Bremen – Bayern

 

 SV Werder Bremen – FC Bayern München

06.05.2000, DFB-Pokal Finale, Olympiastadion Berlin, Endstand: 0:3
Zuschauer: 76.000

DFB-Pokalfinale

Mein 2.Pokalfinale (nachdem mir bereits 1993 das zweifelhafte Vergnügen zuteil wurde mitzuerleben, wie Bayer 04 Leverkusen den bis heute einzigen nationalen Titel holte, in dem das Endspiel gegen die Zweitvertretung von Hertha BSC mit 1:0 gewonnen wurde) stellte für mich als Sympathisanten des FC Bayern München ein absolutes Highlight da. Schließlich sollte es gegen niemand geringeres als den von mir bis heute ungeliebten SV Werder aus Bremen gehen. Beide Teams hatten sich auch im Vorjahr im Finale gegenüber gestanden – damals hatten die Bremer mit 6:5 nach Elfmeterschiessen die Oberhand behalten.

Gemeinsam mit einigen Vereinskollegen der SpVgg Wacker Braunschweig ging es am Vormittag in Kleinbussen gen Hauptstadt. Obwohl der Coach ein Alkoholverbot in den Bussen bis Berlin ausgesprochen hatte, wurde die gemeinsame Fahrt standesgemäß eröffnet und da sich die Stimmung wenig überraschend blendend entwickelte, war auch Berlin schnell erreicht. Da unser Hotel relativ weit außerhalb gelegen war, musste noch der örtliche Nahverkehr genutzt werden um in die Stadt zu gelangen.

Dort war zu beobachten, dass sich in den diversen Kneipen beide Fanlager fast schon einträchtig auf das bevostehende Spektakel einsangen und in Stimmung brachten. Dem Verfasser dieser Zeilen war dies allerdings etwas zu friedlich und so wurde an einer U-Bahn Station die Gunst der Stunde genutzt, wartende Bayern-Anhänger zu ermuntern den ebenfalls anwesenden Werder-Fans verbal deutlich zu machen, wer als Sieger am Ende dieses Abends den Pokal in den Abendhimmel halten würde. Zu meiner Freude stimmte auch eine Vielzahl der Fans mit ein und so entwickelte sich ein ordentlicher verbaler Schlagabtausch, der durch den Hall in der Station eine gehörige Lautstärke erreichte, leider aber auch die Staatsmacht auf den Plan rief – allerdings ohne weitere Folgen für die Beteiligten.

Am Olympiastadion angekommen, stellte sich innerhalb der Reisegruppe die Frage ob dieses schon jetzt betreten werden sollte, da das Finale der Damen bereits vor dem Endspiel der Männer ausgetragen werden würde, oder ob es nicht sinniger wäre noch ein Bierchen bei herrlichstem Sonnenschein zu genießen: die Wahl fiel beinahe einstimmig auf den Gerstensaft.

So betrat man erst eine gute halbe Stunde vor Anpfiff das Rund und zu meiner Freunde nahmen wir die Plätze, die ein Teamkollege via DFB besorgt hatte, direkt im Bayern-Block ein. Die Stimmung war auf beiden Seiten von Anfang an bestens, die Spieler allerdings wirkten, ob aufgrund der sommerlichen Temperaturen oder etwa der langen und kräftezehrenden Saison lässt sich nur schwer beurteilen, noch etwas zurückhaltend und so fielen in der 1.Halbzeit auch keine Tore.

Dies änderte sich allerdings in der 2.Hälfte, als der brasilianische Topstürmer Giovane Elber in seiner typischen Manier nach feiner Vorarbeit von Stefan Effenberg in Minute 57 zur vielumjubelten Führung einschoss. Es entwickelte sich fortan ein abwechselungsreiches Fussballspiel, bei dem die Bayern allerdings mehr Vorteile besaßen und als Elbers Landsmann Paulo Sergio in der 83.Minute das 2:0 erzielte, war die Endscheidung gefallen. Die Revanche für das verlorene Endpiel des Vorjahres wurde nun ausgiebig gefeiert und als Bayern-Legende Mehmet Scholl in der Schlussminute noch das Sahnehäubchen in Form eines sehenswerten Lupfers zum 3:0 Endstand in die Maschen des Bremer Tores spitzelte, gab es kein Halten mehr.

Nachdem Kapitän Stefan Effenberg den Pokal vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau in Empfang genommen hatte, ließen es sich die Spieler nicht nehmen zu den Fans in die Kurve zum Feiern zu kommen. Da ich mich mittlerweile in vorderster Front postiert hatte, war die Sicht auf die Feierlichkeiten natürlich optimal. Carsten Jancker und Effenberg waren es schließlich, die mir den Pokal direkt vor die Nase hielten, so nah, dass ich ihn beinahe berühren konnte. Für einen 21-Jährigen, der seit dem verlorenen Europapokalfinale 1987 mit dem FC Bayern mitfiebert, ein unvergesslicher Abend. Und dieser endete erst in den frühen Morgenstunden des Folgetages im Hotel außerhalb der Stadt.

Hier gibt es übrigens noch einmal die Tore zu sehen.

e.b.

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