rückstand noch ein Unentschieden beim Tabellenführer erkämpft – Chapeau, meine Herren!

Nachdem der Weg zur S-Bahn und die Fahrt mit dieser noch gemeinsam mit einigen Zugfahrern bestritten und noch ein Scheidebecher verköstigt wurde, trennten sich die Wege dann am Hauptbahnhof. Die Autofahrer waren schon lange wieder auf dem Weg gen Heimat, der Zug sollte in etwa 30 Min. fahren und mein Fernbus, der mich noch für ein paar Tage zur Liebsten nach Frankfurt befördern durfte, wartete bereits am ZOB. Exakt so hatte ich mir das Wiedersehen mit Freiburg nach 20 Jahren nicht vorgestellt, doch es wird auch diesmal ein unvergessliches Erlebnis bleiben. eb

Weiterführende Links:

SC Freiburg

Stadt Freiburg

Lübeck und Hamburg

 

Ein DFB-Pokal Wochenende im Norden

 

 VfB Lübeck – Eintracht Braunschweig 

17.08.2012, DFB-Pokal 1.Runde, Stadion an der Lohmühle, Endstand: 0:3

Bei strahlendem Sonnenschein und mit Klimaanlage an Bord des Ford fiel der Startschuss gegen 14 Uhr. Trotz Stauwarnungen wurde die Autobahn der B4 vorgezogen, und zunächst lief alles wie am Schnürchen. Ab Kreuz Hamburg Süd jedoch 15 km Stau wegen Baustellen und starkem Ostseeanreiseverkehr. Ab 18 Uhr sollte der Schlüssel für unser Zimmer im Rucksackhotel Lübeck bereitliegen und um 19 Uhr das Spiel beginnen – es wurde eng, aber dann doch noch eine Punktlandung. Die drei Berliner Freunde waren allerdings schon vor uns Vieren da, sodass nach kurzer Begrüßung das Zimmer noch schnell bezogen werden konnte.

Lübeck Ein Großraumtaxi brachte uns dann dekadent aber schnell zum Stadion an der Lohmühle, und pünktlich zum Einlauf standen wir im Gästeblock, der mit etwa 2.500 Gästen gut gefüllt war. Doch was war das? Die Spieler gingen wieder vom Feld. Hä? Dann die Durchsage: Das Schiedsrichtergespann war noch nicht bereit. Aha. Sachen gibt´s… Währenddessen begrüßte die Lübecker Kurve die Braunschweiger mit einem großen Banner, auf dem ein holpriger Reim mit “…zusammen zum Ziel… wir hassen Pauli, wir hassen Braunschweig und wir hassen Holstein Kiel” stand. Wer im Vorfeld noch zweifelte, wie dankbar man als Einträchtler dem VfB noch sein muss/darf (siehe diese Zeilen zur laufenden Saison) hatte nun eine klare Antwort auf seine Frage bekommen. Zur Antwort der Gästefans kommen wir aber später noch. Nun erfolgte der richtige Einlauf vor 6411 Zuschauern, währenddessen hatten die Lübecker ein weiteres Riesenbanner mit Logo und Farben drauf gehisst. Nett anzusehen.

Lübeck Mit dem Anpfiff wurde Braunschweig seiner Favoritenrolle gerecht und kontrollierte das Spiel. Erste Chancen schon nach wenigen Minuten, das Führungstor fiel dann auch folgerichtig in Minute 13 durch Neuzugang Kratz, der sich mal wieder als richtige Verstärkung erwies. Den Rest der ersten Hälfte spielte der Nord-Regionalligist VfB Lübeck noch mit, mehr kam da leider nicht, und allein Keeper Toboll machte sich einige Male richtig lang und hielt das Ergebnis fest. In der zweiten Halbzeit dasselbe Bild. Eintracht am Drücker, und wenn mal ein Lübecker Konter lief, wurde der meist vor Abschluss geklärt. In der 67. Minute, als gerade die Schals hochgingen, um die Meisterschaft 1967 zu besingen, verwertete Boland ein feines Zuspiel vom Ex-Lübecker Kruppke zum 2:0, natürlich sehr zum Jubel der blaugelben Fans. Mit dem 3:0 nur 2 Minuten später, erneut durch Kratz, war die Sache dann endgültig klar. Der Rest ist schnell erzählt. Rote Karte in der 70. für den Lübecker Kapitän nach Tätlichkeit gegen Kumbela, kurz vor Ende dann noch die größte Chance der Gastgeber (also die größere von beiden), doch auch die wurde von der stets wachen Defensive vereitelt. Mittlerweile musste der VfB-Fan als solcher kräftig leiden. Natürlich durch das schwache Spiel ihres Teams und das noch schmeichelhafte Ergebnis, aber auch durch die derben Gesänge der Braunschweiger. Wer sich mit so einer Choreo derart weit aus dem Fenster lehnt, muss natürlich mit solchen Antworten leben… und wer selber schonmal in so einer Situation war, müsste wissen, wie sowas schmerzen kann.

Lübeck Nach dem Schlusspfiff suchten wir nochmal das Hostel auf (diesmal zu Fuß), um uns ausgehfertig zu machen. Dabei konnte man einige schöne Blicke auf die Lübecker Altstadt erhaschen, die auf den Bildern vielleicht nicht so gut rauskommen. Durch die berühmte weil herausragende Fussballkultour-Web-Recherche erhielt Lemmys Bier Pub den Zuschlag für einen länger dauernden Besuch unsererseits. Eine kleine Raucherkneipe mit Riesen-TV-Screen im WM-Raum (siehe Fotos). Bis nach 4 Uhr wurde gefeiert, mehrmals das Spiel vom Abend im Re-Live gesehen, Pommes, Burger und Currywurst gegessen und mit Wirtin Waltraud gequatscht. Im Netz hieß es, dass man beim ersten Mal als Fremder kommt und als Freund geht – so ähnlich haben es viele von uns empfunden. Nicht zuletzt dadurch, dass Waltraud, die auch spendiertem Sekt gerne die Kohlensäure rausquirlt, sich mit zwei Runden ganz feinem polnischen Wodka revanchierte und die Gespräche auf Augenhöhe und sehr offen führte. Beim nächsten Lübeck-Besuch ein Pflichttermin, hoffentlich dauert es nicht wieder Jahre bis dahin…
Einige zogen dann noch weiter, u.a. ins HÜX, u.a. für mich war aber das Hostel der letzte Anlaufpunkt dieses, nun ja, Abends.

 

 SC Victoria Hamburg – SC Freiburg  

18.08.2012, DFB-Pokal 1.Runde, Stadion Hoheluft, Endstand: 1:2

Auch der zweite Tage begann sonnig. Während ein Teil das Frühstück im nebenan gelegenen vegetarischen Bistro Affenbrot einnahm, zog es den anderen Teil in die Altstadt. Der dritte Teil schlief einfach weiter. Die Lektüre der Lübecker Tageszeitung ergab, dass das Verhältnis zwischen Medien und Verein mittlerweile ziemlich gestört ist. Sah der Artikelschreiber “nur” ein schwaches Spiel statt eines Pokalfights des VfB, langte der Verfasser des Kommentars richtig hin und sprach der Mannschaft jegliches Ehrgefühl ob des kollektiven Versagens dieses große Spiel betreffend ab. Eieieieiei. Alle zusammen an einem Strang sieht anders aus. Gegen 12 Uhr trafen sich alle wieder, um die weitere Tagesplanung zu besprechen. Die Berliner wollten nicht nach Hamburg fahren, sondern lieber mit einer Freundin, die in Lübeck lebt, zum Timmendorfer Strand, genauer nach Niendorf. Diese Idee fand großen Anklang, und 40 Minuten und eine Mautzahlung von 1,30 Euro später standen wir alle am Freistrand an der Ostsee.

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Es war herrlich, genau die richtige Erfrischung für einen heißen Tag, auch wenn man nur bis zu den Knien hineinwatete. Dort hätten wir durchaus noch länger bleiben können, wären da nicht das Spiel um 15.30 Uhr und die bereits erworbenen Eintrittskarten gewesen – also ich für meinen Teil bin noch nie so ungern zu einem Etappenziel einer Fußballreise aufgebrochen. So trennten sich dann unsere Wege wieder, als wir uns endlich aufraffen konnten. Noch ein Fischbrötchen auf die Faust und ab zum Auto, denn bis Anpfiff blieb dank der Trödelei noch knapp eine Stunde. Erschwerend kam noch hinzu, dass keiner einen Anfahrtsplan bzw. ein internetfähiges Telefon hatte, sodass die Anfahrt quasi blind nach Straßenatlas erfolgte. Aber nach nur ein Mal Fragen passierten wir das ehrwürdige Stadion Hoheluft, wo auch sogleich ein freier Parkplatz zu besetzen war.

Hamburg

Mitte der ersten Halbzeit nahmen wir endlich unsere Stehplätze ein, dank der unbürokratischen Hilfe am Einlass. Eigentlich galten die Karten für einen anderen Block, aber da hier noch Platz war und das Spiel schon lief, schickte man uns nicht zu einem anderen Eingang sondern ließ uns ein. Vorbei also an den Victoria Ultras, die sich trotz der kleinen Zahl große Mühe gaben, permanent Stimmung zu machen, was auch ganz gut gelang. Sogleich erfuhren wir, dass es schon 1:1 stand – nach Führung der Freiburger in Minute 11 erfolgte postwendend 1 Minute später der Ausgleich durch den frischgebackenen Regionalligisten. Zu allem Überfluss hatten die Gastgeber schon in der 6. Spielminute einen Elfmeter verschossen. Scheinbar hatten wir das Beste schon verpasst.
Vom Spielverlauf ähnelte es dem gestrigen Spiel. Der SC Freiburg dominant, allerdings über weite Strecken harmlos, auch weil die Abwehrarbeit des SC Victoria Hamburg energisch verrichtet wurde. Dennoch ging es mit einem deutlichen Chancenplus der Gäste in die Kabinen, und die Toten Hosen sangen wieder mal von “Tagen wie diesen”. Na, vielleicht würde es ja einer werden, den man nicht so schnell vergisst – für wen auch immer.

Hamburg Nach Wiederanpfiff stachen dann auch die etwa 400 Freiburger Fans aus dem gewohnten Bild heraus. Nicht mit dem weiterhin bemerkenswert trägen, sporadischen Support, dafür aber mit Rauch, einem Bengalo und ein- zwei Knallkörpern sorgten sie für Aufsehen, was in einer kurzen Spielunterbrechung und der Androhung eines Spielabbruchs bei einem weiteren Vorfall gipfelte. Danach war erstmal längere Zeit komplett Ruhe im Gästeblock. Auf dem Feld dagegen mühte sich “Vicky” (gelesen in den Lübecker Nachrichten) aufopfernd, den Angriffswellen der Freiburger standzuhalten. Die Hoffnung im Publikum stieg mit jeder Minute. Vielleicht nicht auf die große Sensation, denn die Kräfte der Offensive schwanden doch zusehends, und die Einwechslungen erwiesen sich nicht gerade als Verstärkung, so doch zumindest auf eine Verlängerung. Diese Hoffnung wurde unter lautem Aufstöhnen der Heimfans in der 80. Minute zunichte gemacht, als plötzlich der vor 3 Minuten eingewechselte Freis frei vor dem Tor an den Ball kam und dem sonst guten Keeper Schau das Ding zum 1:2 ins Nest, äh, Netz legte. Die Hausherren warfen zwar nochmal alles nach vorn, aber der Akku war einfach zu leer als dass der Bundesligist nochmal in Bedrängnis kam. Kein Tag wie diese also, trotzdem bedachte der Großteil der 4375 Zuschauer ihr Team – anders als bei Ligakonkurrent Lübeck – nach Spielende mit kräftigem Applaus für einen bravourösen Kampf.

Auf dem Weg zum Auto wurde kurz erörtert, ob man nochmal zum Strand fährt und später von dort nach Hause, aber dringende Abendplanung machte einen Strich durch diese Rechnung. Also lenkte der Fahrer seinen Silberpfeil Richtung Süden, beinahe hinein in die untergehende Sonne…

 

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