Kiel, Heide, Hamburg
Zwei Tage unterwegs zwischen Nord- und Ostsee
oder: Es ist gar nicht soviel Weg zwischen Schleswig-Holstein Liga und Europa League
Tag 1: Mittwoch
Holstein Kiel – Eintracht Braunschweig
21.04.2010, 3.Liga, Holstein-Stadion, Endstand: 1:1
Vor dem Nachholspiel der Eintracht, das zu einem der wichtigsten Spiele im sich anbahnenden Aufstiegsrennen werden sollte, verschlug es uns in die Ferienwohnung Nordseedeich in Ketelsbüttel/Dithmarschen, wo wir unser Basislager aufschlugen. Die 100 km bis nach Kiel legten wir, noch einigermaßen entspannt, bei gutem Wetter zurück. In Kiel fanden wir das Stadion rasch, trotzdem war es schwierig, einen passablen Stehplatz zu ergattern. Nun machte sich allmählich Aufregung bemerkbar. Einige Braunschweiger wollten dabei sein, wenn die Mannschaft sich mit einem Dreier beim Abstiegskandidaten weiter Richtung Tabellenspitze manövriert. Und die erste Hälfte deutete nach kurzer Orientierungsphase beider Teams auch darauf hin. Jedoch erwischte der Torhüter von Holstein Kiel einen sehr guten Tag und entschärfte zunächst alle Einschussmöglichkeiten der Gäste, in Teilen durch Glanztaten. Kurz vor der Pause war es dann jedoch so weit: Bei einem Kopfball von Danneberg aus Nahdistanz war Frech (endlich) machtlos und so gingen seine Jungs mit dem 0:1 in die Halbzeit.
Im zweiten Durchgang wollte Braunschweig tief stehend auf Konter lauern und ließ den Kielern mehr Raum zur Entfaltung. Dummerweise nutzten die das dann irgendwann auch und konnten nun ihrerseits die eine oder andere Großchance verbuchen, die aber entweder an Petkovic oder dem Aluminium verpufften. Möglichkeiten für Eintracht wurden zunehmend seltener, man vergaß irgendwie den Sack zuzumachen, wie man so schön sagt. Und das rächte sich wieder einmal. Gerade als die Gästefans sich dem ersehnten Abpfiff entgegenzitterten belohnte der mit Wiederanpfiff eingewechselte Wulff seine Mannschaft für den doch noch angenommenen Abstiegskampf und netzte zum für beide Seiten unbrauchbaren Ausgleich ein. Schmachvolle “Wir steigen ab und ihr nicht auf”-Rufe der Kieler waren im mit knapp 3.900 Zuschauern gefüllten Stadionrund zu vernehmen, was angesichts dieser gefühlten Niederlage natürlich zusätzlich bitter war. Wäre Jürgen Klopp Trainer in Braunschweig gewesen, hätte er sicher in ein paar Jahren der Presse in den Block diktiert, dass er nie Kiel trainieren würde, weil die damals so böse zu ihm waren. So wie er es erst dieses Jahr wieder in Braunschweig tat, wegen der Nichtaufstiegs-Häme 2003, als Eintracht aus Liga 2 abstieg, seinen Mainzern dabei aber noch mit einem Tor den Aufstieg verdarb. Für dieses dramatische Spiel lohnt sicher eine eigene Internetsuche.
Zurück in Ketelsbüttel reifte dann aus der Unzufriedenheit mit dem vorhin Erlebten ein Plan, der die angedachte Entspannung an der See schnell ersetzen sollte…
Tag 2: Donnerstag
Spotlight: Heider SV
22.04.2010, Stadion an der Meldorfer Straße
Hamburger SV – Fulham FC
22.04.2010, Europa League Halbfinale, HSH Nordbank Arena, Endstand: 0:0
Nach einem üppigen Frühstück machte man sich umgehend an die Abendplanung. Per Telefonhotline wurden also tatsächlich auf den letzten Drücker drei Karten für das EL-Halbfinale geordert, abholbar an der Tageskasse. Danach nutzten wir das wieder gut geratene Wetter zu einer kleinen Spritztour durch das Umland. Der Meldorfer Hafen war die erste Station, und natürlich durfte auch ein Spaziergang am Deich nicht fehlen, auch wenn der jetzt nicht so üppig ausfiel. Im Anschluss stand Heide (Holst.) auf dem Plan, wo wir die Gelegenheit nutzten und dem ortsansässigen Heider SV unsere Aufwartung machten. Zurück in Ketelsbüttel gab es noch Mittag, es wurde abgerechnet und bald darauf brachen wir in Richtung Süden auf.
Mit reichlich Zeit im Gepäck parkten wir am Stadion, entschieden uns aber wegen grober Ortsunkenntnis dagegen, noch mal eben schnell mit der S-Bahn in die City zu fahren. Also betrachteten wir kurz Uwe Seelers Fuß und hingen den Rest der Zeit vor der Arena herum. Doch schließlich war es soweit und wir gingen hinein, um für stolze 53,- Euro europäischen Spitzenfußball zu erleben. Was wir allerdings mal eben gepflegt vergessen konnten, denn das Spiel war zusammengefasst grausig. Der Fulham FC riegelte alles weiträumig ab, und der ideen- und mittellose Hamburger SV versuchte 90 Minuten vergebens, dagegen anzurennen. Immerhin boten die Fans beider Lager eine annehmbare Atmosphäre, was auf Seiten des HSV nach der damals gefühlt nicht enden wollenden Aufregung um Guerreros Flaschenwurf und dem Wackeln des Trainerstuhls von Labbadia keine Selbstverständlichkeit war.
Auf der Rückfahrt war man sich dann auch weitgehend einig: Gut und interessant mal dabeigewesen zu sein, baldige Wiederholung unter Aufwendung eigenen Geldes eher unwahrscheinlich. Wie sich dann aber das Fussbalkultour-Kombinat beim Finale an gleicher Stelle einfinden konnte, ist eine andere Geschichte – die hier nämlich.
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