Hertha – Dortmund
Hertha BSC Berlin – Borussia Dortmund
18.02.2012, 1.Bundesliga, Olympiastadion, Endstand: 0:1
Mittwoch kam die Anfrage, Mittwochabend waren Karten reserviert: Samstag sollte es also zur “Alten Dame” Hertha nach Berlin gehen. Gegner sollte der amtierende (und nach Lage der Dinge wohl auch kommende) Deutsche Meister aus Dortmund sein, dessen furioses Spiel muss man ja auch mal live gesehen haben, ließ ich mir sagen.
Am späten Vormittag setzte sich also ein KFZ in Bewegung und sollte erst bei der Autobahnabfahrt am Berliner Funkturm zum Stehen kommen – und zwar im Stau. Kurz wurde überlegt, den Wagen irgendwo am ICC abzustellen und mit der S-Bahn zu fahren, aber aus Ungewissheit, ob nun die S-Bahnen fahren oder nicht (Streik), blieben wir stur und tankten uns geduldig bis zum Olympiastadion durch.
In einer der zahlreichen engen Seitenstraßen fanden wir endlich einen Parkplatz, der kostenlos und sicher vor Knöllchen war – diese Kombination scheint in Berlin in näherer Umgebung des Stadions nicht oft vorzukommen. Außer man reist vielleicht 3 Stunden vor Spielbeginn an… Als wir dann auf dem Stadionvorplatz standen, wurde auch klar, warum das so ist. 75.000 Menschen und ihre PKW auf einem Haufen benötigen einfach auch eine Menge Platz.
Dann wurden die Karten abgeholt und nach einem überraschend kurzen Anstehen an einer der zahlreichen Kassen ging es auf das üppige Gelände. Direkt neben dem Stadion befindet sich das Olympia-Schwimmstadion, das, wie auch alle anderen Bauten auf dem Gelände, immer noch einen unwohligen deutschnationalen Hauch verströmt.
Im Innenrund stellten wir dann fest, dass die Dortmunder Anhänger beinahe die Hälfte der Zuschauer stellte – zumindest auf den ersten Blick, in einigen Blöcken saß man natürlich gemischt. Aber auch akustisch bestätigte sich der Eindruck.
Die erste Hälfte war geprägt vom Dortmunder Offensivfußball, Hertha BSC hielt so gut es ging dagegen und gestattete den favorisierten Gästen nur relativ wenige Chancen, von denen so 2-3 auch nur in höchster Not geklärt werden konnten. Dennoch war die Überlegenheit des BVB nicht so drückend wie erwartet. So ging es mit 0:0 in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste endete, doch bald legten die Gastgeber eine Schippe drauf und spielten nun munter mit. Borussia Dortmund ließ nun etwas nach, und prompt ergaben sich Räume und Chancen für die Berliner. Innerhalb weniger Minuten hatten sie mit fast identischen Kontern zwei Mal die Chance zur Führung, jedoch sollte es nicht sein. Und dann, wie aus heiterem Himmel, fiel der Treffer für die Gäste aus einem Hin und Her im Berliner Strafraum, wie sich später herausstellen sollte per Fallrückzieher aus sehr spitzem Winkel. Damit war das Thema dann auch durch und das 0:1 sollte der Endstand sein. Eigentlich wäre aber über das gesamte Spiel gesehen eine Punkteteilung das gerechtere Ergebnis gewesen.
Nach dem Spiel begaben wir uns zum Ausgang Südtor, wo sich ein bemerkenswerter Bier- und Wurststand vor der Gaststätte am Olympiastadion befindet. Hier fertigen ein hektischer Mittvierziger und sein gemächlicher Vater(?) die anstehenden Massen ab. Während der ältere Herr in Ruhe die antialkoholischen Getränke ausschenkt, schenkt der jüngere Bier aus, legt Bratwürste und Schrippen auf den Grill, holt Nachschub, dreht Bratwürste, bringt leere Kisten weg, serviert Bratwürste und kassiert ab. Und das in einem Tempo, das zumindest ich noch nirgendwo gesehen habe. Äußerst infarktverdächtig… aber interessant anzuschauen.
Letzteres gilt auch für die Dortmunder Fans, die es nicht lassen konnten, sich in die wartenden, analysierenden oder frustrierten BSC-Fans zu drängen. Einige daraus resultierende Scharmützel konnten zwei szenekundige Beamte schlichten, einige erledigten sich per Recht des Stärkeren, und nur wenige wurden durch vernünftigen Rückzug der Gästefans gerade noch vermieden.
Nun zahlte sich auch der Verzicht auf die S-Bahn aus, denn an der Haltestelle stand eine laaaange Schlange, die sicher noch nicht aufgelöst war als wir schon wieder Richtung Autobahn fuhren.
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