W´haven – Oldenburg
SV Wilhelmshaven – VfB Oldenburg
27.09.2013, Regionalliga Nord, Jadestadion, Endstand: 0:0
Spotlight: VfB Oldenburg
28.09.2013, Stadion Marschweg
Tag 1
Wochenend und Sonnenschein…
Freitagmittag, Feierabend – Reisezeit! Im IC bis Oldenburg, ab da (ZOB) Schienenersatzverkehr bis Wilhelmshaven. Äh, Wilhelmshaven, Wilhelmshaven… da war doch was. Ach ja, hatte Eintracht damals doch was mit zu tun. Eine tiefe innere Freude über den aktuell letzten Platz in der Bundesligatabelle stellte sich ein, die Regionalliga Nord war weit, weit weg. Und doch wieder nicht, denn am Abend stand das hiesige Regionalderby an. Doch erstmal wollte das Boardinghouse EcoSleep aufgesucht werden, um das Gepäck abzuladen. Vom Bahnhof durch die Fußgängerzone (Marktstraße), die allerdings bald ausdünnte, sodass die Unterkunft doch etwas jwd (janz weit draußen) zu finden war. Die Tür – abgeschlossen. Kurz die Telefonnummer gewählt, die auf dem Aushang stand, und innerhalb von 5 Minuten war jemand da um mich einzuchecken. Zimmermäßig jetzt nichts außergewöhnliches. Man teilt sich eine Etage mit anderen Bewohnern, also Küche und Bad, die Zimmer sind einzeln abschließbar.
Ein Taxi brachte mich zum Jadestadion, da es jetzt doch knapp zu werden drohte. Der Fahrer, HSV-Fan, witterte schon ein rassiges Derby in Risikoatmosphäre und wollte dann noch wissen, wie Eintracht die Klasse zu halten gedenkt. Konnte ich jetzt nicht so viel zu sagen, außer dass jedweder Tabellenplatz am Ende der Saison zu feiern wäre. Stieß etwas auf Unverständnis, was angesichts der HSV-Verpflichtung von Trainer Van Marwijk, der mit dem Ziel Platz 1-6 antritt, vielleicht nachvollziehbar ist.
…und dann beim Derby ganz allein…
Am Stadion füllte sich der Gästeblock allmählich. Interessante Konstruktion als Zugang, aus einem eingezäunten Sammelbecken mit Klobutze muss man eine Treppe hoch über eine Brücke in den Block. Meinereiner mit Sitzplatz für 13 Euro schlenderte auf dem Weg zur Gegengerade gemütlich unten durch. Die Stimmung hatte nicht nur vor Beginn der Partie tatsächlich einen gewissen Derbycharakter, bei den Oldenburgern ging zum Einlauf auch ein Licht auf. Unser Video zeigt einiges aus den Kurven.
Am Ende hieß es „Ein 0:0 der besseren Sorte“, was allerdings maßgeblich den selbstbewusst aufspielenden Gastgebern zuzuschreiben war. Die Top-3-Defensive des SVW um den starken lettischen U21-Nationalspieler Plendiskis stand gegen die Top-3-Sturmreihe der Gäste gut, und trotzdem der VfB Oldenburg mit Addy-Waku Menga natürlich einen herausragenden Spieler in den eigenen Reihen hatte, brachten sie an Chancen nicht viel zustande. Der SV Wilhelmshaven hatte seinerseits einige sehr gute Möglichkeiten, offenbarte aber teils eklatante Schwächen im Abschluss, sodass ein etwas schmeichelhafter Punkt mit im blau-weißen Gepäck nach Oldenburg ging.
Die Fanabreise wurde von der Polizei auch außerhalb des Jadestadions konsequent getrennt gesteuert, sodass hier keine Zwischenfälle zu verzeichnen waren. Mein Heimweg führte noch über den Country Club und das Kling Klang, zwei Musikbars mit Kickermöglichkeit, bevor ich mich über das W-Lan des Boardinghouse (endlich eine Unterkunft, wo das reibungslos funktioniert!) mit der überraschend einseitigen Reaktion der Vereinsoberen von Eintracht Braunschweig auf die Vorkommnisse in Mönchengladbach beschäftigen musste.
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Tag 2
…Meer und Spotlight noch zum Glücklichsein…
Frühstück gibt es samstags ab 8.30 Uhr, und die Bewertungen sprechen vollkommen wahr wenn sie das Prädikat „Sehr gut“ verteilen. Selbstgemachte Marmeladen, mit Geschmäckern wie Kürbis-Apfel-Zimt, Kirsche-Baileys oder Heidelbeer-Banane-Zimt, dazu Brötchen, Obst, Ei, Müsli/Flakes, hausgemachte Joghurt- und Salatkreationen und natürlich Kaffee/Tee satt. Zur fälligen Entlastung wurde der Weg zum Jadebusen per pedes zurückgelegt. Witzig I: Eines der ersten Autos, das mir nach der Fußgängerzone begegnete, war ein üppig gestaltetes Eintracht-Fanfahrzeug mit FRI-Kennzeichen. Vorbei am Großen Hafen über die Kaiser-Wilhelm-Brücke, die immer noch fit genug ist, um sich für große Schiffe aufzuklappen, gelangte ich an die Südstrandpromenade. Witzig II: Hier ist auch der Dunfermline-Platz gelegen, da hat Wilhelmshaven doch tatsächlich eine Städtepartnerschaft mit der schottischen Ortschaft. Während unserer Schottlandreise sind wir da ja vorbeigekommen, auch wenn es nicht dazu reichte, den Ort selbst zu besuchen.
Hier befindet sich auch der Schiffsanleger für Hafenrundfahrten, ich wollte eine um 11.30 Uhr machen, laut Internet. Überpünktlich war ich auch, nur stand auf dem Schild 11 Uhr. So sah ich noch, wie die Gangway gelöst wurde und das Schiff ablegte. Irgendwie dachte ich: Das muss ein Déjà Vu sein, was soll ich nur Thun? Zufällig liegt das Meeresaquarium gleich daneben, und so tauchte ich in die Welt der Nordsee, der Ozeane, der Antarktis und des Regenwalds ein. Abgefahren waren so hässliche Fische, die im Eismeer in 400m Tiefe leben, einen bestimmten Druck brauchen und nur eine Überlebenschance innerhalb einer Temperaturtoleranz von -1,5°C bis +1°C haben.
Dann war es Zeit, nach Oldenburg rüberzumachen, Schienenersatzverkehr allez. Hier war beinahe die komplette City gesperrt wegen eines Umzugs. Dementsprechende Probleme hatte auch der Taxifahrer, der mich zum Stadion des VfB Oldenburg bringen sollte, aber es klappte schlussendlich. Leider war mir das Glück nicht hold und das Stadion am Marschweg präsentierte sich als uneinnehmbare Festung – keine offene Tür oder ähnliches. Musste also der Zoom herhalten, aber auch der schaffte keinen wirklichen Einblick in den Innenraum.
…Wochenend und Sonnenschein!
Florian war 2002 mal im Marschwegstadion und hat für diesen kurzen Exkurs extra noch ein paar Bilder rausgesucht, siehe Galerie unten. Seine Anmerkungen: “Der VfB ging damals als Tabellenführer der Oberliga Niedersachsen/Bremen in den letzen Spieltag zu Hause gegen den 1. SC Göttingen 05 und sicherte sich mit einem 3:0 die Meisterschaft. Die darauffolgende Relegation gegen die HSV Amateure ging allerdings verloren und der Traum, wieder Anschluss an den wahrgenommenen Fußball zu finden platzte. Das hat sich bis heute nicht geändert. Gefürchtet war jedoch früher das Donnerschwee. Wohl eins der intimsten Stadien Deutschlands. Hab ich leider nie erlebt, und leider wurde das plattgemacht. Der Marschweg war dagegen suboptimal und Oldenburg konnte irgendwie das alte Feuer der kleinen Bude nie mehr entfachen.” Früher spielte der VfB also im Stadion Donnerschwee, gelegen im gleichnamigen Stadtteil, heute stehen auf dem Gelände ein Stadtteilzentrum und ein Supermarkt. Die Erinnerungen an die „Hölle des Nordens“ werden zunehmend verblassen, je älter die Zeitzeugen werden. Wenn da nicht das unten verlinkte Hörspiel wäre.
Bei schönstem Altweibersommerwetter kämpfte ich auf dem Rückweg am riesigen Schlossgarten entlang gegen die Menschen- und Fahrradmassen an, die von besagtem Umzug kamen. Über das Schloss, dass das untere Ende der ebenfalls sehr großen Fußgängerzone bildet, über den Schlossplatz und durch die prallvolle, enorme Fußgängerzone führte mein Weg zurück zum Bahnhof, wo ich im angrenzenden feinen Biergarten/Restaurant Klinkerburg noch ein wenig die Sonne genoss, bevor der IC mich direkt nach Braunschweig zurückbrachte.
Links
Stadion Donnerschwee
Hör- und Aktionsspiel über die “Hölle des Nordens”
Bildergalerie (zum Vergrößern klicken)