Dortmund – BTSV

 

 Borussia Dortmund – Eintracht Braunschweig

18.08.2013, Bundesliga, Signal Iduna Park, Endstand: 2:1

 

Schulterblick

‘Nach 28 Jahren ohne Bundesligaspiel kehrte Eintracht Braunschweig am vergangenen Wochenende auf die große Fußballbühne zurück und beendete eine lange Durststrecke (…)’ weiß das Stadionmagazin des BVB den Gegner anzukündigen. So oder so ähnlich lesen wir es dieser Tage nahezu überall und allmählich klingt es ziemlich abgenutzt. Und dennoch Freunde: Es stimmt.
Wer sich trotzdem noch einmal die Augen reiben will kann nachschlagen:

28.07.2009 im Stadion Rote Erde. BVB U23 gegen den BTSV.

Das war ebenfalls der zweite Spieltag, aber derzeit noch in unserer langjährigen Lieblingsliga 3. Auf dem Platz für die Eintracht waren u.a. Petko, Dogan, Theuerkauf, Kruppke, Vrana, Boland und Pfitze. Lest noch einmal unseren damaligen Bericht. Er vermag vielleicht stärker die Größe des heutigen Ereignisses vor Augen zu führen, als diese neue Episode selbst. Ganze vier Jahre liegen zwischen diesen so unterschiedlichen Spielen.

Dortmund-BTSV 2013 Für den ersten Auswärtsauftritt der Eintracht hätte man sich eigentlich kaum einen besseren Rahmen ausmalen können. Es ist schon imposant genug, die Mannschaft vor 80.000 Zuschauern spielen zu sehen. Vielmehr noch erlaubt es uns Braunschweigern, in großer Zahl anzureisen. Von sieben- bis achttausend nach Dortmund gereisten Eintracht Anhängern ist die Rede. Dementsprechend lang ist dann auch der Sonderzug der im Braunschweiger Hauptbahnhof einrollt. Zwar ist es nicht so, dass die 1. Liga nun auch die 1. Klasse mit sich bringt, aber da hat man schon ganz andere Fahrten erlebt, damals nach … ihr wisst schon.

Mein Platznachbar hier ist angesichts des großen Tages so euphorisiert, dass er beschlossen hat, seine Wolters-Sammeldosen durchzutrinken und auf diese Weise über den vergangenen Jahren zu sinnieren. Feierlich reißt er sich also das Modell ‘Aufstieg 2011′ auf und prostet uns zu. Der 2011er Jahrgang schmeckt allerdings, sagen wir, anders­. Schnell weiß unser findiger Gefährte sich aber zu helfen, indem er fortan immer einen Schluck 2011 trinkt und mit einem Schluck ‘Durst auf Liga 1′ nachspült. So kann – man ist sich da einig – der Qualitätssprung, den die Eintracht über die Jahre gemacht hat, auch über den Gaumen noch einmal nachempfunden werden.

Zeitlich relativ knapp kommen wir in Dortmund an. Zumindest der Bahnhof ‘Signal Iduna Park’, könnte eigentlich auch dauerhaft ‚Stadion‘ heißen. Aber selbst das Bahnwesen scheint den Unfug der kommenden und gehenden Sponsoren gern mitzumachen und Fahrpläne und Beschilderung anzupassen.

 

Auf der großen Bühne

Glücklicherweise geht es dann relativ schnell, so dass wir zwanzig Minuten vor Beginn im Stadion sind. Da die Sphären der höchsten Spielklasse auch eine beachtliche Anzahl an Treppenstufen mit sich bringen, sieht sich der eine oder andere zu einer Verschnaufpause auf dem Halbpodest gezwungen. Kurzatmig im Oberrang angekommen, wird man dann mit einem guten Überblick über die imposante Kulisse belohnt. Es ist ein ansehnlicher, kompakter Kessel, der einem da gelb entgegenleuchtet, wenn auch im Farbton eine Nuance zu hell.

Dortmund-BTSV 2013

 

Aber auch wir sind gut vertreten. Krass weit ist die Entfernung bis da unten zu dem Cattiva Block. Leider ist unsere eigene Gang auf mehrere Blöcke versprengt. Isoliert von den Kumpanen suche ich eine Weile nach bekannten Gesichtern, dabei fallen Jan Washausen und Matthias Henn auf.

Der Gästebereich macht gut Alarm. Bei diesen großen Spielen vermischt sich oft Support-affines Publikum mit eher passiver Klientel. Immer wieder gibt es Nester von Leuten, die sich rege beteiligen und andere mitziehen. So werden die am Spielfeldrand angestimmten Lieder auch heute bis weit unter das Dach mitgetragen und wir können eine feine Darbietung abliefern. Empfohlen sei unser Video dazu.
Enttäuschend ruhiger geht es beim BVB Anhang zu. Erst nach dem Spiel erfahre ich von dem Stimmungsboykott seitens der Dortmunder Ultragruppierungen als Reaktion auf die polizeiliche Behandlung im Vorfeld des Spiels. Schade.

Dortmund-BTSV 2013 Das Spiel selbst dürfte jeder gesehen haben. Zwar erleben wir viele Hase & Igel Situationen, aber die Eintracht präsentiert sich über weite Strecken gut organisiert. Vom BTSV geht kaum einmal Gefahr aus, aber lange Zeit steht die Null. So lange, dass man sich dann doch richtig ärgert, als der BVB nach 75 Minuten in Führung geht. Nach dem 2:0 in der 86. Minute geht das dann soweit, dass ich einfach nur kein drittes Gegentor mehr will. Stattdessen macht Kevin Kratz ein klassisches Kruppke-Tor nach einem Eckball und wir gehen mit einem 1:2 zwar erhobenen Hauptes aber auch wieder ohne Punkte aus dem Stadion.

Erneut treffen wir auf Wohlwollen und Aufmunterung. Ordentliche Leistung, tolle Fans, viel Glück noch… danke reicht. Ich will mich nicht daran gewöhnen. Wenn das so weiter geht, enden wir als das knuffige Ligamaskottchen, das alle lieb haben, weil es keinen beißt. Wie sowas endet ahnen wir: ‘Schade, dass die wieder abgestiegen sind’.

 

Unverhoffte Hektik

Unsere Fahrt zum Bahnhof gerät zur Posse. Ist man aus den unteren Ligen noch gewöhnt, dass einen die Schutzpolizei behütet und quasi bis vor die eigene Haustür geleitet, sehen wir uns nach dem Verlassen des Stadions unverhofft damit konfrontiert, eine selbständige Entscheidung treffen zu müssen. Links oder rechts? Wir halten es mit links, wo eine S-Bahn zum Hauptbahnhof fahren soll. Das Gleis ist voll, die einfahrende Bahn alsbald auch. Wir vertrauen auf die Aussage einer Dortmunderin, das gegenüberliegende Gleis bediene mit einem Umstieg auch die Fahrtrichtung Bahnhof. Easy. Also hundert Mann in den Zug, hundert bleiben draußen. Auf dem Gleis nun Unruhe bei Ordnungsdienst und Polizei. Irgendwann dürfen wir doch abfahren. Am nächsten Stopp steht wiederum eine Bahn im gegenüberliegen Gleis. Ergo in der eigentlich für uns angedachten Richtung. Das zumindest denkt jemand, spricht‘s aus, rennt los und logisch – alle blindlings hinterher: ‘Die werden sich wundern wo wir herkommen wenn wir am Stadion vorfahren’!

Pustekuchen. Erst mal wundert sich nur der Fahrer. Er verkündet merklich irritiert, der Zug hätte doch am nächsten Stopp seine Endhaltestelle. Die ganze Bagage wieder raus. Natürlich ist unsere ursprüngliche Bahn längst weitergefahren. Und natürlich klingt das Gezeter dann doch wieder wie damals in den Verls der Republik: ‘Scheißladen’‚ ‘Dreckskaff’ und na klar:  ‘Provinz’!

Schließlich kommt ein Zug. Nachdem wir also in vier Bahnen waren, anstatt auf die eine zu warten, trudeln wir knapp aber noch rechtzeitig am Bahnhof ein. Wir können sogar noch Bier holen und finden kurz vor der Abfahrt des Sonderzuges unsere Freunde wieder. Die Rückfahrt gestaltet sich trotz guter Gesellschaft so zäh wie solche Fahrten eben sind. Obligatorisch wird die Notbremse ausprobiert und siehe da: Sie funktioniert. Gehört wohl dazu. Auch in der Bundesliga. fg

 

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Kufstein (AUT)

 

Eintracht Braunschweig – Athletic Club Bilbao

20.07.2013, Testspiel, Grenzland Stadion Kufstein, Endstand: 0:4

‘Kennst du die Perle? Die Perle Tirols?’… so hallte es auch durch die Kleingartenkolonien Südostniedersachsens. Alles zu Zeiten, als das Eiland Mallorca noch gar nicht entdeckt war. In der folkloristischen Zwei-Wochen-Freiheitshymne schwang die ganze Sehnsucht unserer Väter mit, wenn sie zwischen Arbeit und Rasenmähen das Bier aus der Regentonne fischten und einmal Zeit für den Gartenstuhl fanden. Kufstein war das Traumziel all jener, denen Rimini zu heiß oder der Italiener zu suspekt war. So innbrünstig wie unsere Mannschaft dieser Tage ‚Malle ist nur einmal im Jahr‘ schmettert, sang Nachkriegsdeutschland das Kufsteinlied über Jahrzehnte hinweg rauf und runter.

Logisch, dass sich unser Mann in München für uns auf den Weg machte, um den historischen Ort zu besuchen. Anlass war das Saisonvorbereitungsspiel unserer Eintracht gegen die iberischen Löwen: Den Athletic Club Bilbao.

text-kufstein_01

 

Natürlich geht da nix ohne Bergtour. Perfekt ist der Abendtermin, um bei herrlichstem Wetter den Tag zu nutzen und sich sein Bier danach erstmal zu verdienen. Ausgeschenkt wird dies im Grenzland Stadion, Heimstätte des österreichischen Drittligisten FC Kufstein. Nur eine Kasse, nur ein Eingang, nur ein WC, nur eine Bierbude, nur einer in der Bierbude… wir kennen es aus den Lüneburgs unserer eigenen Republik. Hier in Tirol ist das alles kein Problem. Stattdessen gibt es ein Novum: Nur ein Parkscheinautomat.

Dennoch geht dann alles recht fix. 5000 Zuschauer finden hier Platz, doch nur etwa 250 haben sich eingefunden. An die 200 davon halten es mit dem BTSV. Auch knapp 30 Anhänger der Iberer haben die Reise auf sich genommen. Insbesondere der weibliche Teil des Anhangs vermag es, dem ohnehin schönen Abend noch einmal zusätzlichen Glanz zu verleihen. Wer etwas rechnen kann stellt fest: Bleiben auffallend wenig ortsansässige Besucher. In der Tat, die Paarung ist dann eben doch nicht klangvoll genug, um Außenstehende davon zu überzeugen, den üppig erscheinenden 10€ Eintrittspreis zu berappen. Schade. Aber dennoch liegt ein Hauch Intertoto-Cup in der Alpenluft, als sich auf dem Spielfeld die folgende Eintracht formiert:

kufstein_13 Davari

Kessel, Correia, Bicakcic, Perthel

Kratz, Kluft (76.Pfitzner), Hochscheidt (88. Washausen), Caligiuri, Erwig-Drüppel (62. Korte.)

Oehrl

Der Europa League Finalist von 2012, in seiner Heimat ebenfals als ‚Los Leones‘ bekannt, präsentiert eine dem Aussehen nach extrem jungen Truppe. Diese ist von Anfang an spielbestimmend. In spanischer Manier wird das klassische Kurzpassspiel gepflegt, mit dem die Eintracht sichtlich ihre Mühe hat. Folgerichtig gelingt es dem Athletic Club auch, Mitte der Halbzeit zwei Tore zu erzielen. Mit anderen Worten:

(19′) GOOOOOOOOOOOL. Susaeta roba un balón en el centro del campo y salva la salida del portero por alto.٭
(27′) GOOOOOOOOOOOL. Ruiz de Galarreta recibe un pase interior de Iraola, el portero desvía pero marca el rechace.٭

Beeindruckt, aber keineswegs geschockt finden die Blaugelben nur langsam ins Spiel, nachdem Bilbao seinerseits etwas runter schaltet. Zählbares will nicht herausspringen, so geht es mit einem 0:2 in die Pause. Während der Club aus dem Baskenland komplett durchwechselt, kommt der BTSV unverändert aus der Kabine. Zwar nimmt die Eintracht gleich das Heft in die Hand, fängt sich aber nach dem ersten Konter gleich das 0:3. In dessen Folge ist der Wille zu erkennen, sich gegen eine allzu hohe Niederlage zu stemmen. Das Laufpensum wird erhöht und ein paar ansehnliche Offensivaktionen werden vorgetragen. Das vierte Tor fällt dann allerdings in Form eines sehenswerten Lupfers erneut für Bilbao:

(47′) GOOOOOOOOOOOL. Aritz Aduriz marca el tercero.٭
(75′) GOOOOOOOOOOOL. De Marcos controla en el área un pase de Aduriz y con tranquilidad envía a la red con la derecha.٭

kufstein_14 Genau. JED, Hochscheid und Kessel haben in der Folge noch gute Chancen, doch der Ehrentreffer will heute einfach nicht gelingen. Unser Mann des Tages ist Benni Kessel, der als Ankurbler über die rechte Seite besticht. So z.B als er selbstbewußt in einen Sololauf startet und mehrere Gegenspieler förmlich stehen lässt. Die entschlossene Art und Weise, wie er seine Vorderleute dirigiert weiß ebenfalls zu gefallen. Auch JED hängt sich ordentlich rein heute und verdient sich Applaus.

Darüber hinaus sehr auffällig ist, dass mit Kluft, Hochscheidt, Erwig-Drüppel und Oehrl die gesamte Offensive entschlossen blond ist. Genau so hat sich der Baske bestimmt eine norddeutsche Truppe vorgestellt. Trotz der saftigen Niederlage ist es ein schöner Abend. Familiär geht es zu in dem kleinen, aber feinen Stadion. Ganz ausgezeichnet ist es, einmal wieder so richtig dicht am Spielfeld zu stehen. Insbesondere dadurch fällt einem auf was für ein guter Fußball mittlerweile auch in Braunschweig gespielt wird. Weit entfernt scheint das Drittliga-Gerumpel vergangener Tage. Die Jungs können richtig was am Ball. Zwar können die Bilbaos noch mehr, ist aber Wurscht.

Und was kann Kufstein? Die Perle Tirols präsentiert sich uns zwar nicht zwingend als knisternde Fußballhochburg. Wie ihre Hymne selbst, ist sie aber ein landschaftlicher Evergreen. Wem also Malle zu heiß oder Mickie Krause zu suspekt ist, der kann in unser Lied einstimmen:

Und ist das Spiel, dann wieder aus,
man hört den Abpfiff, und fährt nach Haus.
Man denkt an Kufstein,
man denkt an Tirol.
Mein liebes Städtchen lebewohl, lebwohl
Mein liebes Städtchen lebwohl, lebewohl.

bg/ fg

٭ Quelle: www.athletic-club.net

 

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St. Pauli – BTSV

 

 FC Sankt Pauli – Eintracht Braunschweig

12.05.2013, 2. Bundesliga, Stadion am Millerntor, Endstand: 5:1

Nach langer Zeit wollten wir mal wieder Fanzug fahren, und dann nach Sankt Pauli zu einem Feierspiel – die Phantasie suggerierte bei diversen Reisenden so einige wilde Szenarien. Angefangen bei überheblichem “Heute gehen die Braun-Weißen den ersten Schritt in Liga 3″ über “Wir fahren nur zum Feiern hin” bis zu pessimistischem “Das wird doch heute mal wieder nix, wie immer” konnte man das ganze Spektrum vernehmen. Tatsächlich ging es für die abstiegsbedrohten Hamburger noch um alles, während die Eintracht “nur noch” die Saison anständig beenden wollte. Vom Hauptbahnhof aus ging es per U-Bahn bis zum Heiligengeistfeld weiter. Leider war die Bewegungsfreiheit wie so oft durch enorme und übertrieben halsstarrige Polizeipräsenz komplett beschnitten, sodass es nicht möglich war, noch ein paar Eindrücke aus dem Stadtteil zu sammeln, geschweige denn auf die Toilette der direkt angrenzenden Tankstelle zu gelangen.

Hamburg, Sankt Pauli

Kurz nach Betreten des Gästebereichs, einer Stahlrohrtribüne wegen der Baumaßnahmen am Millerntor-Stadion, begann dann auch schon der Countdown zum Spiel. Zum Anpfiff war die Stimmung im Gästebereich super, aber was dann folgte hatte so sicher niemand erwartet, und eines Bundesligaaufsteigers würdig war es auch nicht. Um mich nicht unnötig in Rage zu schreiben möchte ich es so sagen: Der Klassenerhalt wurde dem FC St. Pauli auf dem Silbertablett serviert und 75 Minuten lang förmlich aufgedrängt. Mit dem 2:0 zur Pause konnte man noch leben, schließlich hatte Eintracht schon öfter erst nach Wiederbeginn ein paar Gänge höhergeschaltet – doch auch das letzte bisschen Hoffnung zerschlug sich alsbald, und der zweite Durchgang war nahe einer erneuten Demütigung durch die hoch motivierten Kiezkicker (ich erinnere hier an das 1:7 aus 2002 und das 1:2 gegen die halbe A-Jugend aus dem Aufstiegsjahr 2005), wenn der Aufstieg nicht zum Glück schon festgestanden hätte. Trotzdem konnte man mit der Teamleistung natürlich nicht ansatzweise zufrieden sein, denn es fehlte an fast allem – die ironischen “Auswärtssieg”-Rufe nach dem Braunschweiger Ehrentreffer fehlten dagegen nicht.

Hamburg, Sankt Pauli Sehr schade für die vielen mitgereisten Fans, die sich den Allerwertesten aufgerissen haben um hier dabei sein zu können, deren Ärger konnte ich gut verstehen. Kurz zur Vorgeschichte: Nachdem der Kartenverkauf für diese Begegnung in der letzten Saison so katastrophal lief, gingen von den 1800 verfügbaren Gästetickets diesmal 500 an die Fanclubs, 800 in den Sondervorverkauf für die 13.000 Dauerkarteninhaber und die letzten 500 in den freien Vorverkauf. Ausschließlich online oder per Telefon (von 9:57 bis 13:10 mit Festnetz und Handy im Wechsel!) konnte nur je eine Karte bestellt werden, diese musste dann innerhalb einer gewissen Frist persönlich am Stadion abgeholt werden.

Hamburg, Sankt Pauli Jedenfalls wurden nach Abpfiff noch Ebbers und Bruns, die beide noch ein letztes Tor für ihren langjährigen Club erzielen konnten, von den Pauli-Fans wie gewünscht mit reichlich Kuscheltieren, die von den Rängen geworfen wurden, verabschiedet, und nebenbei freute man sich sicher auch über ein weiteres Jahr Zweite Liga, während man sich in Braunschweig sicher keine Freunde in Aue und Dresden gemacht hat. Egal, an einer stimmungsvollen Rückreise hat das alles nichts geändert, der Frust wurde einfach weggesungen und -erzählt. Und trotz eines langen Tages gilt die alte Partyregel immer noch: Schau, wo du einschläfst. Denn wer einnickt darf sich über gewisse Verschönerungen nicht beschweren – tat er auch nicht. Alle Nicht-Einträchtler möchte ich um Nachsicht bitten, aber ich muss einfach noch dezent darauf hinweisen, dass der nächste Auswärtsbericht mit Beteiligung des Braunschweiger TSV Eintracht von 1895 aus der verdammten Bundesliga(!) erfolgen wird.

 

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Ingolstadt & Augsburg

 

Alles für den Aufstieg! Zwei Tage in Bayern

 FC Ingolstadt 04 – Eintracht Braunschweig

26.04.2013, 2. Bundesliga, Audi Sportpark, Endstand: 0:1

Wahnsinn. Wo soll man jetzt anfangen zu berichten, nach diesem Erlebnis. Wahnsinn.Um es vorweg zu nehmen: Eintracht Braunschweig ist nach 28 Jahren, vielen tiefen Tälern und wenig sportlichen Höhen endlich wieder erstklassig. Das heißt Bundesliga!!! Wahnsinn. Doch es ist geschafft. Es folgt der Versuch einer chronologischen Beschreibung dieses Tages.

Ingolstadt Abreise um 7:54 in Braunschweig, drei Personen und ein Fahrrad machten sich per Regionalexpress auf den Weg, um zum zweiten Mal in drei Jahren in Bayern aufzusteigen. Doch die Vorzeichen waren schlecht. Schon in Hannover hatte der IC eine Stunde Verspätung, sollte das nun ein gutes oder schlechtes Omen sein? Die Anschlusszüge waren jedenfalls weg. Immerhin durften wir mit unseren Tickets dann unbehelligt irgendwie weiterfahren, sodass wir schließlich in der Weltstadt Treuchtlingen landeten, von wo aus nach weiteren 50 Minuten Wartezeit ein RE nach Ingolstadt fuhr. Nach 7,5 Stunden endlich(!) betraten wir Ingolstädter Boden. Kein Foto-Spaziergang durch die Altstadt, statt dessen eilten wir zu Fuß zu unserer Pension, der Torkel-Stube, wo eigentlich die Zusammenkunft mit den Autofahrern unserer Gruppe stattfinden sollte. Für das direkt am Bahnhof gelegene alte Tuja-Stadion des FC Ingolstadt hatten wir kein Auge, einchecken war jetzt wichtig, gerade angesichts der fortgeschrittenen Zeit.

Ingolstadt Als die Formalitäten erledigt waren, wurde sich für die Anreise zum Stadion entschieden, wo wir uns letztlich zu einer über 15köpfigen blaugelben Schar zusammenfanden. Die Stimmung am Sportpark war volksfestähnlich. Es gab Sonnenschirme, Tische und Bänke sowie eine Getränkebude, Gastgeber und Gäste stimmten sich gemeinsam auf das nahende Spiel ein. Um 18 Uhr war es dann soweit. Über 2.200 Braunschweiger unter den 9471 Anwesenden gaben stimmgewaltig ihrer Hoffnung Raum, hier den ganz großen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Ingolstadt wollte den Klassenerhalt auch rechnerisch festmachen und hielt spielerisch gut mit, jedoch war meist am 16er Endstation. Vieles spielte sich im Mittelfeld ab, Torchancen in Durchgang eins blieben Mangelware, lediglich Bohl deutete einen Torschuss per Direktabnahme an. In der 45. Minute dann Schiri Petersens großer Auftritt durch Arbeitsverweigerung. FCI-Schlussmann Özcan rammt den durch die Abwehr gebrochenen Ademi durch Bodycheck aus dem Strafraum, ohne auch nur ansatzweise zum Ball zu gehen. Ein klarer Elfer, doch es passierte nichts. Nada. Nothing. Rien. Somit stand zur Pause die Null – auf beiden Seiten des Doppelpunkts.

Ingolstadt

Weit vor Wiederanpfiff schickte Lieberknecht seine Elf wieder auf den Rasen, und die legte zunächst eine Schippe drauf und übernahm die Spielkontrolle. Jedoch sprang auch so kein Treffer heraus, und Ingolstadt wurde wieder stärker. Beinahe hätten sie durch einen abgefälschten Schuss die Führung erzielt, doch Petkovic hielt im Fallen in die falsche Ecke noch hervorragend mit dem Fuß. Schwein gehabt! Mit der Zeit wurde die sehr gute Stimmung im Gästebereich etwas weniger, denn je näher der Abpfiff rückte, desto mehr scheinen Gedanken wie “Wieder nur ein Punkt”, “Und dafür fahre ich so weit” oder “Das wird doch nix mehr” durchzukommen. Ich für meinen Teil kann mich noch entsinnen, wie ich, während die Nachspielzeit von 4 Minuten verkündet wurde, vor mich hinsagte: “Das reicht uns”. Da hatte ich aber noch keine Ahnung, wofür. Selbst als der Unparteiische in der 92. Minute Freistoß für ein Foul an Merkel gab und Dogan und Vrancic sich den Ball hinlegten, muss ich gestehen, dass ich dachte: “Lass Dogan schießen, der hatte die gefährlicheren Dinger bislang”. Kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt, und wie. Der vielgescholtene Damir Vrancic, dessen Kritiker trotz seiner zuletzt starken Leistungen nicht verstummen wollten, streichelte die Kugel unhaltbar in die rechte obere Ecke! Freut mich für ihn, nebenbei angemerkt.

Aber was nun passierte, ist nicht annähernd in passende Worte zu fassen. Die Gästekurve explodierte, ohrenbetäubender Jubel, alles schrie, Körper sprangen, taumelten umher, ich wurde gefühlt auf 3×3 Metern herumgeschleudert, Hände berührten sich, versuchten abzuklatschen, hielten jemanden fest; man warf sich jemand Bekanntem in die Arme, überall freudig verzerrte Gesichter, Blicke zwischen unfassbarem Glück und Ungläubigkeit… Vielleicht wiederhole ich mich: Wahnsinn. Einfach Wahnsinn. Und pure Freude. Und dann erste Tränen um mich herum (Dieses gefundene Video passt witzigerweise sehr gut dazu). Das war´s doch, das muss es gewesen sein! Die Fans sangen laut von Liga eins. Warum pfiff der Typ nicht ab? Bengalos wurden gezündet, wie durch ein Wunder überlebten alle (Vorsicht, Ironie!). Immer noch war nicht Schluss, quälende Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Dann ein Pfiff. Nochmal Freistoß. Und immer noch Gesang.
Eine Sekunde.
Zwei Sekunden.

Ingolstadt Dann wieder ein Pfiff, kaum hörbar: Petersen drehte sich zum Anstoßpunkt – und die Kurve bebte erneut. Dieses Video zeigt die letzten Sekunden des Spiels inklusive Schlusspfiff. Eintracht ist wieder da. Erste Liga. Kneift mich. Ist das geil. Jetzt nur noch feiern – ach ja, ging ja nicht so richtig. Sofort nach dem Tor marschierte Polizei vor den Gästeblocks auf, und nach Spielende spulte der Stadionsprecher sein halbstündiges Programm ab, als ob es ein normales Heimspiel war: Gelaber ohne Ende, die ganze Zeit Dudelmusik, usw. Man verstand kaum ein Wort von dem, was Vorsänger, Trainer oder Spieler durch die diversen Megaphone den Fans zuriefen. Dazu rannte so ein einheimischer Spaßbremser im Anzug rum und verbot hier mal dies und dort mal das. Trotz aller Freude war das eine ganz schwache Nummer von den Verantwortlichen in Verband, Verein und Polizei, muss man leider so sagen. Dennoch haben wir sicher das Beste draus gemacht, es werden wohl alle genug Material gesichtet/gehört haben. Die meisten Ingolstädter waren schon gegangen, da ging die Party an der Bierbude weiter. Später am Abend trafen wir uns in Zimmer 5 der Torkel-Stube und sahen uns gemeinsam die Sport1-Berichte an. Erst da bekam ich allmählich eine Ahnung, was dieser Tag bedeutet, bedeuten wird, obwohl man ja schon länger mit dem Aufstieg rechnen durfte. Hatte ich es erwähnt? Wahnsinn. Und der endete, wenn auch nur vorübergehend, für einige erst in den frühen Morgenstunden.

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 FC Augsburg – VfB Stuttgart

27.04.2013, Bundesliga, SGL Arena, Endstand: 3:0

Ingolstadt Der Tag begann mit einem einfachen, aber schmackhaften Frühstück, zu dem tatsächlich fast alle anwesend waren. Nebenbei konnte man noch prima mit dem Pensionsbetreiber plauschen, der zufällig glühender Ingolstadt-Fan ist und auch die Auswärtsfahrten organisiert. Mit scharfem Verstand hatte er uns schon kurz nach unseren Zimmerbuchungen als Eintracht-Fans enttarnt, stellte uns aber trotz der Niederlage nicht die Koffer vor die Tür. Grüße an dieser Stelle! In seinen Ausführungen steckte durchaus Substanz, und so erfuhren wir einige historische Fakten über die Stadt und den Club, unter anderem auch, dass „Schanzer“ tatsächlich von „verschanzen“ stammt, denn Ingolstadt war das Refugium eines bayerischen Herrschers für den Krisenfall.

Ingolstadt Nach umfassender Verabschiedung teilte sich die Gruppe wieder. Unser dritter Mitreisender nahm das Rad nach Augsburg, und wir nahmen mit einem weiteren Zugfahrer, der allerdings nach Berlin musste, den Fußweg zum Bahnhof. Zwischenhalt war dann doch noch das alte Tuja-Stadion des FCI, das inzwischen wieder ESV-Stadion heißt. Ein Tor stand zum Glück offen, so dass wir einige schöne Bilder dieser charmanten Spielstätte mit unüberdachter Stehplatzgegengeraden und Sitzschalen machen konnten. Der optimalen Anbindung ans Bahnhofsgelände trauert die Polizei in Sachen Transport und Geleit von Gästefans bestimmt heute noch hinterher…

Augsburg Knapp eine Stunde später entstiegen wir am Hauptbahnhof in Augsburg dem Regionalexpress und schlossen unser Gepäck ein. Einige Stuttgarter waren bereits vor Ort und wurden schon Richtung City geleitet, sodass wir eines der letzten Fächer ergatterten. Da wir noch keinen Zeitdruck hatten, klemmten wir uns erst mal hinter die Stuttgarter, doch deren Marsch endete bereits am Königsplatz, wo sie in 5minütig fahrende Sonderbahnen verfrachtet wurden. Dadurch ergab sich ein immenser Straßenbahnstau, sodass wir bequem hinterherkamen und so einige Ausschnitte der schönen Seiten der Stadt genießen konnten. Die Augsburger Prachtbrunnen und die Basilika Sankt Ulrich und Afra mit der direkt angrenzenden Ulrichskirche seien da erwähnt. Irgendwann stiegen wir dann in eine der Bahnen ein, da die Zeit knapper wurde – schließlich mussten wir auch noch das Ticket für den Radfahrer hinterlegen, da der es nicht rechtzeitig schaffte.

Doch frisch an der Arena angekommen, galt es zunächst die schnellste Fahrgelegenheit zum Bahnhof zu ermitteln, denn unser Zug (der letzte für den Tag) fuhr bereits um 18:03 Uhr, und das Stadion liegt ja nun doch etwas ab vom Schuss. Nach Gesprächen mit einem Parkplatzeinweiser und einer jungen Dame in ungeklärter Funktion hatten wir ausreichend Information gesammelt, zwischen Tram und Taxi entscheiden konnten wir uns ja später noch. Das Ticket durfte übrigens problemlos an der Sonderkasse hinterlegt werden, ein guter Service. Jetzt also konnten wir Richtung Einlass schlendern, und nach nicht nennenswerter Kontrolle wollten wir ein frisches Bier trinken. Das gestaltete sich leider nicht so einfach, denn in Augsburg setzt man auf eine aufladbare Plastikkarte. So langsam braucht man als Fußballreisender schon ein großes Kartenetui für all´ diese vermaledeiten Karten. Ist es denn nicht möglich, ein universell einsetzbares Modell zu schaffen? Und wo wir grad dabei sind, diese Beutelschneiderei mit Preisen von 3.95 Euro oder so bei Aufladungspflicht von „ausschließlich runden Beträgen“ kann auch gerne aufhören.

Augsburg

Aber gut, falls man kommende Saison hier nochmal zu Gast sein sollte, ist man wenigstens vorgewarnt. Der FC Augsburg konnte an diesem Tag so ziemlich den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herstellen, dazu wurden lediglich 3 Punkte gegen den VfB Stuttgart benötigt. Und die Partie begann äußerst temporeich.

Augsburg Schon in der ersten Minute hatten beide Mannschaften je eine Chance zu verbuchen – so wollten wir das sehen. Kurz tauschten wir Blicke á la „Na das wird ja lustig kommende Saison“, bevor es munter weiter ging. Die ersten 45 Minuten blieb es bei einem tollen, kurzweiligen Schlagabtausch, sehr auffällig auf Seiten der Gäste war Ibrahima Traoré. Schwer im Griff zu behalten, der Mann. Ibisevic tendierte dagegen Richtung Stehgeiger. Auf Augsburger Seite gefielen Ji und Werner. Tragische Figur des Spiels war ganz klar Stuttgarts Niedermeier, der nach einem Hammerschuss aus kurzer Distanz ins Gesicht noch zwei weitere Einschläge in derselben Trefferzone hinnehmen musste. Kurz vor der Pause kam dann endlich der Radler an, es gab wohl leichte Orientierungsprobleme vom Bahnhof zur Arena. Beim Halbzeitstand von 0:0 vermisste ich im Gegensatz zu gestern die Tore nicht, aber das hatte wohl auch mit der sehr unterschiedlichen persönlichen Haltung zum jeweiligen Spiel zu tun.

Augsburg Umso schöner war es, dass im zweiten Durchgang dann noch drei Treffer fielen. Den ersten markierte Mölders nach einer Ecke von Werner per Kopf (61.), den zweiten, einen sehenswerten Heber vom eingewechselten De Jong über Ulreich (83.) sahen wir gerade noch so, denn kurz darauf eilten wir zum Taxistand, um den Massen und der damit einhergehenden Verstopfung der Parkplatzausfahrt durch 30.660 Besucher zu entgehen – schweren Herzens, aber die Dringlichkeit den Zug zu erwischen war irgendwie stärker… Das 3:0 durch Ji (86.) erlebten wir immerhin noch akustisch. Verdienter Sieg.

Die Rückfahrt begann wie geplant, auch der 4-Minuten-Umstieg in Mannheim klappte. Jedoch gönnte uns eine Signalstörung kurz vor Hannover den verdienten Feierabend nicht. Anschlusszug weg, statt dessen 20 Minuten warten am Infopoint und dann mit dem Großraumtaxi nach Braunschweig. Und da am Bahnhof um nach 2 Uhr nachts anzukommen wenn man noch weiter muss ist auch kein Zuckerschlecken… Wie ist denn das nun mit neuen Nachtbussen?

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Berlin

 

2 Tage Hauptstadt

Viktoria 89 Berlin – FC Anker Wismar

07.04.2013, Oberliga NOFV-Nord, Friedrich-Ebert-Stadion, Endstand 3:0

Berlin Herrlichstes Frühlingswetter bei der Ankunft in Berlin und eine ordentliche Portion Vorfreude auf den schon lange geplanten Besuch beim Berliner FC Viktoria 1889, ließen die bisweilen doch langatmige Anreise per Regionalbahn schnell vergessen. Am Bahnhof Alexanderplatz wartete bereits auch schon der Mitstreiter und Gastgeber für die nächsten beiden Tage und so ging es gutgelaunt mit S- und U-Bahn gen Tempelhof, wo im Friedrich-Ebert-Stadion die heutige Partie ausgetragen werden sollte.

153 zahlende Besucher fanden sich schließlich zu dem von der Papierform her ungleichen Duell, Tabellenführer gegen Tabellenschlusslicht, ein. Dabei hätte dieses Spiel allein von der Geschichte beider Vereine her ein deutlich höheres Zuschaueraufkommen verdient und genau deshalb lohnt sich für den interessierten Leser auch ein Blick auf die Geschichte des BFC Viktoria, offiziell immerhin schon zweifacher Deutscher Fußballmeister, und die des FC Anker Wismar, bei dem zum Beispiel Carsten Jancker das Fußballspielen lernte, der u.a. aber auch den ehemaligen Trainer der Braunschweiger Eintracht, Joachim Streich, hervorgebracht hat.

Berlin Für die Berliner ging es also darum die Tabellenspitze in der Oberliga NOFV-Nord zu verteidigen. In diese war man erst im Juni 2011 zurückgekehrt und durch den für den Verein rasanten Aufstieg, hegt man nun ehrgeizige Ziele. So ist für die kommende Saison eine Fusion mit dem Liganachbarn Lichterfelder FC Berlin geplant, die Gespräche diesbezüglich, laut BFC-Vizepräsident im Stadionheft, “fortgeschritten (…) für die neue Kraft im Berliner Fußball: FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof e.V.”

Zu Beginn des Spiels konnten die “Himmelblauen” die Erwartungen der Zuschauer, die nach dem Erfolg im Verbandspokal gegen den klassenhöheren Berliner AK 07 und dem souveränen Auftaktsieg nach der Winterpause beim SV Waren 09 sicherlich einen Torreigen erwarteten, allerdings nicht erfüllen. Dies lag aber auch an den vom ehemaligen Bundesligaspieler Timo Lange trainierten und gut eingestellten Ostseestädtern des FC Anker, die bissig in die Zweikämpfe gingen, darüber hinaus aber auch ihre Möglichkeiten nach vorne suchten. Dennoch ging der Favorit in Führung und das mit der ersten vernünftigen Torchance. Diese war allerdings wunderbar über wenige Stationen herausgespielt und Damantang Camara war es schließlich, der den Spielzug eiskalt vollendete. Dies führte zu einem Bruch im Spiel der Gäste, den BFC-Kapitän Ümit Ergirdi weitere sieben Minuten später mit dem 2:0 bestrafte. Als der Wismarer Kapitän Fabian Bröcker auch noch wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff mit einer zumindest fragwürdigen Gelb-Roten Karte vorzeitig vom Feld musste, schien das Spiel für die Gäste endgültig gelaufen zu sein.

Berlin Doch zu Beginn der zweiten Spielhälfte kamen die Rot-Weißen wie verwandelt aus der Kabine. Der Spitzenreiter versuchte das Ergebnis nur noch zu verwalten, während sich die Nordwestmecklenburger mit dem gleichen Biss der Anfangsviertelstunde Feldvorteile erkämpfen konnten. Der Lohn folgte in Minute 52: Nach einem klaren Handspiel eines BFC-Akteurs im eigenen Strafraum, zeigte die junge Schiedsrichterin Katja Mattig auf den Punkt. Doch zum Entsetzen seines Trainer, aber auch der handvoll mitgereister Anhänger, scheiterte FC-Stürmer David Rosinski an Viktorias Torwart Konstantin Filatow. Von diesem neuerlichen Rückschlag erholten sich die Mannen aus Wismar nicht mehr. Zwar gab es an der kämpferischen Einstellung weiterhin nichts auszusetzen, doch spielerisch gelang dem Team nun nicht mehr viel. Im Gegenteil: In der 72. Minute drang Berlins Burak “Mentos” Mentes in den Strafraum der Gäste ein und konnte von diesen nur regelwidrig gestoppt werden. Strafstoß also für Viktoria. Der agile Mittelfeldmotor Adrijan Antunovic legte sich den Ball zurecht, scheiterte aber an Anker-Keeper Maik Sadler. Kurz darauf bewies Viktoria-Coach Thomas Herbst, ebenfalls ein ehemaliger Bundesligaprofi, der es u.a. in der Saison 1982/83 auf 17 Bundesliga- und 2 DFB-Pokal-Einsätze für Eintracht Braunschweig brachte, ein glückliches Händchen: Er brachte in der 75. Spielminute Manuel Marschel, der keine zwei Minuten später mit seinem ersten Ballkontakt das 3:0 erzielte und so den Schlusspunkt einer unterhaltsamen Partie setzte, die für den Trainer des FC Anker Wismar, Timo Lange, die letzte als Chefcoach bedeutete, wie an dem darauffolgenden Mittwoch bekannt wurde. Sein bisheriger Assistent Christiano Dinalo Adigo übernimmt für den Rest der Saison die schwere Aufgabe den FC Anker noch vor dem Abstieg zu bewahren, während Lange dem Verein als sportlicher Leiter mit erweiterten Kompetenzen im Jugendbereich erhalten bleibt. Wir wünschen beiden von dieser Stelle viel Glück und möchten uns zudem noch bei dem äußerst freundlichen Ordner des BFC bedanken, der es uns erst ermöglichte einige Aufnahmen im Friedrich-Ebert-Stadion so zu machen wie sie nun anzuschauen sind, obwohl ein Betreten des Innenraumes und der Kurven bzw. der Gegengerade eigentlich untersagt war. Vielen Dank!

 

 Hertha BSC – Eintracht Braunschweig 

08.04.2013, 2. Bundesliga, Olympiastadion, Endstand: 3:0

Nach dem sonntäglichen Ausflug in den Amateurfußball und einem Montagnachmittag, der ganz im Zeichen der Berliner Street Art stand, sollte am Abend nun das Topspiel der 2. Bundesliga besucht werden: Tabellenführer Hertha BSC gegen den Zweiten Eintracht Braunschweig.

Berlin Als Treffpunkt für dieses Spiel sollte das Bier Kombinat Kreuzberg, eine noch recht neue Kneipe in der vornehmlich Spiele von Borussia Dortmund, dem 1. FC Köln und eben der Braunschweiger Eintracht übertragen werden, dienen. Zum heutigen Anlass präsentierte sich das BKK von seiner gastfreundlichsten Seite: Wolters Pilsener wurde ausgeschänkt, dieses auch noch im traditionellen Jägermeister-Trikot und die Tische waren zum Teil mit blau-gelben Luftschlangen geschmückt. Kein Wunder also, dass sich bei unserer Ankunft schon eine ordentliche Anzahl an Eintracht-Fans eingefunden hatte. Nicht nur jedem Freund des Braunschweiger Turn- und Sportvereins, sei bei einem Berlin-Aufenthalt ein Besuch dieser Lokalität wärmstens empfohlen.

Nachdem man sich im Kreise der Gleichgesinnten schon etwas warmgesungen und noch für ein anständiges Gemeinschaftsfoto posiert hatte, konnte der Weg zum Olympiastadion angetreten werden, schließlich galt es noch die Freunde die eigens für dieses Spiel angereist waren zu treffen. Dies erwies sich zum Teil allerdings schwieriger als erwartet, schließlich herrschte rund um das Stadion ein regelrechter Massenauflauf. Nicht weniger als 51.029 Zuschauer, darunter mindestens 10.000 Braunschweiger und zwei Cottbusser, wollten dem Duell dieser zwei Traditionsvereine beiwohnen. Schlussendlich gelang es uns dann doch noch alle bekannten Gesichter zu begrüßen, einige dieser Kontakte fielen allerdings viel zu knapp aus.

Berlin Nach teils chaotischen Verhältnissen beim Einlass ins Stadion, konnte man gute zehn Minuten vor Beginn der Partie die entsprechenden Plätze einnehmen. Die Stimmung im Gästeblock war bestens, ein nett anzuschauendes Lichter- und Fahnenmeer wurde zum Einlauf der Mannschaften präsentiert und gesanglich ging der Beginn recht deutlich an die Fans  aus der Löwenstadt.

Und das Team, heute ganz in Gelb gekleidet, legte ebenfalls los wie die Feuerwehr. Deniz Dogan hatte nach 5 Minuten im Anschluss an eine Kratz-Ecke bereits die erste gute Gelegenheit, doch sein akrobatischer Fallrückzieher zischte knapp über das Gehäuse. Danach fand das Spiel meistens im Mittelfeld statt, beide Teams erspielten sich keinerlei nennenswerte Torchancen, dafür nahm die Härte in den Zweikämpfen sukzessive zu. In der 34. Spielminute führte einer dieser Zweikämpfe zu einem Freistoss aus dem linken Halbfeld für Hertha BSC. Der bis dahin eher unauffällige Ronny zog aus gut 20 Metern ab, der Ball wurde von Domi Kumbela in der 2-Mann-Mauer leicht abgefälscht und Torwart Daniel Davari ließ den Ball unter seinen Armen im Tor einschlagen. 1:0 für den Favoriten, mit dem ersten ernstzunehmenden Torschuss. Doch die Eintracht antwortete: Im Anschluß an einen Kratz-Freistoss, war es Ermin Bicakcic, der nur um Zentimeter am rechten Pfosten vorbeiköpfte. Halbzeit.

Berlin In Hälfte 2 erwischten dann die Berliner den deutlich besseren Start und bereits kurz nach Wiederanpfiff vergab Ronny völlig freistehend die Riesenchance zum 2:0. Doch knapp 10 Minuten später passierte es dann doch. Der BTSV verlor im Spielaufbau den Ball, dieser wurde nach vorn auf Adrian Ramos gespielt und der ließ auf der rechten Seite den viel zu früh verwarnten Deniz Dogan stehen und lupfte den Ball über Davaris Arm hinweg in die kurze Ecke. Das Spiel schien entschieden. Doch die Eintracht würde nicht so sensationell auf Tabellenplatz Zwei stehen, wenn sie sich in solchen Situationen mit einer Niederlage abfinden würde und so kämpften sich die Mannen von Coach Torsten Lieberknecht noch einmal zurück. In der 73. Minute spielte Norman Theuerkauf einen herllichen Pass in die Spitze, den der inzwischen eingewechselte OrhanAdemi perfekt mitnahm und somit allein vor Hertha-Keeper Kraft auftauchte – diesen aber direkt anschoss und somit auch diese gute Gelegenheit ungenutzt ließ. Keine drei Minuten später passierte dann, was an so einem glücklosen Tag dann eben passiert: Ronny drosch einen Freistoss aus zentraler Position vorbei an der schlecht gestellten Mauer zum 3:0 in die Maschen. Damit war das Spiel dann aber auch tatsächlich gelaufen. Aus insgesamt vier Torschüssen, hatte Hertha drei Tore gemacht. Die Eintracht aus ihren drei guten Gelegenheiten, keines. Solche Effektivität werden unsere Helden in Gelb und Blau aber in der nächsten Spielzeit auch an den Tag legen müssen, wollen sie, den Aufstieg jetzt einfach mal vorausgesetzt, in der 1. Bundesliga Schritt halten. Das Team wurde während der Schlussphase und auch direkt nach dem Spiel noch gebührend gefeiert, schließlich hatte man hier gegen den Ligaprimus, sowohl vom Kader als auch vom Etat her, verloren und der Abstand auf den Relegationsplatz betrug ja weiterhin großartige 10 Punkte.

Für uns ging es nach der Verabschiedung von einem Teil der Freunde noch einmal ins BKK. Diesmal in stärkerer Besetzung. Dort ließ man bei leckerstem Gerstennektar den Abend ausklingen, ehe am Dienstagmorgen der Wecker früh den Aufbruch gen Heimat einläutete und somit einen ereignisreichen Kurztrip beendete.

Vielen Dank noch einmal dafür, Cy.

eb

Essen und Duisburg

 

Tag 1: Dustin Hoffmann und The Big Dembowski

 ETB Schwarz-Weiß Essen – Sportfreunde Baumberg

03.03.2013, Oberliga Niederrhein, Stadion Uhlenkrug, Endstand: 2:1

Die Bahnstrecke ins Ruhrgebiet bietet ja mittlerweile kaum mehr Überraschungen, so oft wurde sie schon fußballkultourell befahren. Also blieb genug Zeit, um das Bahnpersonal ausgiebig zu nerven. Hintergrund: Ich hatte bis Oberhausen gebucht, da ich bis kurz vor Abreise zwischen den Spielen SW Essen – Baumberg und Oberhausen II – Wuppertal II schwankte. Diese Verbindung führte über Essen und kostete dasselbe im Sparpreis. Nun stand aber Oberhausen+City auf dem Onlineticket, und Kenner ahnen jetzt schon, wo das Problem liegen tat, beziehungsweise wie die Frage des Tages lautete: Kann man die City-Funktion auf Essen umschreiben lassen?

Essen Erster Versuch in Braunschweig, Reisecenter: So eine Frage hatte man noch nie(?), aber man gehe davon aus, dass es nicht möglich sei. Denn gerade über den Sparpreis… feste Buchung… Nein. Zweiter Versuch, Fahrkartenkontrolleurin: Genau wisse sie das nun nicht, aber ich könne mich ja mal an den Infopoint der Bahn im Essener Bahnhof wenden, „dass die das da umschreiben“. Dritter Versuch, Infopoint Essen Hbf: „Ouuuh, schwierige Frage.“ Hier gehe es schon mal nicht, aber dadurch, dass der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr aus so vielen Betrieben bestehe, dürfte es schwierig werden, einfach so die City-Funktion umzuschreiben. Klarheit könne evtl. im Reisecenter geschaffen werden. Zum Spaß bin ich also auch noch dahin, um im vierten Anlauf zu hören: Nein, für eine Umschreibung zwischen zwei Orten, die demselben Tarifverbund angehören, fehlten aktuell die technischen Möglichkeiten, da könne man nichts machen.

Essen Ich hätte jetzt gesagt, Stift raus, Oberhausen streichen, durch Essen ersetzen, Stempel drauf – fertig! Geht doch bei Zugverspätungen usw. auch. Aber so einfach ist der sichtlich komplexen Thematik wohl nicht beizukommen – das ist sicher eine Frage für höhere Instanzen der Bahn, und wenn ich mal wieder viel Zeit habe, kümmere ich mich vielleicht auch drum. Falls also jemand aus der Leserschaft…?

Aber ich wollte ja sowieso erstmal den Stadtkern von Essen erkunden, nachdem dies beim letzten Besuch zeitlich nicht drin war. Zunächst führte die Route jedoch weg von der Innenstadt zum Markt- und Schaustellermuseum, welches aber geschlossen hatte. Es wird nur an ausgewählten Terminen geöffnet, zu denen sich maximal 15 Personen anmelden können.

Essen Zurück im Stadtkern stieß ich zunächst auf das Astra-Theater in der Teichstraße, ein altes Kino, das auf der Website der Essener Filmkunsttheater organisiert ist. Am Burgplatz ist die Domschatzkammer gelegen, die Stufen hinauf thront Wilhelm I. auf einem Pferd und blickt direkt auf das Essener Münster. Oder vielleicht doch eher auf die alte Marktkirche, die weiter unten in der Fußgängerzone steht? Vor der Friedenskirche und der Alten Synagoge endete mein Ausflug, denn es war Zeit, am Bahnhof die S 6 nach Essen-Stadtwald zu erwischen. Die paar Münzen für die Kurzstrecke hatte ich dann auch noch übrig.

Der Bahnsteig Stadtwald liegt, wie der Name schon andeutet, einigermaßen jwd (janz weit draußen). Man muss auch, dem Kiesweg in ein Stück Wald folgend, bis zur Hauptstraße ordentlich bergan laufen, siehe Foto. Zur Belohnung geht es dann aber bergab und rechter Hand erscheint kurz darauf das Stadion Uhlenkrug, übrigens Station 6 auf der Deutschen Fußballroute NRW.

Essen Die Karte kostete 7,- Euro bei freier Platzwahl für das heutige Spiel, da nahm man doch gern einen Sitzplatz auf der nostalgischen Haupttribüne ein. Insgesamt wollten 252 Zuschauer dem ersten Punktspiel nach einigen Ausfällen beiwohnen, darunter etwa 20-25 Unterstützer aus Baumberg, was am Rhein bei Dormagen liegt.

Der ETB Schwarz-Weiß Essen konnte übrigens vor nicht allzu langer Zeit ein Insolvenzverfahren mit Hilfe von Sponsoren und Fans, die um die 80.000 Euro zusammenbrachten, erfolgreich beenden, sodass aktuell der sportliche Aspekt wieder im Fokus steht. Man schielt auf einen einstelligen Tabellenplatz, gleichwohl wird man dem weit enteilten Tabellenführer KFC Uerdingen 05 nicht mehr nahe kommen können. Die Sportfreunde Baumberg wollten nach Trainerwechsel im Dezember die sportliche Talfahrt stoppen und sich nach 4 Punkten aus den letzten beiden Spielen weiter im gesicherten Mittelfeld etablieren.

Essen

Doch bevor das Spiel begann wurden erst die Mannschaftsaufstellungen verlesen, und als der Name Dustin Hoffmann fiel, suchte ich mit dem geistigen Auge schon den roten Teppich, den Oscar und die Autogrammjäger, jedoch sah ich „nur“ das junge U23-Talent der Essener auflaufen. Danach gab es eine Gedenkminute für den kürzlich verstorbenen Hubert Schieth, der unter anderem mit dem ETB 1959 den DFB-Pokal gewann. Dieser Titel sowie ein Sieg auf europäischer Bühne 1969 beim FC Barcelona stellen die bis heute größten Vereinserfolge dar.

Essen Kommen wir endlich zur ersten Halbzeit. Beide Mannschaften waren zunächst gut organisiert und ließen nur vereinzelt so etwas wie Torchancen zu. Die größten entstanden aus der Distanz – zunächst scheiterte Essens El-Hossaini in der 34. Minute mit schönem Schlenzer aus 17 Metern, kurz darauf machte es Baumbergs Daour besser, als er eine schlecht geklärte Ecke aus ähnlicher Distanz in den Kasten hämmerte. So ging es mit einem 0:1 in die Pause. An der hölzernen Wurstbude gab es neben Bratwurst und Frikadelle sogar Sucuk im Brötchen (alles zu 2,50 Euro), das hatte ich auch noch nirgends gesehen. Für muslimische Fans sogar extra auf einer Alu-Schale gegrillt, ohne Kontakt zu Schweinefleisch. Mit Senf auch sehr lecker.

Mit Wiederanpfiff übernahmen die Hausherren dann das Zepter des Handelns, und die Gäste verloren ihren Faden und wussten sich ein ums andere Mal nur mit Fouls zu helfen. So deutete der Essener Kapitän Zeh schon in der 50. Minute seine Freistoßstärke an, als er aus etwa 18 Metern nur knapp an einem Kopf in der Mauer scheiterte. Sieben Minuten später passte der zweite Versuch aus etwas weiterer Entfernung perfekt in den Winkel – Ausgleich. In Minute 67 erhielt Sportfreund Beckers nach dem x-ten Foulspiel die mittlerweile verdiente Gelb-Rote Karte und verabschiedete sich wenig professionell in die Kabine, indem er sich auf Provokationen von der Tribüne einließ. Das war sein dritter Platzverweis im vierten Spiel für Baumberg, einschließlich zweier Tests, von denen er wohlgemerkt einen über die vollen 90 Minuten absolvierte .

Essen Wiederum zehn Minuten später folgte ihm El-Hossaini ebenfalls mit Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels. Den hätte ich als Trainer längst ausgewechselt, denn schon im ersten Durchgang war ihm seine Übermotivation anzusehen. Dieses Video zeigt ein frühes Aufeinandertreffen der beiden in der Partie. Über das Unentschieden hätte sich niemand beklagen können, allein Freistoßungeheuer Zeh bereitete den Weg zum Sieg der Schwarz-Weißen. Nach einer als Handspiel gepfiffenen Ballannahme mit der Schulter brachte er den Ball so scharf vors Tor, dass der sonst gute Gästekeeper nur zur Seite abklatschen konnte, wo der einschussbereite Müller lauerte und ohne Mühe den späten Siegtreffer markierte (87.). Dass wiederum Zeh nicht noch das 3:1 nach, na wie schon, einem weiteren Freistoß erzielte, war lediglich dem Pfosten zu verdanken. Zitat Spielbericht ETB: „Die Freistoßstärke von Christopher Zeh hatte sich bis ins Rheinland herumgesprochen, wenn der Neu-Kapitän anläuft, kann man sich auch schon zur Mittellinie begeben.“ Insgesamt war es eine kämpferische Partie mit einigen Emotionen, und der junge Schiri Tenhofen war desöfteren gefordert, löste die Situationen aber souverän.

Nun musste ich aber zügig zur S-Bahn zurück, denn der RE nach Duisburg fuhr zeitig. Dort am HBF angekommen, führte der Fußweg direkt zum Djäzz, wo der Fußballsoziologe und Mitbegründer des Duisburger Fanprojekts Gerd Dembowski eine Lesung mit dem Titel „Football vs. Riotfolk“ halten sollte. Das Djäzz ist ein kleiner, verwinkelter Kellerclub mit Flair, der Eintritt war frei, also eigentlich gegen freiwillige Spende, und es gab, wie fast überall in Duisburg, als Hauptbiersorte das einheimische König Pilsener, darüber hinaus aber auch eine ansehnliche Palette an Nichtalkoholischem.

Essen Knapp zwei Stunden lang sang, sprach und las Dembowski (oder, wie sein Name im Englischen ausgesprochen wird: Dembauski, daher auch die Assoziation zum Dude) über seine durch Zivilcourage verpatzte Reise zu einem Kongress nach Amsterdam und das Flugverbot bei der KLM, über Geschenke bei FIFA-Kongressen vor einer 8-minütigen(!) Rede über Fußball und Rassismus, eine Begegnung mit J. Blatter und wie er beinahe einen Job vom Fußballpräsidenten der Malediven angenommen hätte, fiktive Interviews mit Olli Kahn für den Stern, über Erlebnisse in den USA und Weisheiten aus Hank Williams-Songs, und einiges mehr. Dabei kamen auch Brummkreisel, Kinderinstrumente und Aufziehtierchen zum Einsatz, kurzum: Sehr kurzweilig, mal improvisiert, durchaus kritisch und oftmals heiter – ein gelungener, von der Kohorte Duisburg organisierter Abend, der dann noch im nahegelegenen Hotel „Zum Löwen“ bei Snooker im TV ausklang.

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Tag 2: The loneliness of the long distance walker

MSV Duisburg – Eintracht Braunschweig

04.03.2013, 2. Bundesliga, Schauinsland Reisen Arena, Endstand 1:0

Duisburg Nach einem mit 9,- Euro etwas zu teuer geratenen Frühstück stand also ein Tag Duisburg auf dem Programm. Mein Pech: Ich hatte mir im Vorfeld nur unzureichend Gedanken gemacht, wie ich 12 Stunden wohl verbringen würde. Klar, Sehenswürdigkeiten abgrasen, eine Hafenrundfahrt durch den wohl weltgrößten Binnenhafen, irgendwo lecker Mittag essen, vielleicht noch ein Eis in der Sonne, und ab 18 Uhr dann die Jungs am Stadion treffen. Schön in der Theorie, doch hatte diese durchaus Macken. Zum Beispiel war ich gegen 10.30 Uhr schon mit einem Großteil der Hotspots durch – die Altstadt mit einem erhaltenen Teil Stadtmauer und freigelegten Ruinen aus grauer Vorzeit nahe des Rathauses und der Salvatorkirche, dazu das Kultur- und Stadthistorische Museum am Innenhafen und das Museum Küppersmühle.
Duisburg
Dort gegenüber trank ich einen Kaffee in der Morgensonne, der mich nur 83 Cent kostete. Ich war nämlich der einzige Gast und die Bedienung konnte nicht auf 50,- Euro rausgeben… guter Trick eigentlich… Dann spazierte ich zu dem Anleger der Weißen Flotte wegen der Hafenrundfahrt, doch leider gibt es die in der Vorsaison nur am Wochenende. Stattdessen erstand ich an einem urigen Kiosk in der Nähe eine Tageszeitung und suchte mir ein Café, wo ich vor allem die Vorberichte für das Spiel heute lesen konnte. Das fand ich endlich in Nachbarschaft des Lehmbruck Museums im Immanuel Kant Park, wo ich auch zum Mittagstisch blieb.

Duisburg Es folgte dann am Nachmittag ein Angriff der Langeweile direkt und unverblümt durch die Mitte, unterbrochen von besinnlichem Verharren auf dem sonnigen Vorplatz des Theaters, einem Besuch am Lifesaver Brunnen von Niki de Saint Phalle und einer Straßenbahnfahrt zum Hafen und dem Museum der Deutschen Binnenschifffahrt. Dann hatten sich die etlichen Kilometer des Tages gelohnt und die viele Zeit war endlich besiegt, sodass die Anreise zur Schauinsland Reisen-Arena konnte erfolgen, mit dem Ticket als Fahrkarte für den ganzen Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. In Duisburg-Schlenk endete die kurze S-Bahnanreise auch schon, und vorbei am Sportpark Wedau und einer Wasserskianlage im Margaretensee näherte ich mich “hintenrum” dem Neubau auf dem Gelände des alten Wedaustadions, wo ich dann am Gästeeingang auf den Rest des Kombinats und meine Bezugsgruppe traf.

Duisburg

Eine schöne Choreo der Gäste kündigte im erschreckend leeren Stadion (11770 Zuschauer) den Anpfiff an, auf den immerhin gut gefüllten und aktiven Stehplätzen der Meidericher feierte die Proud Generation Jahrestag und tat durch regelmäßige Spruchbahnen diverse Statements kund. Es war also alles angerichtet für Abstiegskampf gegen Aufstiegspläne. Leider konnte man in der ersten Hälfte nicht sagen, welche Mannschaft in welcher Situation ist, so gleichwertig war das Spiel. Der MSV Duisburg unterband mit Zweikampfhärte (6:1 Gelbe Karten) das Spiel der Braunschweiger erfolgreich, sodass Chancen Mangelware blieben, allein Kumbela und Jovanovic scheiterten denkbar knapp vor dem jeweiligen Gehäuse.

Duisburg Zur Halbzeit ging das Remis in Ordnung, aber gerade die Gästefans hatten sich eigentlich mehr erhofft. Einigen schwante schon Böses, andere wollten festgestellt haben, dass die Eintrachtspieler den Kopf nicht frei hätten. Am Ende hatten irgendwie beide recht. Gerade als Braunschweig sich etwas Übergewicht erspielen konnte, lud ein eigener Einwurf(!) in der Duisburger Hälfte die Gastgeber zum schnellen Gegenangriff ein – dazu das Unvermögen mit 3 gegen 2 zu verteidigen und noch ein Sonntagsschuss über Davari hinweg, fertig war die Führung für die Zebras (62.). Nun wachten natürlich auch die Heimfans auf, wohingegen in der Gästekurve vielerorts Frustschweigen angesagt war. Der sonst gewohnte Sturmlauf der Eintracht nach Rückstand blieb diesmal aus, lediglich Kumbela verzog noch ein Mal denkbar knapp am langen Pfosten vorbei, und auch die Einwechselungen brachten nichts mehr, sodass der MSV das Ergebnis über die Zeit bringen konnte. Die nächtliche Rückfahrt im 7er Bus ist dementsprechend hier auch nicht weiter erwähnenswert…

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Regensburg & Aalen

 

SSV Jahn Regensburg – Eintracht Braunschweig

15.02.2013, 2. Bundesliga, Jahnstadion, Endstand: 0:1

Regensburg Drei Mal umsteigen bis Regensburg in Leipzig, Chemnitz und Hof, weil wir günstig gebucht hatten, IC, RE und ALX – dieses ganz im Zeichen des Zweitligafußballs stehende Wochenende begann mit einem 7,5-stündigen Bahnmarathon. Denkt sich vielleicht die nichtsahnende Leserschaft, doch ich sage nur die berühmten drei Worte: Stadt, Land, Fußball. Ja, richtig gelesen, nicht Stadt, Land, Fluss, aber natürlich ist es dasselbe Spielprinzip. Kategorien sind: Verein national und international, Stadion, Spieler, Legende, Torwart, Trainer und, was besonders lustig sein kann, Verletzung und Grund für Rote Karte. Punkte gibt es 5 für Mehrfachnennung, 10 für einfache Nennung, 20 für alleinige Nennung eines Kategoriebegriffs. Dieses mein Valentinstaggeschenk ließ die Zeit im Flug vergehen und uns ein ums andere Mal diskutieren oder aber herzlich lachen, es sei hiermit wärmstens empfohlen. Ein internetfähiges Mobilgerät verkürzt den Disput, ob es nun einen Verein FC Jüntabog oder einen Spieler Xisco gibt ungemein, jedoch kann man auch durchaus ohne Technik zu einer Lösung kommen.

Nach Ankunft am Zielbahnhof des heutigen Tages marschierten wir stramm zum Spitalgarten, wo natürlich wieder übernachtet werden sollte. Dort trafen wir drei Eisenbahner die vier Autofahrer, die sich bereits den Bauch mit lecker Essen und frischem Spitalbräu gefüllt hatten, und es musste sogleich weiter zum Jahnstadion gehen, denn der Anpfiff rückte gefährlich näher. Halb zu Fuß, halb per Bus (die Fahrt ist nicht über das Ticket abgedeckt!) erreichten wir den Gästeeingang, und kaum waren gute Plätze inmitten der etwa 500 Mitgereisten gefunden erfolgte auch schon der Anpfiff. Einer hatte über Schiri Kampka herausgefunden, dass der den SSV Jahn Regensburg bereits in zehn Spielen gepfiffen hatte und der Gastgeber neun Mal gewann – eieiei.

Regensburg

Die Partie begann ohne großes Abtasten, und schnell wurde klar, dass der Tabellenletzte nichts zu verlieren hatte und druckvoll aufspielte. Der Gast aus Braunschweig hielt dagegen und versuchte seinerseits sein Spiel aufzuziehen, doch es ging bunt hin und her und es wurde das erwartet schwere Spiel auf schwerem Boden in nasskaltem Winterwetter. Etwas überraschend fiel dann schon in der 16. Minute das Tor des Tages. Neuzugang Elabdellaoui mit seiner dritten Torvorlage im dritten Spiel: langer Ball cross in den Strafraum, Kumbela nickt am langen Pfosten ein, Keeper Ochs kann nur hinterherschauen. Seltsamerweise wurde das Spiel für den Tabellenführer dadurch nicht einfacher, der Halbzeitpfiff war auf jeden Fall willkommen.
Was dann die zweiten 45 Minuten hergaben, möchte ich nicht zu ausführlich darlegen. Das Spiel wurde noch schlechter als vorher, allein Regensburg wurde besser, was auch die rot-weißen Fans unter den 6289 Anwesenden registrierten und akustisch honorierten. Je eine größere Chance auf jeder Seite sollten dann auch die Highlights bleiben, letztendlich konnte man dankbar die Punkte einstreichen und sollte nicht mehr zurückschauen – außer vielleicht um Herrn Kampka eine ordentliche Leistung zu attestieren.

Regensburg Im Anschluss an die Partie kehrten wir in einem nahe des Gästeeingangs direkt neben der Bischofshof Brauerei gelegenen Gasthaus ein. Leider war das Personal nicht gut auf uns zu sprechen, da gab es vor dem Spiel wohl unschöne Vorfälle, für die wir und einige andere Eintrachtfans nun in Sippenhaft genommen wurden. So war es ein kurzer Aufenthalt, und es ging weiter Richtung Innenstadt. Eigentlich wollten wir die zweite Halbzeit Wolfsburg-Bayern in der Heimat sehen, aber die scheint (zumindest vorübergehend) geschlossen zu haben. So entdeckten wir das Büro, eine ganz sympathische Musik- und Kickerkneipe mit zwei großen Bildschirmen. Sogleich nachdem der Bayern-Sieg perfekt war, begann ein Gratiskonzert mit der Band The Holy Kings – ein sauberer Abend war das. Einige nahmen mit dem Schankwirt des Spitalgartens noch einen Absacker, und dann war der Freitag auch schon wieder vorbei – schließlich stand für uns drei Fußballkultouris nach einem wunderbar deftigen Frühstück mit Osterei(!), Breze und Weißwurscht bereits um 8:27 Uhr die Weiterreise nach Aalen an.

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 VfR Aalen – Hertha BSC Berlin

16.02.2013, 2.Bundesliga, Scholz Arena, Endstand 0:1

Aalen Pünktlich gegen 11 Uhr kam der IC am Bahnsteig zum Halten, und einige in Nürnberg zugestiegene Herthaner, von denen einige um Viertel nach 3 Uhr morgens aufgestanden waren, verließen mit uns das Bahnhofsgebäude. Direkt auf dem Vorplatz dann eine Büste von Christian Friedrich Daniel Schubart, ein erstes Zeichen des in Aalen aufgewachsenen Komponisten und Journalisten, auf den vieles im Stadtgebiet verweist. Einer Straße, seinem Haus, einem Gymnasium, einer Apotheke, der Jugendherberge wurde sein Name gegeben, und es wird sogar ein Literaturpreis verliehen, der nach dem freiheitlichen Aufklärer benannt wurde. Ich erwähne das deshalb, weil wir auffälligerweise auf das meiste davon während des nur kurzen Aufenthalts gestoßen sind, denn eigentlich wollten wir nur kurz durch die Innenstadt und dann zum Stadion.

Aalen Unser Weg führte uns durch eine vielseitige City zur Stadtkirche, über den Markt in der FuZo zum Alten Rathaus und dann – es ging nicht anders – in das Gasthaus Alter Löwen in der Löwenstraße. An diesem Haus hing eine goldene Löwenfigur, und kurz vorher hatten wir an einem anderen Haus einen goldenen Bären bemerkt – genug Futter für den Aufstiegsaberglauben?! Berlin und Braunschweig, B & B, Dröpje voor Dröpje, K & K, Traum von Liga 1… Kopfkino eben. Zum Glück legte sich das wieder, nachdem wir in die Hinterstube gebeten wurden, wo die Nur-was-Trinker von den Essen-und-Trinkern separiert saßen und jeder von uns ein Aalener Löwenbräu Weißbier vor sich zu stehen hatte.

Nach angenehmem Schwatz mit der Wirtin und einem älteren Ehepaar (Er ist 1.FCN-interessiert) sowie der Lektüre der VfR-Sportbeilage der Schwäbischen Post (La Olaa, wegen Aalen) wurde der Weg zur Scholz Arena eingeschlagen, wo wir nach knapp 25 Minuten auch rechtzeitig ankamen. Es gab keine Einlasskontrolle, unfassbar. Der Gästeblock war gut gefüllt, und auch die Heimränge konnten sich sehen lassen. Wir hatten Stehplätze in Block Süd gebucht, das ist ebenerdig gelegen und vergleichbar mit einem Dorfsportplatz – nur die ersten beiden Reihen sehen etwas. Daher wichen wir durch das offene Tor auf Block E aus, wo genug Platz war. Insgesamt 8119 Zuschauer waren anwesend, positiv überrascht war ich von der Lautstärke der Aalener, die die Gäste akustisch gut im Griff hatten, das ist ja bei den Berlinern nicht immer so leicht. Ebenfalls überraschend war der Spielverlauf, denn die ersten 45 Minuten muss man objektiverweise an den VfR Aalen geben, die sich deutlich aktiver präsentierten und trotz kontrollierter Offensive ein Chancenplus verzeichnen konnten. Ein Tor gelang keinem Team, sodass zur Halbzeit die Null stand, beidseitig.

Aalen

Nach einer Bockwurst vom Grill konnte das Spiel weitergehen, und noch sah es so aus, als ob sich der Abstand zwischen Braunschweig und Hertha BSC vergrößern könnte, denn den Gästen gelangen jetzt zwar gute Spielzüge, aber Torgefahr kam nicht auf. Auch in der 76. Minute, als ein missglückter Kopfball eines Aaleners im eigenen Mittelfeld zur Vorlage für Berlins Ramos wurde, schien eigentlich alles geklärt nachdem ihn ein Abwehrspieler jenseits des Fünfers abgedrängt hatte, doch im Fallen quasi auf der Torauslinie bringt der Typ den Ball noch passgenau an Schlussmann Fejzic vorbei in die Mitte, wo Ndjeng nur noch abzustauben braucht.

Aalen Das nennt man wohl individuelle Klasse (wohlgemerkt nicht den Abstauber), kein Wunder also, dass sich 3/4 der Mannschaft bei Ramos einfand um zu gratulieren. Aalen warf nun alles nach vorne und kam tatsächlich gegen nicht immer sichere Berliner noch zu einigen guten Möglichkeiten, allein der Spielverlauf blieb einigermaßen auf den Kopf gestellt und der beste Aufsteiger konnte sich nicht für ein gutes Spiel belohnen. So entführte der Tabellenzweite alle drei Punkte in die Hauptstadt und ist dem Tabellenführer weiterhin dicht auf den Fersen. Wie das jetzt für Löwe und Bär weitergeht, bzw. bedeuten könnte, überlasse ich gerne euren Kopfkinos…

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Essen und Paderborn

 

Rot-Weiß Essen SC Verl 

01.02.2013, Regionalliga West, Stadion Essen, Endstand: 0:1

Der Start nach der Winterpause kann nicht schon wieder nur aus einem Auswärtsspiel in Paderborn bestehen, dachte ich, also buchte ich mir Anfang/Mitte Januar noch Zugticket und Hotel für Essen dazu. Wegen des Frostes war das durchaus riskant, doch es sollte alles klappen. Per IC erfolgte die Anreise, in Dortmund sollten 5 Minuten zum Umsteigen von Gleis 11 auf 16 reichen. Nun hatte der Zug in Hamm allerdings schon 7 Minuten Verspätung, doch der Schaffner beruhigte mich doppelt. Zum einen lagen Gleis 11 und 16 tatsächlich am selben Bahnsteig (Wo sind die Gleise 12-15? Führen die nach Hogwarts, Harry?), zum anderen lag der Anschluss-IC sogar 10 Minuten hinter Plan. Also alles tutti.

Gepäck hatte ich eh nicht, denn da es gerade mal ein 27-Stunden-Trip werden sollte, probierte ich es experimentell mal nur mit dem Nötigsten. Also die Klamotten am Leib, inkl. langer Unterbuchse, Kamera usw. und eine kleine Plastiktüte mit Eintrachtschal, Handschuhen, 0,5 l Wasser und dem Kicker als Wegwerf-Reiselektüre. Auf die Idee kam ich, nachdem ich erfuhr, dass mich mein Bayern-Tourbegleiter im Auto von Paderborn nach Hause mitnehmen konnte und klar war, dass wir uns vorher nicht treffen würden. Sonst hätte ich ja mein Gepäck ins Auto laden können und alles wäre top – so hatte ich geplant, die Sachen vor dem heutigen Spiel im Hotel zu lassen und morgen vor Betreten des Stadions in Paderborn den Rest zu entsorgen.

Essen Nach Ankunft in Essen wurde schnell klar, dass der Verzicht auf eine extra Regenjacke ein Fehler war. Der eine Kilometer zum Hotel Korn reichte schon aus, um mich empfindlich durchzunässen. So versuchte ich noch, die Klamotten notdürftig vor der Heizung zu trocknen und entschied mich für ein Taxi zum neuen Event-Stadion Essen, das das traditionsreiche Georg-Melches-Stadion ersetzt. Der Fahrer, eingefleischter RWE-Fan, versorgte mich noch mit Infos, z.B. erfuhr ich, das man schon ins Aufstiegsrennen mit Lotte, Fortuna und Viktoria Köln sowie Schalke II eingreifen möchte, aber man nicht wisse wo man stehe, da der Kader in der Pause nicht verändert wurde und kaum Testspiele stattfanden.

Das Thema Stadion war dann eher gespalten. Einerseits vermisst er den Schein der Flutlichtmasten von weitem, andererseits ist er begeistert, dass das neue Stadion erweiterbar ist. Bei Bedarf können sowohl die Kurven geschlossen als auch noch eine Tribünenetage draufgebaut werden. Kurios ist die neue Alte Westtribüne, das war die Stehplatz-Heimat der Fans im alten Stadion. Wie auf den Fotos aber zu erkennen ist, hat man diese für die neue Spielstätte, die ja direkt neben der alten liegt, umgedreht wiedererrichtet, so dass es nun eigentlich eine Osttribüne ist. Äh, soweit alles klar? Die hat jedenfalls seit wenigen Tagen ein Dach und wird bald benutzbar sein. Die Frage “Und in Braunschweig wird aufgestiegen?” hat mich dann doch gefreut. Irgendwie schön, dass der Verein auch überregional endlich (wieder) wahrgenommen wird. Wenig erfreulich waren dann allerdings die Verabschiedung “Nur der RWE!” und die 14,- Euro, die mich die knapp 4 Kilometer gekostet haben.

Essen Auf der Gottschalk-Tribüne konnte ich einen Sitzplatz für ´nen Zehner ergattern, nachdem ich beinahe 20,- für Block E1 entrichtet hätte, und suchte mir einen schönen aus. Schon beim Aufwärmen der Teams zeigte sich, dass der Regen dem Platz sichtlich zugesetzt hatte. Senkrecht fallende Bälle sprangen oft gar nicht wieder hoch, sondern blieben in einer Pfütze liegen, schräg auftreffende Bälle wurden pfeilschnell und flache Pässe blieben gerne nach wenigen Metern im Wasser stecken. Das versprach ein Schweinespiel, und so kam es dann auch. Ball hochhalten und flach gewinnen, hieß es hier an diesem Abend. Aufbauspiel war kaum möglich, Spieler rutschten weg oder der Ball kam aus o.g. Gründen nicht ans Ziel, über 90 Minuten echt schwer zu ertragen. Siehe dieses Video. Die Stimmung, vom Taxifahrer als zweitligareif bezeichnet, schlug irgendwie trotz 7250 Anwesenden auch nicht so durch. Fett war hingegen der Drei-Tribünen-Gesang, bei dem die Stehplätze der Gottschalk-Tribüne “Rot!”, die auf die Rahn-Tribüne (Gegengerade) ausgewichenen Steh-Fans “Weiß!” und die Sitzplätze der Ente Lippens-Tribüne (Haupttribüne) “Essen!” skandierten. Respekt.

Essen Essen Die erste Hälfte ging für mich knapp an aktivere und bemühtere Gäste, die sich ähnlich viele Chancen erspielten wie die Hausherren. Bis auf eine oder zwei davon hatte Rot-Weiß Essen als Tabellenfünfter aber alles im Griff und hätte selber schon ein Törchen markieren können. Nach der Pause wurde der SC Verl gegen aufrückende Essener durch Konter gefährlicher und kam zu mehreren guten Möglichkeiten. Eine davon nutzte Rasp in der 77. Minute, als ein Steilpass gut durchlief und er diesen erlaufen und am Essener Keeper vorbeischieben konnte. Da waren die 25 Gästefans, die gesanglich zwar nicht so laut aber gut pöbelten und immer wieder mit ihrem Bauernimage kokettierten, natürlich aus dem Häuschen. Die Gastgeber, die natürlich nicht die erste Niederlage im neuen Stadion zum heutigen 106jährigen Bestehen des Vereins kassieren wollten, versuchten nochmal alles, was die Kräfte noch hergaben, allein es reichte nicht mehr zum Ausgleich. Daran änderte die Rote Karte in der Nachspielzeit für den 9 Minuten zuvor eingewechselten Verler Manstein wegen eines harten Fouls auch nichts mehr. So konnte der Gast sich für das knappe 2:3 im Hinspiel revanchieren und seinen 8. Tabellenplatz erstmal festigen. Die Essener Aufstiegshoffnung hat allerdings einen kleinen Dämpfer erhalten.

Mir war zwischenzeitlich doch etwas kühl geworden, sodass ich wieder ein Taxi nahm (noch 12,- Euro weniger), um schnell ins warme Hotelzimmer zu kommen. Dort gibt es Sky Sport (Daumen hoch!), sodass ich die letzten 20 Minuten von meinem Jugendschwarm Werder Bremen gegen Hannover schauen konnte – und das waren ja wohl die wichtigsten (2:0, beide Tore kurz vor Schluss). Zum Einschlafen gab es dann Snooker. Die Dusche ist okay, Bad und Zimmer generell sehr sauber. Das Frühstück für 6,90 wird tatsächlich von einer Dame betreut, die einem hilft, alles zu finden und die auch die Brötchen wieder hinsortiert, wenn sie etwas einseitig ihren Körben entnommen wurden. Geil. Zum Normalpreis würde ich dort nie einchecken, aber über Trivago und Bahn war es ein Hot Deal für 39,- Euro, dafür war es sehr gut.
Um 9:17 saß ich dann mit meiner Plastiktüte im ICE nach Paderborn…

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 SC Paderborn 07 – Eintracht Braunschweig  

02.02.2013, 2.Bundesliga, Benteler Arena, Endstand 1:2

Paderborn Der ICE rollte direkt mit einem Regionalzug am selben Bahnsteig ein, und eine erste größere Gruppe Eintracht-Fans wurde direkt von der zahlreich anwesenden Polizei zu den Shuttlebussen geleitet, die direkt vor dem Bahnhofsgebäude abfuhren. Noch in zivil konnte ich die Absperrung leicht durchbrechen und ein paar Schritte Richtung Innenstadt Paderborn machen und danach noch am Bahnhofskiosk ein Bier erstehen, bevor ich mich ebenfalls in einen der bereitgestellten Busse begab.  Hier geriet ich aber in komplett falsche Gesellschaft, denn neben dem U-Bahnlied musste ich mir noch andere gesangliche Entgleisungen anhören, wie z.B. “Bewährung für Beate Zschäpe” und anderes Liedgut rund um den NSU, “Fußball ist uns scheißegal”, usw.
Vor der Arena angelangt hätte ich mich gerne noch mit dem anderen Fußballkultouristen samt Anhang auf dem Parkplatz getroffen,  doch der Busbereich ist so abgetrennt, dass man einmal komplett um den Pudding laufen muss. Naja, man kann sich ja auch drinnen treffen… Im Bus hatte ich mir ja schon den Schal zurechtgemacht, jetzt also noch einen letzten Schluck Wasser genommen, Handschuhe in die Jackentaschen und weg mit der Flasche und dem ausgelesenen Kicker. Soweit alles nach Plan!

Paderborn

Drinnen dann dasselbe Bild wie gehabt, über 10.000 Zuschauer, davon knapp 5000 Gäste. Allerdings hatte die selten hörbare Heimtribüne eigens eine kleine Choreographie vorbereitet, das war mal was für´s ansonsten arenageplagte Auge. Tja, und die Eintracht? Wie würde sie aus der Winterpause kommen? Um es vorweg zu nehmen: gut. Von Beginn an spielbestimmend, frühes Tor durch den endlich wiedergenesenen Petersch (10.), danach gegen nur manchmal gefährliche Paderborner mit weiteren guten Möglichkeiten, die aber ungenutzt blieben. Die Führung zur Pause ging also in Ordnung, das entspannte das zweifelnde Gemüt – nicht, dass gleich heute der Einbruch kommt, der den immer greifbarer werdenden Aufstieg gefährdet. Pah, aber davon keine Spur.

Paderborn Irgendwann kam dann auch nach Tagen mal wieder die Sonne raus und man bekam schon den ersten Eindruck vom Frühling. Da war es fast schon unwirklich, dass noch vor 30 Minuten ein alkoholfreier Glühwein eine dankenswerte Wärmequelle darstellte. In Halbzeit zwei gelang es den Braunschweigern weiter, den SC Paderborn 07 nur gelegentlich ins Spiel kommen zu lassen. Darüber hinaus wurden sich klarste Chancen erspielt, die das verdiente 2:0 hätten bringen müssen, dies aber nicht taten. Statt dessen war es ein Standard, getreten von ManCity-Neuzugang Elabdellaoui, den Dogan in der 74. Minute zur Vorentscheidung einköpfte. Zwar gelang den Hausherren in der Nachspielzeit noch der Anschlusstreffer, der konnte aber den Feierlichkeiten der Gäste keinen Abbruch mehr tun. Mit diesem Auftritt, auch wenn er einige Schwächen aufwies, hat Eintracht hoffentlich ein klares Signal an die Konkurrenten im Aufstiegskampf gesendet.

Paderborn Auf dem Weg zum Auto kamen wir an dem neuen Fanpoint vorbei, der den kahlen Arenavorplatz etwas auflockert. Der besteht aus einer skurrilen Figur auf einem unscheinbaren Betonblock, an dem Fans und Sponsoren so Namensschildchen kaufen und anbringen lassen können. Jetzt aber nur keine Eile, es sind noch genug freie Plätze da… Für die Rückfahrt wurde die zeitaufwändigere, aber landschaftlich sehr ansprechende B1 über Hameln gewählt, was den auf Grund des Wetters und der knappen Zeit recht geringen kulturellen Anteil an dieser Reise noch mal hochtrieb. Leider sind die Fotos aus dem Auto nichts geworden, dafür ist das Gepäcklos-Experiment geglückt, auch wenn es nicht nach Wiederholung schreit.

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BTSV – K.Offenbach

 

 Eintracht Braunschweig Kickers Offenbach

11.01.2013, Testspiel, Konrad Koch-Stadion Braunschweig, Endstand: 1:0

cimg4188 Endlich wieder Fussball! Und dann noch quasi vor der Haustür im Konrad Koch-Stadion am Franz’schen Feld. Da dieser reichlich ungewöhnliche Termin (Freitag, 13 Uhr) schon relativ früh feststand, konnte arbeitstechnisch entsprechend reagiert werden und da der Mitbewohner Urlaub hatte, war sogar noch die Begleitung geregelt. Offiziell 567 Zuschauer hatten sich an diesem Freitagmittag bei kalten Temperaturen und Schneefall eingefunden, unter ihnen dann auch noch das ein oder andere bekannte Gesicht und so wurde zitternd, aber gut gelaunt, frühzeitig das Wochenende begrüßt.

Unsere Eintracht hatte in der vergangenen Woche eher mäßig erfolgreich am Hallenturnier in Frankfurt teilgenommen und bereits am Dienstagabend ein Testspiel beim abstiegsbedrohten Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt mit 3:2 gewonnen. Nun sollte also der letzte Vergleich vor dem Start ins Trainingslager im türkischen Belek erfolgen.

Von Beginn an war ansprechendes Tempo im Spiel. Die Offenbacher waren mit den Ex-Einträchtlern Matthias Fetsch und Julius Reinhardt in die Partie gegangen und beide waren in der Folge an jeder halbwegs gefährlichen Aktion des Drittligisten beteiligt. Die erste gute Chance hatte aber dennoch der BTSV. In der 14. Spielminute versuchte sich Norman Theuerkauf nach einer Kessel-Flanke per Kopf, konnte den Ball aber weder stark, noch platziert genug auf den Kasten bringen. In der 29. Minute versuchte sich dann Orhan Ademi mit einem Schuss, doch auch er zielte nicht genau und so verfehlte sein Schuss das von Robert Wulnikowski gehütete Gehäuse. Doch nur kurze Zeit später war dieser dann geschlagen: Wieder war es der aktive Benjamin Kessel, der eine brauchbare Flanke in die Mitte brachte. Dort verpasste Orhan Ademi zunächst eine Direktabnahme, legte dafür aber schön zurück auf den völlig ungedeckten Norman Theuerkauf, der nicht lange fackelte und den Ball mit einem satten Linksschuss in den Maschen versenkte. Die Eintracht war jetzt deutlich überlegen, doch Randy Edwini-Bonsu versäumte es das Ergebnis noch vor der Pause zu erhöhen. So blieb es beim 1:0 zur Halbzeit.

cimg4192 Im 2. Spielabschnitt begann eine personell völlig veränderte Mannschaft für den Tabellenführer der 2. Bundesliga. Coach Torsten Lieberknecht hatte auf allen 11 Positionen Wechsel vorgenommen. Doch die Eintracht machte dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatte. Vor allem die Hereinnahme der beiden Korte-Zwillinge und von Toptorjäger Kumbela stellte die Offenbacher Defensive zu Beginn vor schier unlösbare Probleme. So war es Gianluca Korte, der nach feinem Zuspiel von Domi Kumbela direkt nach Wiederbeginn am Pfosten scheiterte und nur kurze Zeit später für den aufgerückten Steffen Bohl auflegte, der seinen Schuss allerdings etwas zu hoch ansetzte. Kumbela, Erwig-Drüppel und – nach feinem Solo – Raffael Korte scheiterten in der Folge mit ihren Versuchen das Ergebnis noch zu erhöhen und so blieb es nach 90 gespielten Minuten beim 1:0 Sieg für Gelb und Blau.

Wir nutzen die familiäre Atmosphäre am Franz’schen Feld noch für den ein oder anderen kurzen Plausch, bzw. das ein oder andere Erinnerungsfoto mit den Ex-Einträchtlern, bevor es uns wieder ins Warme zog, wo noch einmal Kühles geöffnet und auf einen gelungenen Fussballmittag angestoßen wurde. Noch 22 Tage bis zum Rückrundenauftakt in Paderborn…herrje. e.b.

 

1. FC Köln – BTSV

 

 1. FC Köln Eintracht Braunschweig 

10.12.2012, 2. Bundesliga, Rheinenergie Stadion, Endstand: 2:2

Köln Nach etwas Überlegung, ob dieses  Spiel es wert ist, sein Leben zu riskieren, fand ich mich trotz Eisregen- und Schneefallvorhersage um kurz nach 14.30 Uhr in einem mit 4 Personen gut gefüllten Auto sitzend wieder. Die Kaiserslautern-Crew war wieder am Start, das waren ja schonmal nicht die schlechtesten Vorzeichen, obwohl das Erinnern, wann man denn eigentlich den letzten Auswärtssieg der Eintracht vor Ort miterlebt hatte, schon einige Zeit zurückreichte. Auch das Wetter spielte leidlich mit, und nach üppigen Pausen und freier Fahrt erreichten wir Köln zeitig. Leider wurde es dennoch etwas knapp, weil man der PKW-Flut, die auf die Stadionparkplätze wollte, nicht Herr wurde. Wenn das Stadion mal ausverkauft sein sollte, also ruhig 1 Stunde vor Spielbeginn anreisen, wenn das mal reicht.

Natürlich war dann auch der eigentlich eigens für Gäste deklarierte Parkplatz P4 voll, und alles drängte auf P3. Hier parkten wir nun und es blieb auf einmal nicht mehr so viel Zeit bis Anpfiff: Beine in die Hand, Tickets hatten wir schon, und Block N gesucht. Als die Kölner ihr Vor-dem-Spiel-Ritual ausübten, hatten auch wir brauchbare Plätze eingenommen. Mit 38.000 Zuschauern gut gefüllt, bot das derzeitige Rheinenergie-Stadion einen tollen Anblick, auch weil die Geraden fleißig ihre Schals mitschwenkten. Akustisch bekam man schon einen Eindruck, was heute auf die knapp 2.000 angereisten Braunschweigfans zukommen sollte. Allerdings erst später, denn pünktlich zum Anstoß schwiegen die Anhänger hüben wie drüben.

Köln

Das Spiel begann munter, keins der Teams versteckte sich – und Eintracht Braunschweig hatte die erste Großchance der Partie, die Kumbela aber aus spitzem Winkel ans Außennetz verzog (6.). Bald darauf ging dann auch die Stimmung los, erhielt aber auf Kölner Seite in Minute 23 einen Dämpfer, als nämlich wieder Kumbela eine Top-Flanke von Ademi gefühlvoll über FC-Keeper Horn zum 0:1 in die Maschen beförderte – Marke Traumtor. Der 1. FC Köln wurde folgerichtig aktiver, traf kurz darauf durch Bröker aber nur den Pfosten (26.). Ansonsten blieb es ein gutes und munteres Spiel, und die Gäste hielten dem höheren Druck noch stand. Nach dem Seitenwechsel aber kam der FC deutlich munterer aus der Kabine, und schon 95 Sekunden nach Wiederanpfiff konnte der agile Clemens nach viel Platz zum Anlaufen aus 20 Metern draufhalten und traf mit einer, eventuell noch beim Schuss abgefälschten, merkwürdigen Bogenlampe über den überraschten Davari hinweg zum Ausgleich ins Gehäuse.

Köln Nun wurde es natürlich richtig laut, was angesichts des Drucks, unter dem die Geißböcke stehen, kaum verwundert. Und die Gastgeber drückten weiter, jedoch war es der BTSV, der den Sieg auf dem Silbertablett präsentiert bekam: Foul an Ademi, Elfmeter. Pfitzner vergibt kläglich, alle in Rot-Weiß jubeln, alle in Blau-Gelb denken: Warum haben wir nur keinen abgezockten Elferschützen? Und es kam noch dicker. Der ausgeliehene Ujah köpft in der 88. nach einem Standard aus kurzer Distanz glücklich das 2:1, Davari war noch dran. Wären die Kölner Fans nicht so laut gewesen, hätte man in der Gästekurve eine Stecknadel fallen hören können. Das Ding war durch – dachte man auch noch, als der Torwart schon in der Nachspielzeit noch zur letzten Ecke aufrückte. Und siehe da, der Bundesligaabsteiger bekommt den Ball nicht weg, Bicakcic trullert das Gerät vor die Füße, drin, 2:2! Endlich klappt sowas auch mal bei uns!

Dann war Ende, und was soll man sagen… Verdienter Punkt, Sieg möglich gewesen, immerhin nicht verloren – auf jeden Fall hochzufrieden und weiter Tabellenführer. Die Heimfahrt hätte entsprechend schön sein können, hätten sich die Wettervorhersagen nicht zu großen Teilen erfüllt und die Autobahn in einen fahrerisch sehr abwechslungsreichen Flickenteppich aus Wetter und Asphalt verwandelt. Kurz nach 3.00 Uhr konnte ich dann endlich hundemüde aber mit einem Grinsen ins Bett fallen: Überlebt und gewonnen… Ach nee, Unentschieden… Egal… Chrrrrr…

 

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Cottbus – BTSV

 

FC Energie Cottbus – Eintracht Braunschweig

24.11.2012, 2. Bundesliga, Stadion der Freundschaft, Endstand: 3:1

Cottbus Zum zweiten Mal in diesem Kalenderjahr sollte es für uns an diesem November-Wochenende nach Cottbus gehen. Da das Auswärtsspiel beim FC Energie natürlich mit einem Besuch bei unseren Cottbusser Kumpels verbunden werden sollte, machte man sich bereits am Freitag nach getaner Arbeit auf die knapp 330km lange Fahrt in die Lausitz, welche in ca. 3,5 Stunden per Auto zurückgelegt wurde.

Nach herzlicher Begrüßung und Verteilung der einzelnen Schlafplätze, startete auch schon unser Abendprogramm. Da man beim letzten Besuch im März schon einiges von Chóśebuz – wie Cottbus auf sorbisch heißt – gesehen hatte, stand für den Freitagabend, auch aufgrund der frühen Anstosszeit am Samstag, ein eher ruhiger Abend auf dem Programm. Neben den ebenso leckeren wie unbezwingbaren XXL-Schnitzeln wurden im Restaurant Redo aber, dank Zapfhahn direkt am Tisch, auch noch einige Biere verköstigt. Für den obligatorischen Scheidebecher ging es dann noch ins Cafe Lehnertz und dann per Taxi zurück nach Sielow, dem nord-westlichsten Ortsteil der Stadt.

Nach ausgiebigem Frühstück am frühen Samstagvormittag, machte man sich gemeinsam mit unseren Gastgebern auf Richtung Stadion der Freundschaft. Dort angekommen begrüßten wir zwei weitere Freunde, die den Weg zu uns aus Berlin gefunden hatten. Anschließend folgte die schon aus dem März bekannte Tortur der Einlasskontrolle, bei der drei(!) Stationen an Ordnungskräften zu durchlaufen sind: gründliches Abtasten, danach Portemonnaie- und Taschenkontrolle und zu guter Letzt hieß es dann noch “Schuhe aus!”. 20 – 30 Minuten dauert dieser Spaß, inklusive Drängeln ohne Ende aufgrund immer weiter nachfolgenden Gästefans, vorausgesetzt natürlich es fahren denn genügend mit. Dank gehaltvollem Bier im Ausschank wurde man anschließend wenigstens etwas entschädigt, allerdings wusste auch dieser Service nicht vollends zu überzeugen, wurde doch nur eine(!) Bude für ca. 1.000 – 1.200 Gäste zur Verfügung gestellt. Definitiv nicht ausreichend – entsprechende Warteschlangen logische Konsequenz.

Cottbus Kurz vor Spielbeginn hatten wir dann tatsächlich im Block noch Platz gefunden um ohne größere Sichteinschränkung das Spiel zu verfolgen. Ein Glücksfall, ist doch dieser Gästekäfig eigentlich eine Zumutung wenn es darum geht dem zahlenden Gast freie Sicht zu gewähren. So aber konnte das Duell Tabellenvierter gegen den Spitzenreiter vor insgesamt 11.740 Zuschauern beginnen. Und das tat es mit einer Menge Druck der Rot-Weißen, die folgerichtig schon früh zur Führung führte: Eine gefühlvolle Flanke nach kurz ausgeführter Ecke von links, konnte Energies bislang erfolgreichster Torschütze Boubacar Sanogo in Minute 5 völlig ungehindert per Kopf in die Maschen drücken. Genau davor hatte Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht vor der Partie gewarnt. Doch anschließend wachte die Eintracht auf und erspielte sich eine optische Feldüberlegenheit, die schließlich Domi Kumbela mit dem Ausgleich belohnte: Nach einer Theuerkauf-Ecke verlängerte Deniz Dogan den Ball zum Goalgetter, der diesen aus Nahdistanz im Cottbusser Tor unterbrachte. 13 Minuten waren da gerade gespielt und in der Folge entwickelte sich die vielleicht beste Halbzeit, die diese Liga in dieser Saison bislang zu sehen bekam. Beide Teams legten eine Mischung aus Tempo und Einsatz an den Tag, die dem Prädikat “Spitzenspiel” absolut gerecht wurde. Und ein Treffer sollte vor der Pause noch dabei rumkommen: In der 44. Spielminute wuchtete Julian Börner eine Stiepermann-Ecke am kurzen Pfosten zum 2:1 für die Gastgeber ins Gehäuse von Daniel Davari und erzielte damit den dritten Kopfballtreffer dieser Partie. Kurz vorher hatte Davari bereits eine Großchance von Stiepermann mit einer Glanztat entschärft und auf der Gegenseite Vrancic, Boland und Kruppke beste Chancen vertan. So ging es mit einem Rückstand in die Kabine.

Doch nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff der Partie hatten die Blau-Gelben die nächste Riesenschance zum Ausgleich, doch Mirko Boland zielte zu genau und traf mit seinem Schuss nur den Pfosten. In der Folge dominierte der Tabellenführer die Partie nach Belieben, allerdings ohne die ganz großen Gelegenheiten heraus zu spielen. Nun schlug jedoch die Stunde des bis dahin schon nicht überzeugenden Bundesliga-Schiedsrichters Manuel Gräfe aus Berlin: Eine wahre Kartenflut stürzte auf die Spieler herein, die keiner der im Stadion Anwesenden auch nur im Ansatz nachvollziehen konnte. So sah zum Beispiel Eintracht-Kapitän Dennis Kruppke eine gelbe Karte, ohne das er seinen Gegenspieler auch nur annähernd berührt hätte; Boubacar Sanogo auf der Gegenseite jedoch durfte weiterspielen obwohl er, schon verwarnt, Steffen Bohl mit einer an eine Tätlichkeit grenzenden Aktion zu Boden schickte. Der Gipfel der Bodenlosigkeit folgte allerdings in der 81.Minute: Einen Abschlag von Keeper Kirschbaum verlängerte der kurz zuvor eingewechselte Daniel Brinkmann, in dem er sich bei Norman Theuerkauf für alle sichtbar unfair aufstützte, ausgerechnet zu Sanogo, der ja schon längst des Feldes hätte verwiesen werden müssen, dieser legte per Kopf zurück auf den nach seinem Foul völlig freien Brinkmann und dieser vollendete mit einem Traumtor aus über 20 Metern zum vorentscheidenen 3:1. Als kleines Bonbon wurde Theuerkauf anschließend wegen Meckerns mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Cottbus Ohne Worte. Ein paar Minuten später drang Benjamin Kessel in den Cottbusser Straufraum ein und wurde von Ziebig unsanft und vor allem nicht regelgerecht vom Ball getrennt – dass der Elfmeterpfiff des Herrn Gräfe hier ausblieb, überraschte schon längst niemanden mehr. So endete ein Spitzenspiel, dass eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte, mit einem Heimsieg für den FC Energie, was zugleich die erste Saisonniederlage für den BTSV Eintracht bedeutete. Für uns ging es im Anschluss wie schon im März zu unseren Kumpels ins Energie-Eck, der Vereinskneipe auf dem Gelände des Stadions. Dort wurde noch bei dem ein oder anderen Bier erst kontrovers diskutiert, dann gemeinsam gefeiert, die Bundesliga per Bezahlfernsehen konsumiert und gelegentlich ein Lied angestimmt. Der Start in einen Abend, der erst in den frühen Morgenstunden endete.

Nach viel zu kurzer Nacht, aber erneut opulentem Frühstück, brachen wir wieder gen Heimat auf. Mit der Gewissheit wieder ein großartiges Wochenende gemeinsam erlebt zu haben und in der Hoffnung dies spätestens im Frühjahr in Braunschweig wieder tun zu können, verabschiedete man sich voneinander. e.b.

 


1. FC K´lautern – BTSV

 

1. FC Kaiserslautern  Eintracht Braunschweig

30.09.2012, 2. Bundesliga, Fritz-Walter-Stadion, Endstand: 1:1

Im Frühtau zu Berge wir zieh´n… Hätten wir gesungen, wenn die Müdigkeit nicht so präsent gewesen wäre. Ab 6.30 Uhr sammelte unser Fahrer die weiteren 3 Leute ein und es ging straight über leere Autobahnen erstmal über die A7 und A5 nach Frankfurt, dann weiter nach Kaiserslautern, zum Betzenberg. Großzügige Pausen waren möglich, weil die vom Navi errechnete Ankunftszeit doch überraschend früh war. So konnten wir z.B. am Rasthof Pfefferhöhe einen tollen Blick bei aufgehender Sonne über das morgennebelverhangene Örtchen im Tale genießen. Unterwegs trafen wir einige Braunschweiger, das Fritz-Walter-Stadion schien doch ein Highlight für viele Eintrachtfans zu sein.
Kaiserslautern

Auf Empfehlung des Heimvereins parkten wir am Messeplatz und marschierten von dort (es war mittlerweile sommerlich warm geworden) bei strahlendem Sonnenschein in einer bunten Mischung aus Lauterern und Braunschweigern die 1,8 Kilometer über Barbarossaring und Barbarossastraße den Betzenberg hinauf, vorbei an der Gaststätte des Stadions Erbsenberg, wo der VfR Kaiserslautern spielt. Ein ganz schöner Anstieg, den einige bereits jetzt schon alkoholgeschwächte Besucher nur mit Unterstützung bzw. Pausen schafften. Auf den letzten Metern sah man dann linker Hand das WM-Stadion und rechter Hand das Stadion der Amateure, bevor man am Gästeeingang anlangte.

Kaiserslautern Nach der gründlichen Kontrolle hätte man noch ins Vereinsmuseum gehen können, dafür fehlte uns aber die Ruhe. Drinnen musste eine mit mindestens 15 Euro aufzuladende Stadionverzehrkarte gelöst werden. Darauf sind allein schon 2,- Euro Pfand, wie mir erzählt wurde. Überschüssige Beträge konnten wohl wieder ausgezahlt werden. Im Innenraum fanden wir einen eher kleinen Stehplatzbereich vor, von dem aus man die Haupttribüne nur sehen konnte, wenn man weit links der Begrenzungsmauer stand – was wir nicht taten. Schön steile Tribünen, das hat was. So wirkte die Schalparade der Heimfans zum Einlauf optisch sehr gut, insgesamt waren über 33.000 Zuschauer gekommen.

Kaiserslautern Nach dem Anpfiff übernahm zuerst Braunschweig die Initiative und kam zu ersten Möglichkeiten. Danach erhöhte der 1. FC Kaiserslautern aber den Druck, und es wurde ein beidseitig durch Einsatz, Laufbereitschaft und Spielvermögen gekennzeichnetes Spiel, das nur wenige echte Chancen zuließ. In der 24. Spielminute gab es dann Freistoß für den FCK aus gefährlicher Position, zentral kurz vor dem 16er. Den verwandelte Dick sehr schön über die Mauer hinweg ins rechte obere Toreck – den kleinen Boland dort an den Mauerrand zu stellen war keine gute Idee. Damit begann die beste Phase der Pfälzer, jedoch blieb Eintracht auch weiter gefährlich: Die über 2000 mitgereisten Fans waren schon halb am jubeln, aber Boland verzog die Direktabnahme einer langen Flanke knapp neben das lange Toreck (33.). Kurz vor der Pause dann nochmal die Hausherren. Eine viel zu einfache Idrissou-Flanke brachte Zuck per Seitfallzieher aufs Tor, Davari war aber auf dem Posten.

In der Pause wunderten wir uns zunächst, dass der Betzenberg nicht bebte, wie es so schön heißt. Lediglich nach dem Tor bekam man einen Eindruck, zu was das Stadion fähig ist, insgesamt aber blieb der Support durchschnittlich. Das kann aber auch am diesmal gefälligen und ausdauernden Gesinge der Fans in Blau-Gelb liegen, dass da nicht viel durchkam. Mit der zweiten Halbzeit blieb das Spiel auf gutem Niveau, allerdings agierten die Lauterer zunächst defensiver. Der Gast fand zunächst kein Mittel, und es sah lange nach der ersten Niederlage des Tabellenführers aus, bis eine traumhafte Einzelleistung den überraschenden, aber nicht unverdienten Ausgleich besorgte. Der zur Halbzeit gekommene Ademi bewies seine Qualitäten, indem er nach feinem Anspiel in den Strafraum eindrang, drei Rote inklusive Keeper Sippel austanzte und aus spitzem Winkel traf, vorbei an einem Lauterer Spieler (oder durch die Beine?), der die Linie sicherte.
Kaiserslautern

Kurz darauf hatte Kaiserslautern eine Doppelchance zur erneuten Führung, doch Davari verhinderte dies unter Aufbietung all seines Könnens. Beide Teams spielten nun mit offenem Visier auf Sieg, allein es gelang kein Treffer mehr. Nur die Roten Teufel holten sich noch eine gleichfarbige Karte ab, als ein kurz zuvor eingewechselter Spieler nach überhartem Umsensen (sah nach Frustfoul aus) eines Gästespielers vom Platz musste. So blieben beide Mannschaften ungeschlagen und Eintracht konnte den FCK auf Distanz halten. Nach dem Spiel meinte jemand, dass wir nur durch den Schiri gewonnen hätten, was ich nun überhaupt nicht sagen kann. Aus meiner Sicht hat ja erstens bei einem 1:1 niemand gewonnen und zweitens haben wir wenn dann eher trotz des Schiedsrichters noch einen Punkt geholt…

Nun denn, scheinbar herrscht dort in Teilen eine hohe Anspruchshaltung, die ein leistungsgerechtes Remis zur Niederlage verklärt. Und die reicht wohl auch bis zur Arroganz. Denn schon auf dem Hinweg, als wir an der Tankstelle gegenüber des Messeplatzes noch einkehrten, stießen wir auf eine unfreundliche Verkäuferin, die sagte dass wir nicht aufsteigen würden, wer sei denn Eintracht Braunschweig schon. Der 1. FCK hingegen, der würde auf jeden Fall aufsteigen, keine Frage. Unser Geld hat sie trotzdem angenommen. Leider war sie nach dem Spiel schon abgelöst worden, wir wären auf die erneute Begegnung gespannt gewesen.

Kaiserslautern Trotzdem konnten wir uns ganz entspannt und hochzufrieden mit dem Punkt auf die Heimfahrt begeben. Ich hatte mir noch schöne Fotopunkte ausgeguckt, idyllische Weinlandschaften mit kleinen Häuschen mittendrin, die Frankfurter Skyline und ein paar Graffitti an Autobahnbrücken – leider sind mir die Aufnahmen nicht gelungen, sodass es von der Fahrt nur ein nicht besonders tolles Bild der pfälzischen Weinberge gibt. Schade. Darüber hinaus brachte lediglich ein Fuchs, der bei Salzgitter kurz vor unserem Boliden die Autobahn überquerte, nochmal etwas Adrenalin in unsere Körper, trotzdem kamen wir gegen 21.45 Uhr angenehm ermüdet zu Hause an und können uns ein lange angestrebtes Besuchsziel von der Liste streichen.

 

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